Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
organisierten die Behandlung schwer Strahlengeschädigter. Ihre Haut löste sich schon ab, wenn sie eintrafen. Zu Anfang wurden wir damit fertig, aber dann hat eines ihrer Aufklärungsschiffe damit angefangen, unsere Versorgungsschiffe zu zerstören. Auch damit wurden wir fertig – setzten Nervenblocker ein und alles andere, was wir zusammenkratzen konnten.« Er zuckte die Achseln. »Die Patienten hatten keine Schmerzen, aber sie starben uns unter den Händen weg. Dann griffen uns Prador-Bodentruppen an, und wir mussten uns zurückziehen. Etwa achthundert unserer Patienten waren einfach nicht transportfähig – es hätte sie glatt umgebracht. Unser Befehlshaber war unerfahren und entschied, sie unter Wirkung der Nervenblocker zurückzulassen. Vielleicht würden sich die Prador ja nicht für sie interessieren. Dieser Befehlshaber wurde letztlich mit den übrigen Verwundeten abtransportiert, als einer der regulären ECS-Soldaten herausfand, was er getan hatte, und ihn richtig zusammenschlug.« Dax blickte zu seiner Mutter auf. »Weißt du, was Prador mit Verwundeten machen?«
    »Ich kann es mir denken.«
    »Vielleicht kannst du das, aber es sind die Einzelheiten. Sie fressen sie lebendig auf.«
    »Also sind sie umgekommen, was auch geschehen wäre, hättet ihr sie abtransportiert. Zumindest hatten sie keine ...«
    Dax schüttelte den Kopf. »Nein, Mutter – sie haben zuerst die Nervenblocker entfernt, dann die schlimmsten Fälle zuerst gefressen und sich etliche Tage lang Zeit für die Übrigen gelassen. Sie sind technisch so weit entwickelt wie wir und wissen, wie man jemanden am Leben hält.«
    »Das ist – grauenhaft!«
    Erneut das Achselzucken. Dax hielt ihr das Glas hin, damit sie ihm Whisky nachschenkte. »Danach haben sich die Umstände, unter denen wir zum Einsatz kamen, zu schnell verändert, um noch die großen transportablen Lazarette aufzubauen. Zumeist Arbeit im Feld. Ich habe so ziemlich jede Verwundung zu sehen bekommen, die man sich überhaupt vorstellen kann.« Er trank, schüttelte den Kopf. »Zähe Mistkerle, manche dieser regulären Soldaten. Stell dir vor, wie du jemanden auf dich zukommen siehst, der den eigenen abgetrennten Arm trägt, den Stumpf mit einem Laser kauterisiert, und dir dann sagt, er möchte ihn schnell wieder angenäht haben, um zu seiner Einheit zurückkehren zu können.« Er unterbrach sich. »Bist du sicher, dass du das hören möchtest?«
    »Ich möchte es hören. Ich möchte wissen, dass er keinem unbedeutenden Feind gegenüberstand.«
    Dax zog an einer weiteren selbstentzündlichen Zigarette. »Man erlebt es Tag für Tag für Tag. Man denkt, dass man sich daran gewöhnt, und stellt schließlich fest, dass man es nicht tut. Ich und drei weitere Leute wurden zu einer Stelle geschickt, wo wir zwei Soldaten fanden, die an einem Schlangenbaum hingen. Man hatte sie lebendig gehäutet und versorgte sie über einen Tropf mit Schockmedikamenten und Flüssigkeit, und sie lebten noch. Zwei Freunde stiegen auf den Baum, um sie loszuschneiden. Eine Sprengfalle. Eine Thermogranate ging los und röstete alle vier dort oben. Ich wache heute noch auf und höre sie schreien, und ich kann nirgendwo hingehen, wo Schwein oder Speck gebraten wird.«
    Mutter schien es schlecht zu sein. Sie setzte die Sonnenbrille ab, und ihre Augen waren gerötet. Das machte ihr schwer zu schaffen, vermutete Cormac, und ein Kribbeln lief ihm über den Rücken. Er wünschte, er hätte das Licht in seinem Zimmer an gelassen.
    »Dann war da diese Geschichte auf der Halbinsel Olston«, fuhr Dax erbarmungslos fort. »Etwa hundert Soldaten, die auf den Abtransport hinter die Front warteten. Niemandem fiel irgendwas Seltsames an ihnen auf. Sie wurden in das Lager gebracht, wo ich mich bereithielt, um ihre Wunden zu versorgen. Sie stiegen einfach aus den Ambulanzen und eröffneten das Feuer. Töteten vierhundert Menschen, ehe sie selbst alle tot waren. Ich habe eine Autopsie verfolgt. Entkernt und von einem Sklavenregler gesteuert.«
    »Was?«, fragte seine Mutter.
    »Menschen, die gefangen genommen wurden ... Ich kenne nicht die ganze Geschichte; es geht da um ein außerirdisches Virus, das die Betroffenen robuster macht. Ein Teil des Rückenmarks und das Gehirn entfernt – und ersetzt durch einen Prador-Sklavenregler aus Metall.«
    »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Dax.«
    »Da ist nichts zu sagen. In Tritonia erhalte ich alles Nötige.«
    »Eine Editierung?«
    »Verdammt richtig. Unter den Menschen, mit

Weitere Kostenlose Bücher