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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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den meisten Impulswaffen, die Entladung unsichtbar. Die Waffe war mit einem dicken Schalldämpfer ausgestattet, der nicht nur das Krachen des Schusses absorbierte, sondern auch eine inverse fonische Wellenfront ausstrahlte, die die meisten Einschlaggeräusche überdeckte. Das Resultat war in den meisten Fällen ein völlig lautloses und schauriges Töten. Das Magazin fasste zweihundert Kugeln, jedes Projektil ein explosiver Hochdruck-P-Mantel von nur einem Millimeter Durchmesser und drei Millimetern Länge. Alle vier Teammitglieder führten solche Waffen mit und hatten darüber hinaus Pepperpot-Betäubungspistolen im Gürtelhalfter, die zum Einsatz kommen sollten, sobald sie auf Sheen stießen.
    »Okay«, sagte Gorman und stand auf. »Zeit, sich die Hände schmutzig zu machen.« Er klappte die Kapuze des Kampfanzugs hoch und die Maske vors Gesicht und zog sich die Handschuhe an. Per Verstärker wies Cormac seine Brille an, die Erkennungssignale seiner Kameraden einzublenden. Gorman wurde für ihn sofort wieder sichtbar, als steckte er in einem orangefarbenen Anzug – schließlich ging es nicht an, dass Cormac letztlich auf die eigenen Leute feuerte, weil er sie nicht sehen konnte.
    Die beiden Golems, die scheinbar inzwischen auch von Kopf bis Fuß in Orange gekleidet waren, hatten den Moskito fertig montiert und wichen davon zurück. Die Waffe erhob sich plötzlich auf den sechs silbrigen Beinen, verschwand für einen Augenblick und erschien als roter Umriss wieder – zurückzuführen auf die Aktivierung ihrer Chamäleonware und den Eingang des Erkennungssignals in Cormacs Brille. Abrupt fasste die Kanone jeden von ihnen ins Visier, erkannte sie, schwenkte weiter herum und widmete sich dann einer Sichtungsroutine, die den bewaldeten Hang abdeckte, wie er in das Tal zu ihren Füßen führte.
    »Freut mich, dass ihr eurer Programmierung so viel Vertrauen schenkt«, sagte Gorman sarkastisch.
    Cormac bemerkte, dass die Golems die Waffe online geschaltet hatten, ohne einen Test auszuführen – ein Vorgehen, das als riskant galt, solange man nicht überzeugt war, dass die Erkennungssoftware richtig arbeitete. Travis drehte sich zu den beiden Menschen um, und Cormac malte sich das gewohnte irre Grinsen unter der Gesichtsmaske aus.
    »Ich habe das Laden des Staubmagazins hinausgezögert«, erläuterte der Golem. »Hätte die Programmierung versagt, dann hättet ihr nur einen kleinen elektrischen Schlag erhalten.«
    »Nett«, entgegnete Gorman. »Und sie wird auch Sheen erkennen, wenn wir sie herausführen?«
    »Natürlich wird sie das!«
    Crean wandte sich jetzt direkt an Cormac. »Lass dich von ihm nicht nervös machen. Das Risiko, dass Travis einen Moskito falsch programmiert, ist etwa so hoch wie das eines Meteoritentreffers auf einen unserer Köpfe.«
    Gorman zuckte zusammen, legte sich eine Hand auf den Kopf und blickte forschend zum Himmel hinauf.
    Nette kleine Humoreinlage, ehe die vier ins Tal hinabstiegen, um Menschen niederzumetzeln.
    »Gehen wir«, sagte Gorman und machte sich auf den Weg den Hang hinab. Die beiden Golems schritten einen Moment lang neben ihm her, ehe sie unvermittelt vorauseilten. Cormac blickte zur Automatikkanone zurück, die wie ein treuer Hund hinter ihm und Gorman hertrabte. Cormac prüfte den Angriffsplan in seinem Verstärker und stellte fest, dass die beiden Golems jetzt weitläufig zu den Seiten auswichen, um von den beiden Enden des Tals aus die Stelle über dem Höhleneingang anzustreben. Cormacs Route und die Gormans wichen ein Stück weiter ebenfalls voneinander ab, sodass auch sie den Höhleneingang aus unterschiedlichen Richtungen erreichen würden.
    »Schalte auf vierzig Prozent Infrarot«, empfahl Gorman. »Mit Sicherheit haben sie draußen Wachen aufgestellt.« Er gab Cormac einen Klaps auf die Schulter. »Falls du welche entdeckst, erledige sie sauber und ordentlich, ehe sie eine Warnung übermitteln können.«
    Ihre Wege trennten sich, und der Moskito folgte Gorman. Cormac stellte anhand einer Karte im Verstärker die eigene Position fest und übertrug die Daten auf ein kleines Display an der Oberseite seiner Waffe, die wenig später einen schwach leuchtenden Pfeil einblendete und ihm so die Richtung wies. Der Grund für die Aufteilung und den Anmarsch aus vier verschiedenen Richtungen bestand präzise darin, dass wenigstens einer von ihnen den erwarteten Wachtposten erwischte. Sie wollten keinen Gegner im Rücken haben, wenn sie schließlich in die Höhlen eindrangen.

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