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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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wurde vom Gremium auf das Parlament gelenkt. Ein Rest, neben der leidenschaftlichen Liebe, die er für ihn empfand, wurde immer wieder geweckt von Judah Low.
     

     
    »Cutter, Chaver«, hatte Pomeroy ihn einmal angesprochen. »Ich will dich nicht beleidigen, nimm’s mir nicht krumm, aber bist du – vom anderen Ufer?« Pomeroy brachte es kaum über die Lippen. Es war kein schlimmer Ausdruck, ein durchaus gesellschaftsfähiger Euphemismus. Cutter hatte nicht übel Lust, ihn zu berichtigen – Nein, ich bin ein Arschficker, Pomeroy. Aber das wäre unnötig grob gewesen und das Bellen eines getroffenen Hundes.
    Sämtliche Chaverim wussten seit langem Bescheid und vermieden es angestrengt, Cutter ein Missfallen zu bezeigen – aber nur so, hatte man ihm zweimal auseinander gesetzt, weil gute Insurrektionisten niemanden dafür verurteilten, dass er das Opfer einer kranken Gesellschaft war. Er selbst ging nicht damit hausieren, doch er würde sich bei Jabber auch niemals entschuldigen oder verstecken.
    Man wusste, dass Judah mit ihm schlief, doch zu seinem Unmut gab es keinerlei taktvolle Zurückhaltung gegenüber dem älteren Mann, nicht einmal an dem Tag, als sie zu einer Versammlung kamen und die Kleider getauscht hatten.
    »Es ist Judah.«
    Wenn Judah es tat, war Sex ebenso wenig noch Sex, wie Wut noch Wut war oder Kochen Kochen. Seine Handlungen waren nie, was sie waren, sondern geadelt, erhöht durch eine sublime Rechtschaffenheit. Cutter war ein Schwuler, aber Judah war Judah Low.
     

     
    Nach der bewussten Nacht legten Elsie und Pomeroy anfangs Cutter gegenüber eine merkliche Befangenheit an den Tag. Aber das Leben unterwegs erlaubte keine Zimperlichkeiten: Schon bald stützte man sich gegenseitig, reichte sich eine helfende Hand beim Erklettern steiniger, von Wurzelwerk überwucherter Böschungen.
    Bei Susullil hatte ihr Zusammensein keinerlei Veränderung bewirkt. Weder schien er es zu bereuen, noch legte er es auf eine Wiederholung an. Cutter nahm es mit selbstironischer Gelassenheit. Drei Nächte später ging er wieder zu ihm. Es war ein Akt mit Hindernissen. Cutter musste die Neigungen seines Partners kennen lernen. Susullil küsste gern und frönte dieser Vorliebe mit dem Enthusiasmus des Novizen. Doch er liebkoste ausschließlich mit den Händen, auf Cutters abwärts wanderndes Zungenspiel reagierte er mit Widerwillen. Cutter versuchte, seinen Hintern zu präsentieren, und als der Nomade endlich begriff, was gemeint war, lachte er mit ungekünstelter Heiterkeit und weckte die anderen, die vorgaben zu schlafen.
    Sie machten Bekanntschaft mit exotischer Fauna. Dinge wie gefingerter Fungus, der sich halb kriechend, halb wachsend an Baumstämmen hinaufarbeitete. Groteske Primaten, die Pomeroy »Höllenaffen« taufte, aus deren mittlerem Konglomerat bündelweise Gibbonarme explodierten, woran sie sich unglaublich schnell durch die Baumwipfel hangelten.
    »Ihr wisst, wo wir sind, ja?«, fragte Cutter Judah und Drogon.
    Der Baumbestand lichtete sich. Die häufigen Regenschauer wurden kühler, auch die Luft war nicht mehr schwer wie feuchtes Tuch, sondern löste sich auf in feinen Dunst. »Wir sind immer noch auf dem rechten Weg«, versicherte Drogon.
    Ach, du weißt, wohin wir gehen?, dachte Cutter mit müder Ironie.
    Irgendwann hörten sie im Wald Stimmen und das Knacken und Brechen von Zweigen. Sie hielten die Waffen schussbereit, aber die Näherkommenden riefen und machten keinen Versuch, unentdeckt zu bleiben, und Susullil gab aufgeregt Antwort und lief ihnen entgegen. Als die anderen ihn einholten, schlugen er und Behellua sich gegenseitig auf die Schultern. Hinter dem Wiedergekehrten standen zwei verschüchtert aussehende Männer in Waldläuferkluft, die zur Begrüßung stumm mit dem Kopf nickten.
    Behellua lächelte breit, als die Gefährten herankamen. Die beiden Weinhirten redeten lebhaft aufeinander ein.
    Schließlich wandte Susullil sich an Judah, obwohl mittlerweile alle recht gut seine Sprache verstanden. »Er kommt aus der Stadt im Wald«, dolmetschte Judah. »Die Leute dort suchen Hilfe. Anscheinend werden sie bedroht – angegriffen. Behellua hat ihnen von uns erzählt, wie wir ihnen gegen die Miliz geholfen haben. Sie glauben, wir hätten eine besondere Macht. Sie haben uns etwas anzubieten. Wenn wir ihnen helfen …« Er hörte wieder auf das, was Behellua sagte.
    »Wenn wir ihnen helfen, hilft ihr Gott uns. Gibt uns, was wir brauchen. Sie sagen, ihr Gott zeigt uns den Weg zum Eisernen

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