Der Eiserne Rat
Cutters Eindruck. »Wir sind geheim. Wir wissen geheime Dinge. Sie werden uns anvertraut. Wir finden, was verloren ist. Ich reise schnell: Ich reise auf verborgenen Wegen, vergessenen Pfaden. Als ich hierher kam, ließ ich sie diesen Schrein bauen. Es ist leicht, hier ein Gott zu sein. Wenn einer kommt, offenbare ich ihm ein kleines Geheimnis, etwas Verborgenes. Deshalb glauben sie an mich.«
»Wie ist dein Name, Mönch?«, fragte Cutter.
»Qurabin. Roter Mönch des Achten Ringes von Tekke Vogu.«
»Ist das der Name eines Mannes?« Ein Lachen.
»Unsere Namen geben das Geschlecht nicht preis. Willst du erfahren, ob ich ein Mann bin?« Auf einmal klang die Stimme sehr nah. »Ich weiß es nicht.«
Alle Jünger von Tekke Vogu waren Privilegierte des Augenblicks, aber es war ein Handel. Sie erwarben die Fertigkeit, das Geheime zu enthüllen und das Verlorene zu finden. Doch Vogus Sakrament erhielt man im Tausch, nicht geschenkt. Der Preis für den Schutz des Augenblicks war etwas Hingegebenes, etwas wurde der Erkenntnis des Jüngers entzogen und Vogu zum Opfer gebracht.
»Ich weiß von Mönchen, die ihren Namen nicht kennen. Der ihnen genommen wurde. Die ihre Augen verloren. Ihr Heim, ihre Familie. Ich – als ich mich dem Dienst an Vogu weihte, wurde mein Geschlecht vor mir verborgen. Ich erinnere mich an meine Kindheit, aber nicht, ob ich ein Mädchen war oder ein Junge. Beim Pissen schaue ich nach unten, aber es ist vor mir verborgen. Mein Geschlecht ist verborgen.« Qurabin sagte es ohne Groll.
»Du willst also, dass wir dieses Ding unschädlich machen, dass euch angreift?«, forschte Cutter.
»Nicht ich«, antwortete Qurabin. »Sie wollen euch, sie brauchen Kämpen, die für sie die Arbeit tun. Dieses Kaff ist nicht der Mühe wert.«
Die Gefährten schauten sich an.
»Was Götter angeht, bist du nicht gerade ein Erquicker der Mühseligen und Beladenen«, bemerkte Elsie.
»Das habe ich auch nicht behauptet, oder? Sie sind es – sie haben dieses traurige Dorf um mich herum gebaut, und dauernd verlangen sie etwas von mir. Ich habe nicht darum gebeten! Wo war denn mein Beschützer? Was Tesh mir getan hat, kann ich ihnen tun. Soll das Dorf brennen.«
»Vorhin hat sich das anders angehört«, hielt Cutter ihm entgegen, aber Judah unterbrach ihn.
»Und wer bist du, das zu bestimmen?«
Er trat vor und richtete den Blick auf den primitiven Altar, als könnte er sehen, dass Qurabin sich dort versteckte. »Wer gibt dir das Recht, den Stab über sie zu brechen?« Seine Stimme hob sich. »Sie kommen hierher, schaffen sich ein neues Zuhause, so gut oder so schlecht es ihnen möglich ist, auf der Flucht vor denen, die sie töten würden, nur weil sie in der Nachbarschaft von Tesh wohnen. Sie bemühen sich, etwas aufzubauen, und sie begehen einen Fehler. Auf der Suche nach einem Gott an dich zu geraten.
Sie haben uns Hilfe versprochen, einen Führer. Also rück raus damit. Wir werden das Ungeheuer finden, oder was immer es ist, und sie davon befreien. Und du kannst für uns finden, wonach wir auf der Suche sind.«
Die Feuchtigkeit des Waldes tropfte hohl in dem schlichten Bau.
»Sag uns, wo es ist. Ich glaube dir verdammt noch mal nicht, dass es dir egal ist. Du bist besorgt. Du willst es uns sagen. Du willst sie beschützen. Du weißt es. Also heraus damit. Wir haben dein Angebot bekommen. Sie brauchen uns, um dieses Ding zu töten, und zum Lohn gibst du uns, was du versprochen hast.«
»Ich werde nichts aus Vogus Haus nehmen für euch …«
»Komm mir nicht mit deiner verdammten Frömmigkeit, solange du irgendwelchen Tinnef aus dem Haus deines Gottes nimmst, um die Eingeborenen zu beeindrucken. Sag uns, wo das Biest ist, und wir erledigen es, und dann verrätst du uns, wo wir den Eisernen Rat finden.«
»Ich betrüge nicht«, sagte Qurabin. »Ich kaufe. Für alles, was ich erfahre, wird mir etwas genommen. Und es tut weh. Vogu gibt nichts für umsonst. Ich offenbare die Hure und Tochter von deinem Freund da, und es brennt und ich verliere etwas. Verloren und verborgen in dem Augenblick. Ich stehe nackt vor euch. Wenn ich das offenbare, den Eisernen Rat? Das kommt mich teuer zu stehen.«
Stille, nur wieder das Tröpfeln.
»Die Bestie«, mahnte Judah. »Wo finden wir sie?« Das Schweigen dehnte sich.
»Warte«, sagte die Stimme, und wieder mischte sich Erleichterung unter die grämliche Verdrossenheit.
Hat es satt, ein Gott zu sein, dachte Cutter. Er schaute Judah an, der aufrecht dastand,
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