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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sie eine Chance, wenn auch eine sehr geringe, Zugriff auf die Anlagen des Schiffs zu erhalten und vielleicht von hier zu entkommen.«
    »Was?«, fragte Yallow und zog sich kurz ins Sanktum zurück.
    »Entfernen Sie sich von der Tür«, sagte Dent.
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie hereinkommen!«
    »Entfernen Sie sich von der Tür – das ist ein Befehl!«
    Yallow wich widerstrebend zurück, während Cormac das Geschehen mit distanzierter Zerstreutheit verfolgte. Wie er wusste, lag das an den Medikamenten, und er überlegte, ob er sich nicht ein Stimulans verabreichen sollte, entschied sich jedoch dagegen, denn er dachte, dass dies hier bald vorüber sein würde und dass er und Yallow schon ihren Beitrag geleistet hatten. Als er sich nun umsah, entdeckte er eine riesige Panzerschale von fast fünf Metern Durchmesser, und sie war alles, was vom erwachsenen Prador an Bord übrig geblieben war – vom Kapitän. Ihm fiel auf, dass Beine weder an der Panzerschale hingen noch in der Nähe lagen. Erwachsene Prador verloren leicht ihre Gliedmaßen, und zweifellos waren Gravoeinheiten mit der Unterseite der Schale verschweißt. Cormac konnte sie nicht sehen, aber was er sah, montiert in einer Reihe unter den Mandibeln der Kreatur, waren die sechseckigen Steuerungsgeräte, mit denen sie alles an Bord dieses Schiffes bedient hatte. Das war es, was die Zweitkinder in die Hand bekommen wollten.
    Diesmal waren weder hydraulische noch die harten mechanischen Geräusche von eben zu hören, als sich die Segmente der Tür rasch schlossen. Cormac erwischte einen kurzen Eindruck von einer gelben und violetten Panzerschale und das Glimmen eines Auges durch den restlichen Türspalt. Eine dieser Gasdruckwaffen zischte und stotterte, und Geschosse prasselten auf das schwere Metall ein und klangen schließlich dumpf, als die Tür endlich geschlossen war. Ein zischendes Brodeln ertönte, und weißer Schaum trat rings um die Tür und entlang der diagonalen Unterteilungen hervor und verfestigte sich schnell. Cormac nahm den sauren Geruch eines druckfesten Dichtungsmittels wahr.
    »Die Konstruktionsweise dieser Schiffe ist extrem belastbar«, erklärte Dent gelassen. »Aber der Bau liegt einige Zeit zurück, und hier drin ist vieles abgenutzt, wenn auch robust genug, um weiter zu funktionieren.«
    Ah, dachte Cormac.
    »Was sagen Sie da?«, fragte Yallow.
    Dent fuhr fort: »Prador sind nicht allzu sehr um sichere Luftabdichtungen in ihren Türen besorgt. Wie die Konstruktionsweise ihrer Schiffe sind diese Kreaturen robust und halten großen Druckveränderungen stand. Prador können sogar bemerkenswert lang im Vakuum überleben.«
    »Was?«, fragte Yallow. Das entwickelte sich bei ihr rapide zu einer ärgerlichen Gewohnheit.
    »Ich denke«, sagte Cormac benebelt, »dass die Prador in eine Falle gelockt wurden und wir als Köder hier sind: ein scheinbar alter Mann und zwei frischgebackene Rekruten, die das Sanktum öffnen.«
    »Man benutzt uns als Lockvögel?«, fragte Yallow ungläubig.
    »Überragend!«, lobte Dent.
    Cormac musterte diese Reproduktion eines Menschen argwöhnisch – denn dieses Wort gehörte zu Olkennons Lieblingsausdrücken; wurde Dent also vielleicht von dem Golem ferngesteuert, der ihre Einheit kommandierte?
    Yallow wandte sich jetzt ab und betrachtete das ausgehärtete Dichtungsmittel.
    »Eine Falle«, wiederholte sie.
    »Hazon-Nervengas vermutlich«, sagte Cormac.
    Yallow zeigte ein grimmiges Gesicht. »Wir hätten da draußen umkommen können«, erklärte sie rundheraus.
    »Gehört irgendwie einfach dazu«, wandte Cormac ein.
    Auf dem Korridor hörte man, so dick die Tür auch war, schwere Gegenstände heftig herumkrachen. Prador waren sicherlich robust – selbst ein so hochtoxisches Gas brauchte lange, um sie umzubringen.
     
    Der sockelmontierte Autodok hockte wie ein verchromter Pfeilschwanzkrebs über Cormacs verletztem Bein und schien sich von der Wunde zu ernähren. Da am unteren Ende der Wirbelsäule ein Nervenblocker wirkte, spürte Cormac nichts, aber er hatte dummerweise ein ausgezeichnetes Gehör. Er hielt den Blick vom blutigen Werk des mechanischen Chirurgen abgewandt, konnte aber weder das nasse Knirschen noch die Zweitonmusik von Knochen- und Zellschweißer ausblenden.
    Olkennon starrte auf einen Bildschirm an der Rückseite des Doks und bestand darauf, Cormac die Vorgänge zu schildern – und dabei kein einziges blutrünstiges Detail auszulassen.
    »Er hat die Metallsplitter jetzt entfernt und

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