Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
Bewegung. Der
umgebende Dschungel bildete eine kompakte Masse sich stechender Farben, meist jedoch dunkler Rottöne, und der Himmel war zum größten Teil hinter einem dichten Blätterdach
verborgen. Überall wuchsen mächtige Bäume, und schwere
Ranken versperrten die Zwischenräume, dornenstarrend und
überzogen mit prachtvollen Blüten. Owen bemerkte aus den
Augenwinkeln eine Bewegung zwischen den Leichenhaufen.
Instinktiv riß er seinen Disruptor hoch, bevor er erkannte, wer
es war. Tobias Mond. Der Hadenmann lehnte am Rumpf der Sonnenschreiter , bis zu den Hüften in niedergemetzelten
Feinden, von oben bis unten blutbesudelt und ganz offensichtlich höchst zufrieden mit sich und der Welt.
Owen sprang auf den Boden unter dem Schiff und kletterte
über Haufen von Kadavern aller Größen und Formen zu dem
Hadenmann. Die schweren Bordgeschütze der Sonnenschreiter hatten die Wesen buchstäblich in Fetzen geschossen. Auf
so kurze Entfernung hatten die Bestien nicht die Spur einer
Chance gehabt, aber Owen konnte sich trotzdem nicht dazu
hinreißen, auch nur einen Hauch von Mitleid zu empfinden.
Der Gestank war entsetzlich. Owen gab sich die größte Mühe,
nur durch den Mund zu atmen. Schließlich kam er bei Mond
an, und der Hadenmann nickte ihm gelassen zu.
»Wurde auch allmählich Zeit für ein wenig Frühsport. Ich
schätze, mir gefällt die Gegend.«
»In Ordnung«, sagte Owen. »Was ist hier draußen geschehen?«
»Ich habe mich über mein Komm-Implantat in die Schiffssysteme geschaltet, die Lektronen überbrückt und den Feuerleitstand unter meine Kontrolle gebracht. Und dann habe ich
die Kanonen alles abschießen lassen, was sich nur bewegte,
während ich mich unter den Leichen versteckte. Wirklich
nicht besonders schwierig, wißt Ihr?«
Owen blickte dem Hadenmann in die Augen. »Das ist vollkommen unmöglich! Selbst ohne Ozymandius hätten die Sicherheitssysteme der Sonnenschreiter Euch abwehren müssen!«
»Ich habe sie abgeschaltet«, entgegnete Mond. »Es war wirklich nicht besonders schwierig. Ich bin ein Hadenmann,
vergeßt das nicht.«
»Ich hatte keine Ahnung, daß Hadenmänner zu so was fähig
sind!«
»Es gibt noch eine ganze Menge anderer Dinge, von denen
Ihr keine Ahnung habt.«
Owen fiel keine Antwort ein, und so wandte er sich um und
gestikulierte den anderen, herbeizukommen. Sie näherten sich
langsam und zögernd durch die Haufen von Leichen, während
sie den umgebenden Dschungel wachsam im Auge hielten.
Owen konnte sie gut verstehen. Er selbst spürte die gierigen
Blicke unzähliger unsichtbarer Kreaturen auf sich ruhen. Die
Schiffsgeschütze hatten die Bestien vorsichtig werden lassen,
doch niemand konnte sagen, wie lange dieser Zustand anhalten würde.
»Was hast du gesagt, wie sich dieses Höllenloch schimpft?«
fragte Hazel.
» Shandrakor «, erwiderte Owen geistesabwesend. Seine Blicke
streiften noch immer wachsam über den Dschungel ringsum.
»Hierher floh mein Vorfahre, als sich das Imperium gegen ihn
wandte und die Schattenmänner auf seine Spur setzte.«
»Wer waren die Schattenmänner ?« fragte Ohnesorg, noch
immer ein wenig außer Atem nach der Klettertour über die
herumliegenden Kadaver.
»Das weiß niemand mehr«, antwortete Owen. »Es scheint,
als hätten die Menschen damals nicht viel über sie gesprochen, weil sie wußten, daß es ihnen nicht guttun würde. Die Schattenmänner waren die Bluthunde des Imperators: unaufhaltsam, tödlich und niemals besiegt. Sie waren ziemlich widerlich und auch noch stolz darauf. Sie verfolgten meinen
Vorfahren bis hierher, ganz am Rand des Imperiums, und
dann hörte man nie wieder etwas von ihnen. Keiner kehrte
jemals von Shandrakor zurück, egal wie viele Truppen der
Imperator hinterhersandte. Schließlich gab er auf und wandte
sein Interesse anderen Planeten zu, und der Name Shandrakor wurde von niemandem je wieder öffentlich ausgesprochen.
Seine Koordinaten gerieten in Vergessenheit, genau wie alle
anderen Einzelheiten auch, und am Ende überlebte nur noch
der Name in Form des Schlachtrufes meiner Familie. Mehr
wußten wir auch nicht, und für lange, lange Zeit war Shandrakor nichts weiter als eine Legende, die hier am äußersten
Ende des Imperiums, am Rand des Abgrunds, versteckt lag.
Vergessen von jedermann, mit Ausnahme einiger weniger
hartnäckiger Historiker wie mir selbst. Wir befinden uns hier
so weit vom Imperium entfernt, wie man nur kommen kann,
ohne die Dunkelwüste zu

Weitere Kostenlose Bücher