Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Umkreis das Pradorschiffs Wache halten würde, ermöglichte er Separatisten, den Umkreis zu durchstoßen, damit sie sich in den Besitz irgendeiner Waffe bringen konnten – eines Gefechtskopfs. Als dieses Vorhaben scheiterte, tötete er die, die vom Schiff flohen, ehe man sie gefangen nehmen konnte und sie dann unausweichlich seine Verwicklung offenlegten. Anschließend haben sich die Separatisten für diese Morde an ihm gerächt.« Cormac deutete auf das Bett.
    »Dicht dran, wenn auch nicht in jeder Einzelheit präzise.«
    »Wenn es nicht zu viel verlangt ist, könntest du diese Einzelheiten hinzufügen?«
    »Ah, du hast für einen so jungen Menschen eine übermäßige Neigung zu Sarkasmus entwickelt.«
    »Es ist die Folge meines Zynismus’ – was, davon bin ich überzeugt, ein zum Überleben nützliches Merkmal jeder Person ist, die für die ECS arbeitet. Muss ich jetzt weiter spekulieren?«
    »Vernols Bruder gehörte zu denen, die beim Schiff getötet wurden, aber Vernol hat Carl zu ermorden versucht, weil er Carl für einen ECS-Spitzel hielt. Soweit wir wissen, hat der Mann ›der Sache‹ stets Vorrang vor der eigenen Familie eingeräumt und konnte seinen Bruder im Grunde nicht besonders gut leiden.«
    Cormac fühlte sich bei all dem nicht wohl. Ohne seine Einmischung hätte Carl Vernol vermutlich überwältigt, aber kam es darauf an? Carl hatte sich offenkundig in irgendeiner Form schuldig gemacht ...
    »Vernol weilt nicht mehr unter uns«, stellte Cormac fest, »und Carl wird, wie ich vermute, auf unserer Seite der Ewigkeit nicht mehr aus der Fürsorge der ECS entlassen.«
    Olkennon zuckte die Achseln – die Entscheidung lag nicht bei ihr.
    »Wie ist die Lage derzeit?«, fragte Cormac.
    »Die Separatisten unschädlich zu machen, das ist das wichtigste Ziel der ECS hier. Mit Carls Hilfe hätten wir möglicherweise eine ganze Anzahl Zellen ausschalten können.«
    Cormac sagte nichts, denn er war es leid, ihr die Informationen einzeln aus der Nase zu ziehen. Er wusste, dass Olkennon ihm letztlich alles erzählen würde, was er wissen musste, jedoch kein bisschen mehr.
    »Soweit wir wissen«, fuhr sie fort, »ist die Meinung unter den Separatisten der hiesigen Gegend, von denen wir wissen, gespalten. Manche halten Carl für einen ECS-Spitzel und finden, Vernol hätte richtig gehandelt, als er ihn umzubringen versuchte. Andere glauben, dass Vernol nur Rache üben wollte und einen wertvollen Aktivposten umzubringen versucht hat.«
    Cormac ärgerte sich über sich selbst, als er erneut nachhakte. »Und meine Rolle dabei?«
    »Nach seiner Personalakte, von der wir derzeit nicht voll überzeugt sind, stammt Carl von Kallisto. Seine Familie gehörte zu den Jupiter-Separatisten, obwohl sie nie an extremen Maßnahmen wie gewaltsamem Protest oder Terror beteiligt war. Wir können deine Akte so ändern, dass sie dich ebenfalls als von dort stammend ausweist. Alle Anfragen, die direkt dorthin gehen, können von unseren Agenten abgefangen werden, da die Organisation der Kallisto-Separatisten schon vor langer Zeit unterwandert wurde – sie darf nur deshalb fortbestehen, weil sie uns Hinweise auf andere Enklaven von Separatisten liefert.«
    »Ich verstehe; ich soll der Partner sein, von dem Carl nie gesprochen hat.«
    »Überragend.« Olkennon verzog das Gesicht. »Ich hoffe wirklich, dir ist klar, wie gefährlich das werden kann, besonders in Anbetracht der Zweifel an Carls Vorgeschichte?«
    Cormac schnaubte verärgert und wedelte mit der Hand, als wollte er die Frage einfach wegwischen. Ja klar, vielleicht bestanden Unklarheiten über Carls Vergangenheit, aber passte das nicht gut zu seinen ruchlosen Umtrieben hier?
    »Es erfordert ordentlich Überzeugungsarbeit«, sagte er. »Diese Leute wissen, dass man so ziemlich alle Informationen fälschen kann, und womöglich werden einige mich ausschalten wollen.«
    »Ganz sicher. Kannst du überzeugend sein?«
    Cormac dachte über die Lage nach. Er wurde in einen verdeckten Einsatz geschickt, weil er gerade dafür greifbar war. Solche Einsätze fielen gewöhnlich unter die Zuständigkeit von Leuten mit jahrzehntelanger Ausbildung und praktischer Erfahrung. Er war gerade mal zweiundzwanzig.
    »Ja klar, ich denke, dass ich überzeugend sein kann.«

3
    »Cormac, Dax ist wieder da«, sagte seine Mutter. Erneut trug sie eine altmodische Sonnenbrille – eine Gewohnheit, die sie unnahbar erscheinen ließ, ganz wie es ihr ständig distanzierter Tonfall und ihre ständige Bekräftigung

Weitere Kostenlose Bücher