Der eiserne Thron
Klone und
normale Menschen, die in Eintracht nebeneinander lebten. Ein
Vorbild für das gesamte Imperium.
Und dann kamen die Angriffsgleiter, fielen aus dem Himmel und eröffneten ohne Warnung das Feuer. Hunderttausende starben, als die Stadt brannte. Männer, Frauen und Kinder;
Esper, Klone und Normale. Wir konnten nichts anderes tun,
als um unser Leben zu laufen. Es dauerte bis heute, die Untergrundbewegung wieder neu aufzubauen, und seit damals haben die Normalen viel zuviel Angst, um sich mit uns sehen zu
lassen. Mit Neutrost starb jede Hoffnung auf ein friedliches
Zusammenleben. Nur Elfen und bewaffneter Kampf sind übriggeblieben. Oder sind unsere Freunde für nichts gestorben?
Habt Ihr die Schreie vergessen, die durch Euer Bewußtsein
rasten und einer nach dem anderen verloschen wie Kerzen in
einem Sturm?«
»Rache, pah!« sagte einer der männlichen Klone, und alle
wandten sich zu ihm um. Die vier Männer hatten bislang kein
Wort gesagt, und die restliche Versammlung hatte ihre Anwesenheit völlig vergessen. »Rache ist das einzige, an das Elfen
denken können! Wir wollen Frieden! Freiheit! Wir müssen
lernen, mit den Normalen zu leben, weil es ihr Universum ist!
Es ist ihr Imperium. Vielleicht gehört es eines Tages auch
uns, aber keiner von uns hier wird lange genug leben, um das
zu sehen. Verzeiht unsere Paranoia, aber wir sehen nicht, was
ein ganzer Planet voller traumatisierter Esper und Millionen
von Toten für unsere Sache erreichen sollen. Das Imperium
würde keine Zeit verschwenden, der Untergrundbewegung die
Schuld zuzuschieben. Wir wären als Massenmörder gebrandmarkt, und wahrscheinlich hätten sie damit sogar recht. Alle
würden sich gegen uns wenden, sogar die neuen Esper, die
unsere Droge erschaffen hätte.«
»Er hat recht«, stimmte ihm David zu. »Der Plan der Stevie
Blues taugt nichts.«
»Niemand hat Euch um Eure Meinung gefragt, David!« fuhr
ihn Stevie Eins an. »Ihr versteht doch überhaupt nicht, worum
es hier geht!«
»Ich dachte, Ihr wärt an unseren Meinungen interessiert?«
fragte Valentin unschuldig. »Oder aus welchem Grund habt
ihr uns hergerufen?«
»Wir sind Euch dankbar für Eure Einwendungen«, sagte das
schimmernde Mandala. »Wir waren … unfähig, eine Entscheidung zu treffen. Wir dachten, wir wären vielleicht zu
parteiisch, und hofften, Ihr würdet uns bei der Erläuterung der
weiteren Fragen helfen. Die Esper-Droge könnte die Waffe
sein, mit deren Hilfe wir den Krieg am Ende doch noch zu
unseren Gunsten entscheiden, aber sie könnte auch zu unserer
endgültigen Verdammnis führen. Sprecht zu uns. Ihr alle. Wir
müssen eine Entscheidung treffen.«
»Warum diese Eile?« fragte Evangeline. »Wir müssen die
Droge doch nicht auf der Stelle einsetzen, oder? Das Geheimnis der Droge ist sicher bei uns aufgehoben, und die Wasserversorgung läuft nicht davon. Solange Euer Mann sich bedeckt hält und keine Aufmerksamkeit auf sich lenkt, können
wir in aller Ruhe darüber nachdenken, damit wir am Ende die
richtige Entscheidung fällen.«
»Und wie viele Klone und Esper sollen in der Zwischenzeit
noch sterben, weil wir reden und reden?« fragte Stevie Zwo
angriffslustig.
»Eine ganze Menge weniger als zwanzig bis vierzig Prozent
aller Einwohner Golgathas «, erwiderte Huth.
»Wir wissen bisher noch zu wenig über die Droge«, sagte
Mister Perfekt. »Wir waren verständlicherweise fasziniert von
dem Gedanken, was sie mit jemandem anstellen würde, der
bereits ein Esper ist. Wir hatten gehofft, sie würde vielleicht
den Superesper hervorbringen, nach dem wir gesucht haben,
jemanden, der stark genug wäre, die ESP-Blocker zu überwinden und uns von ihrer Kontrolle zu befreien. Wir hatten
sehr viele Freiwillige.«
»Und was geschah?« fragte Valentin.
»Sie starben alle«, antwortete der Drache. »Einige starben
auf der Stelle, einfach so, andere wurden zuerst verrückt. Einige kratzten sich selbst die Augen aus, weil sie nicht ertragen
konnten, was sie sahen. Es scheint, daß unsere Spezies einfach noch nicht bereit ist, zu Superespern zu werden. Wir
müssen uns weiter gedulden und darauf vertrauen, daß unsere
Freunde, die Kyberratten, eine technologische Antwort gegen
die ESP-Blocker finden.«
»Aber sie versprechen schon seit Jahren den Durchbruch!«
fauchte Stevie Eins. »Wir haben das Warten satt! Diese Droge
ist unsere Gelegenheit, denen weh zu tun, die uns verfolgt und
gequält haben. Wir können nicht mehr länger warten!
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