Der eiserne Thron
plötzlich waren auch die
anderen in der Halle bei ihm, und sie blickten genauso verwirrt drein, wie er sich fühlte.
»Was zur Hölle war das?« fragte Hazel ungläubig. Ihre
Hand fiel in einem Reflex auf die Pistole an ihrer Hüfte.
»Ein Transferportal«, erwiderte Owen. »Ich habe davon gehört, aber ich hätte niemals erwartet, ein funktionierendes
Portal vorzufinden. Sie wurden vor Jahrhunderten geschaffen;
Teleportation von einem Ort zum anderen, um der Aristokratie die Mühen und Strapazen körperlicher Bewegung zu ersparen. Aber sie setzten sich nicht durch, weil sie so unglaublich viel Energie verbrauchten. Und weil sie ein Alptraum
waren, was die Sicherheit anging. Dann tauchten die ersten
Esper auf und ersetzten die Portale. Keine Energiequelle war
mehr nötig, und sie waren viel billiger. Das Imperium zieht
seit jeher Sklavenarbeit Maschinen vor. Jedenfalls muß diese
Burg eine unglaubliche Energiequelle besitzen, wenn das
Transferportal nach all den Jahren noch funktioniert.«
»Neunhundertvierzig«, sagte Ohnesorg. »Neunhundertvierzig Jahre! Wer immer diese Burg errichtet hat, sie wurde gebaut, um eine Ewigkeit zu überdauern.«
»Mir kommt da gerade ein ziemlich übler Gedanke«, mischte sich Hazel leise ein. »Wenn diese Burg von Lektronen gewartet wird – kann es dann nicht sein, daß die KIs von Shub
sie übernommen haben? Sie sollen eine Menge Technologie
besitzen, die wir nicht haben.«
»Ihr habt recht«, sagte Owen. »Das ist wirklich ein schlimmer Gedanke. Wenn Ihr noch mehr davon habt, behaltet sie
ruhig für Euch, Hazel d’Ark. Auch ohne Eure Schwarzmalerei
ist es in Anbetracht unserer Situation schon schwer genug,
keine chronische Paranoia zu entwickeln. Wir sind ziemlich
weit von Shub weg, und nach dem, was mir zu Ohren gekommen ist, hat man die Feinde der Menschheit sicher hinter
einer Imperialen Blockade isoliert. Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich vorschlagen, daß wir uns lieber auf unsere
aktuellen Probleme konzentrieren.«
»Du hast uns hergebracht, Todtsteltzer«, sagte Ruby Reise.
»Was hältst du davon, wenn du uns jetzt zu deinem Vorfahren
führst? Mir brennen ein paar Fragen auf der Zunge, die ich
ihm liebend gern stellen würde.«
»Also gut«, antwortete Owen und tat sein Bestes, um Zuversicht auszustrahlen. »Dann folgt mir bitte.«
Er stapfte durch den gewaltigen Saal davon, und das Echo
seiner Schritte hallte laut und unnatürlich durch die Stille. Die
anderen beeilten sich, ihm zu folgen. Keiner verspürte den
Wunsch zurückzubleiben, und alle gaben sich die größte Mühe, lässig und unbeeindruckt zu erscheinen. Owen hakte die
Hand unauffällig hinter seiner Pistole in den Gürtel. Er war
nicht sicher, was er in der legendären Fluchtburg seines Vorfahren zu finden erwartet hatte, aber das hier jedenfalls nicht.
Diese gewaltige Burg sah ganz und gar nicht nach der letzten
Zuflucht eines verzweifelten Mannes aus, der von allen gejagt
und bis zu diesem Planeten fernab jeder Zivilisation verfolgt
worden war. Das hier war ein Stützpunkt, eine Machtbasis,
wie geschaffen, um selbst gegen die größte Übermacht zu
bestehen; ein Platz, von dem aus man zurückschlug. Aber der
Erste Todtsteltzer hatte es nie getan. All diese Macht in seinen
Händen, doch er hatte beschlossen, sich in ein Stasisfeld zu
begeben und auf ein Erwachen zu warten, das niemals kam.
Owen runzelte die Stirn. Wahrscheinlich war das Imperium
auch damals schon ein so übermächtiger Gegner gewesen wie
heute; andererseits bemächtigte sich seiner allmählich das
Gefühl, auch nicht die Hälfte der Geschichte zu kennen, trotz
all seiner Nachforschungen. Er stapfte weiter, bemüht, gegenüber seinen Kameraden zuversichtlich und gleichzeitig für
keinen unerkannten Beobachter bedrohlich zu wirken. Owen
war sich verdammt sicher, daß die Todtsteltzer-Fluchtburg in
ihrem Innern mindestens genauso viele Sicherheitseinrichtungen besaß wie nach außen hin.
Ohne Zwischenfall erreichte er das andere Ende der Halle,
trat durch eine offene Tür und fand sich an einem Ort wieder,
der ganz sicher nicht an die Empfangshalle grenzte. Anscheinend war er durch ein weiteres Transferportal gegangen. Es
dauerte nicht lange, bis Owen und seine Kameraden zwei
wichtige Details über diese Portale erkannten: Erstens, jede
Tür und jeder Durchgang in dieser Burg war ein Portal, das
einen an einen unerwarteten Ort beförderte. Und zweitens,
man kam, wenn man das gleiche Portal
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