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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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denen ich arbeite, sind solche, die mit allem möglichen Zeug umgehen können, obwohl sie sich nicht erinnern können, dass sie je damit zu tun gehabt hätten. Ich lasse mir die schlimmen Erinnerungen herausschneiden, herausbrennen.«
    Dax stand auf, ein wenig unsicher auf den Beinen, und streckte sich. Er drehte sich um, kam direkt auf den Bezugspunkt von Cormacs Perspektive zu und blickte offen auf den Bildschirm des P-top. »Und ich denke, dass du jetzt genug gehört hast«, sagte er und schaltete den Bildschirm ab.
     
    Kaum hatte Cormac die alte Stadt betreten, da wusste er, dass ihn noch jemand anderes im Auge behielt als derjenige, der ihn beschattete, denn es war bekannt, dass die Stadt mit Stecknadelkameras übersät war. Die Straßenkarte vor dem geistigen Auge sondierte er die Reihe aus morschen Geschäften rechts von ihm und entschied sich für ein Modegeschäft, das ungefähr an der richtigen Stelle stand. Er ging zu den mit Plastik abgedeckten Ständern voller Straßenkleidung hinüber, hob ein Stück der klaren Folie an, als wollte er einen Anzug in Augenschein nehmen, und drehte sich unvermittelt um und blickte hinter sich. Sein Beschatter war jedoch gut, hatte sich schon abgewandt und traf gerade eine Auswahl auf dem Display eines Imbissautomaten. Cormac schnitt eine Grimasse und betrat den Laden, wo das junge Mädchen, das hier die Geschäfte führte, sofort an ihn herantrat.
    »Hallo«, sagte er heiter, »ich brauche eine Nebelrobe und Maske.«
    »Wir haben da eine wunderbare Auswahl ...« Sie wollte ihn zu den Ständern auf der linken Seite führen, aber er wandte sich nach rechts, wo die billigste Kleidung abgepackt lag, und wählte eine Robe und Maske aus. Solche Kleidungsstücke waren unverzichtbar, wenn man keinen Umweltanzug hatte, da sich abends oft saure Nebel herabsenkten. Das Mädchen folgte Cormac widerstrebend, als er ein achteckiges Zehn-Shilling-Stück hochhielt und dann neben sich auf einen Ladentisch legte. Er riss die Verpackung auf und zog sich schnell die sackartige Robe und die Maske an.
    »Ich möchte das Geschäft durch die Hintertür verlassen«, sagte er.
    Sie betrachtete die Münze, deren Wert etwa fünf Mal so hoch war, wie seinem Einkauf entsprach. »Ich möchte nicht in etwas Illegales verwickelt werden.« Das war ein Routineprotest und ein Versuch, den Preis hochzutreiben. Er hatte keine Zeit dafür – sein Verfolger würde bald hereinkommen.
    »Sie werden nicht in etwas Illegales verwickelt werden, wenn Sie mich hindurchgehen lassen. Sollte allerdings Shelahs Ehemann mich hier drin antreffen, könnte die Lage hässlich werden.«
    »Shelahs Ehemann?«
    »Ich habe keine Zeit mehr!«
    Sie gelangte rasch zu einer Entscheidung und griff nach der Münze. »Hier entlang.«
    Sie führte ihn in ein Hinterzimmer, in dem Plasmel- und Pappkartons aufgestapelt waren – die Erstgenannten mit Brandspuren, die von ihrem Ursprung vor dem Kriegsende kündeten. Die Hintertür war eine schwere Angelegenheit aus Pseudoholz mit zahlreichen Riegeln, die das Mädchen öffnete. Cormac hegte keinerlei Zweifel, dass »Shelahs Ehemann« genauso schnell und zum gleichen Preis durch dieselbe Tür geleitet werden würde. Anschließend würde das Mädchen die Riegel wieder vorschieben, sich die Hände abstauben und sehr glücklich über den Tagesgewinn sein.
    Ein Weg führte hinter den Geschäften entlang, auf der Seite gegenüber gesäumt von Ruinen, die teilweise wieder zu Wohnhäusern aufgebaut oder als Müllhalden benutzt wurden. Cormac duckte sich hinter eine zerfallene Mauer, deren Schaumkalksteinoberfläche durch die enorme Hitze irgendeines Geschützes, vermutlich einer Prador-Partikelkanone, verglast worden war. Er holte einen kleinen Handscanner aus der Tasche und führte ihn von Kopf bis Fuß am eigenen Körper entlang. Eine der Wanzen – von der Größe eines Stecknadelkopfes – steckte im Kragen des Umweltanzugs. Er warf das Ding in den Geröllhaufen, der sich hinter ihm befand. Die andere Wanze war mikroskopischer Natur und an die Haut eines Unterarms gebunden. Er schaltete den Scanner auf eine andere Funktion um und zerstörte die Wanze durch einen Stoß elektromagnetischer Strahlung. Dann stellte er einen Schalter am Scanner um und warf ihn weg, denn ein einfacher ECS-Soldat, der nur einen Spaziergang machte, hätte so etwas nicht gebraucht. Das Gerät ging erst in Rauch, dann in Flammen auf und verbrannte alle Fingerabdrücke und DNA-Spuren mit sich. Jetzt holte Cormac eine

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