Der eiserne Thron
in ihm zu sehen glaubten. Die
Leute würden beginnen, darüber nachzudenken, was er sonst
noch alles verbergen mochte. Andererseits konnte er sich aus
genau dem gleichen Grund auch nicht erlauben, daß die Soldaten ihn gefangennahmen. Er beschloß, erst mal abzuwarten
und zu sehen, wie groß die Gefahr wirklich war. Und dann
verschwanden die Esper-Vertreter von einem Augenblick zum
andern, und Luft rauschte in das Vakuum, das sie hinterlassen
hatten.
»Diese Feiglinge!« schrie Stevie Eins. »Sie sind einfach hinausteleportiert und überlassen uns unserem Schicksal!«
Die Kaverne besaß insgesamt sechs Eingänge, von denen
keiner groß genug war, um mehr als zwei Männer gleichzeitig
hindurchzulassen. Die Stevie Blues sicherten drei davon. Aus
ihren Händen sprangen bedrohliche psionische Flammen. Kit
Sommer-Eiland postierte sich vor einem vierten Eingang und
bedeutete David Todtsteltzer, den fünften zu decken. Der junge Lord Sommer-Eiland grinste breit. David hingegen sah
aus, als wäre er lieber woanders, doch seine Augen blickten
ruhig, und sein Mund war zu einem entschlossenen Strich
zusammengepreßt. Er hielt das Schwert und den Disruptor, als
wäre es die natürlichste Sache der Welt. Schließlich war er ein
Todtsteltzer.
Ein Ausgang blieb ungedeckt. Huth stand noch immer wie
angewurzelt an Ort und Stelle und beobachtete die Bildschirme an den Wänden. Evangeline setzte sich in Richtung des
Ausgangs in Bewegung, als wolle sie jeden Augenblick davonrennen. Valentin legte ihr beruhigend die Hand auf den
Arm.
»Nicht«, murmelte er. »Wegzulaufen wäre wirklich eine
sehr dumme Idee. Seht nur auf die Schirme. Die Soldaten
haben alle Fluchtwege abgeriegelt, und im Augenblick schießen sie auf alles, was sich bewegt. Ihr könnt nicht fliehen.«
»Aber Ihr versteht nicht!« rief Evangeline. »Ich kann mir
nicht leisten, gefaßt zu werden!«
Valentin hob eine Augenbraue. »Ich denke, das gilt für uns
alle gleichermaßen. Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, ich
glaube, ich sichere besser den verbleibenden Eingang.«
Evangeline blickte ihn zweifelnd an. »Ihr? Was wollt Ihr
denn tun? Die Soldaten mit Drogen bestechen?«
»Oh, ich denke, da weiß ich etwas Besseres«, erwiderte Valentin ruhig. »Außerdem – wer soll es denn sonst tun, wenn
nicht ich?«
Evangeline blickte zu Huth, der an seinem Platz anscheinend Wurzeln zu schlagen schien, bevor sie die Augen niederschlug.
»Gebt mir ein Messer«, forderte sie Valentin leise auf. »Sie
werden mich nicht lebend in die Hände bekommen.«
Valentin musterte sie einen langen Augenblick, bevor er ein
Stilett aus dem Stiefel zog und es ihr gab. Evangeline nahm es
mit einem schweigenden Nicken entgegen und ging hinüber
zu Huth, wo sie die Schirme beobachtete. Valentin schlenderte lässig zu dem letzten unbewachten Eingang hinüber. Seine
Gedanken rasten noch immer. Er hatte soviel Zeit und Mühe
darauf verwandt, seine Rolle als Dandy aufzubauen, und es
schien tatsächlich so, als müßte er sie jetzt einfach wegwerfen. Es war wie immer: Der Mensch denkt, die Herrscherin
lenkt. Aber dann kam ihm ein neuer Gedanke, und er grinste.
Worüber machte er sich eigentlich Sorgen? Die Chancen
standen nicht schlecht, daß er an Ort und Stelle sterben würde.
Die Idee munterte ihn eigenartigerweise auf, und Valentin
überprüfte den Inhalt seiner Pillendose auf eine spezielle
Kleinigkeit hin. Einige der Soldaten würden jedenfalls eine
sehr unangenehme Überraschung erleben.
Die ersten bewaffneten Truppen kamen um die Ecke und
fanden sich Angesicht in Angesicht mit Stevie Eins, die den
Eingang bewachte. Sie hoben ihre Pistolen, und die Elfe traf
sie mit einem Blitz aus Höllenfeuer. Die Soldaten schrien auf,
als Flammen den Tunnel ausfüllten und die Luft aus ihren
Lungen saugten, während ihr Fleisch verbrannte. In den angrenzenden Eingängen erschienen noch mehr Soldaten und
fanden sich Stevie Zwo und Drei gegenüber. Sie ereilte das
gleiche Schicksal wie ihre Kameraden. Die vordersten Reihen
der Imperialen Truppen starben grausame Tode. Evangeline
beobachtete das Geschehen auf dien Bildschirmen. Sie konnte
die Augen nicht abwenden. Der Ansturm der Überlebenden
kam zum Erliegen, als die Nachricht vom Tod ihrer Kameraden die Runde gemacht hatte. Sie warteten ab.
»Sie bringen ESP-Blocker nach vorn!« schrie Stevie Zwo
auf einmal. »Ich kann spüren, wie sie näher kommen. Mein
Feuer wird bereits schwächer!«
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