Der eiserne Thron
habt Euch doch niemals um die Sache anderer
gekümmert, sondern immer nur um Eure eigene Zerstörung!«
Valentin wandte sich langsam zu dem jungen SommerEiland um und grinste ihn an. »Und wo sollte ich Eurer Meinung nach eher Tod und Selbstzerstörung finden als inmitten
einer Rebellion? Es gibt nur einen einzigen Ort auf Golgatha ,
der gefährlicher ist als der Untergrund, und das ist die Arena.
Und die Arena erschien mir eigentlich immer als zu harte Arbeit. Ich bin nämlich recht empfindlich, wißt Ihr?«
»Ihr habt die Konstitution eines Stiers«, widersprach Evangeline. »Euer Kreislauf muß in Höchstform sein, um mit all
dem Gift fertig zu werden, das Ihr ihm aufbürdet.«
»Ich weiß, warum er hier ist«, sagte Kid Death. »Er will die
Droge. Die Esper-Droge. Glaubt mir, Valentin, selbst wenn
Ihr sie bekämt, sie würde Euch nicht gefallen. Ihr würdet herausfinden, was die Leute wirklich von Euch halten.«
Valentin schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Aber mein
lieber Kit! Ihr wißt doch, was alle von Euch halten, und es
scheint Euch in keiner Weise zu stören!«
»Ich möchte nur wissen, warum man Huth erlaubt, sein Gesicht zu verbergen«, brummte David. »Wir müssen uns zeigen, und das, obwohl solche Irren wie Valentin und Kid
Death uns sehen können.«
»Wie unhöflich«, murmelte Valentin. »Niemand weiß einen
wahren Künstler zu schätzen.«
Kid Death musterte den jungen Todtsteltzer mit festem
Blick. »Ihr solltet möglichst rasch lernen, Eure Worte vorsichtiger zu wählen. Ihr könnt nie wissen, junger Freund, ob es
nicht vielleicht Eure letzten sind …«
David erwiderte Deaths Blick trotzig. Seine Hand schwebte
über dem Griff des Schwertes. »Ihr macht mir keine angst,
Sommer-Eiland!«
»Das sollte er aber«, mischte sich Evangeline ein. »Ich habe
Euch beide kämpfen sehen, und ich weiß, daß er Euch besiegen würde, David. Aber wenn die Herren jetzt mit ihrem Imponiergehabe fertig wären, könnten wir vielleicht Huths Antwort wegen seiner Anonymität hören. Ich persönlich bin jedenfalls ganz Ohr!«
Kid Death und Todtsteltzer starrten sich in die Augen. Der
junge David senkte den Blick zuerst. Valentin betrachtete ihn
nachdenklich. Vielleicht war der Todtsteltzer gar nicht so naiv, wie er aussah. Der Sommer-Eiland war ganz eindeutig ein
Psychopath, und alle wußten es. Selbst Valentin würde seinem Blick ausweichen und einen Rückzieher machen, wenn
Kid Death seine kalten Augen herausfordernd in Valentins
Richtung lenkte – und vielleicht irgendwann in der Zukunft
eine seiner kleinen Kleinigkeiten in Kid Deaths Glas fallen
lassen. Er blickte zu Huth und bemerkte, daß die Stille sich in
die Länge zu ziehen begann, als Huth keine Anstalten machte,
eine Antwort auf Davids Frage zu geben. Der Mann ohne Gesicht stand reglos wie eine Statue, und das leere Innere seiner
Kapuze blieb so rätselhaft wie eh und je.
Schließlich sprach er doch noch. »Ich bin wertvoll für die
Kyberratten und den Untergrund«, sagte er. »Sie tolerieren
lieber meine Anonymität, als daß sie auf meine Hilfe verzichten.«
»Und worin besteht Eure Hilfe?« fragte Kit.
»Das braucht Euch nicht zu interessieren«, erwiderte Huth
kühl.
»Und wenn es uns aber trotzdem interessiert?« fragte der
junge Todtsteltzer.
Zusammen mit Kit Sommer-Eiland setzte er sich langsam
und drohend in Huths Richtung in Bewegung. Sie bauten sich
auf entgegengesetzen Seiten von ihm auf, so daß er nicht beide gleichzeitig im Auge behalten konnte. Ihre Hände schwebten dicht über ihren Schwertern.
»Ich schätze, das reicht jetzt«, fuhr Mister Perfekt dazwischen, und alle wandten sich zu ihm um. Der Vertreter der
Esper funkelte die Streithähne der Reihe nach an. »Wir haben
Euch nicht herbestellt, damit Ihr wie Kinder im Sandkasten
streitet! Es gibt ernste Angelegenheiten zu besprechen, und je
länger wir hier an einem Ort versammelt sind, desto größer
wird das Risiko, dem wir alle uns aussetzen.«
»Verdammt richtig!« sagte eine der Stevie Blues. Sie
schlenderte vor und baute sich mit in die Hüften gestemmten
Händen in der Mitte der Kaverne auf. »Das käme den Sicherheitskräften gerade recht, wenn sie uns hier überraschen könnten, weil wir sie vor lauter dummer Streiterei nicht kommen
hören! Hört endlich mit diesem albernen Kinderkram auf,
oder meine Schwestern und ich werden damit anfangen, Köpfe gegeneinanderzuschlagen. Ihr könnt mich übrigens Stevie
Eins nennen. Meine Schwestern
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