Der eiserne Thron
murrte Hazel.
»Da stimme ich Euch voll und ganz zu«, sagte Ohnesorg.
Hazel zog Ruby zurück in den Schutz der Bäume am Rand
der Lichtung und half ihr auf die Beine. Die Kopfgeldjägerin
hielt es nicht einmal für nötig, sich zu bedanken. Ihre kalten
Augen waren unverwandt auf die Burg gerichtet. Die beiden
hellen Punkte in den Fenstern leuchteten noch immer. Ruby
hob ihren Disruptor; doch dann senkte sie ihn wieder, ohne
gefeuert zu haben.
»Ein Bruttofeldschirm« stellte Owen fest. »Läßt Energiestrahlen von innen nach außen durch, ohne daß man zuerst
den Schild herunterfahren oder öffnen muß. Diese Schirme
verbrauchen Unmengen an Energie, erst recht, wenn sie ein
derart großes Bauwerk einhüllen. Wir besitzen jedenfalls keine Waffe, die diesem Schirm auch nur andeutungsweise gefährlich werden könnte.«
»Ich denke, wir können davon ausgehen, daß die Bewohner
dieser Burg, wer auch immer sie sein mögen, keinerlei freundlichen Gefühle für uns hegen«, brummte Hazel, während sie
Gras und Insekten aus ihrer mitgenommenen Kleidung klopfte.
»Ich weiß nicht«, widersprach Ohnesorg. »Das sah mir eher
nach Warnschüssen aus. Ein lektronengestütztes Verteidigungssystem hätte Euch im Visier behalten, ganz gleich, wie
schnell Ihr Euch auch bewegt haben mögt, und es hätte außerdem weitergefeuert, bis das Ziel mit hundertprozentiger Sicherheit vernichtet wäre.«
»Schön. Und was machen wir als nächstes?« wollte Hazel
wissen. »Ich meine, mit Ausnahme von Selbstmordtaktiken?«
Sie funkelte Ruby an, die sie noch immer ignorierte.
»Kommunizieren«, meldete sich Tobias Mond. »Ob Menschen oder Maschinen – sie antworten vielleicht auf einen
Kontaktversuch.«
»Es könnte ihnen genausogut auch die Richtung verraten, in
die sie zielen müssen«, wandte Hazel ein.
»Da hat sie nicht ganz unrecht«, stimmte Ohnesorg ihr zu.
»Wir können jedenfalls nicht die ganze Zeit über hier stehen
bleiben und Wurzeln schlagen«, sagte Owen. »Für den Fall,
daß Ihr es vergessen habt: Wir können nirgendwo anders hin.
Uns bleibt nur die Burg. Entweder wir finden einen Weg hinein, oder wir leben im Dschungel. Was mir persönlich nicht
sonderlich behagt. Ich werde unbewaffnet nach vorn gehen
und zu reden versuchen. Wenn das die Lektronen meines Vorfahren sind, reagieren sie vielleicht auf mich. Ich bin schließlich ein Todtsteltzer, oder?«
»Mach nur, was du nicht lassen kannst«, sagte Hazel. »Ich
suche mir solange eine sichere Deckung.«
Owen grinste ihr zu und bemerkte, daß sie sich entgegen ihren Worten nicht bewegte, als er vorsichtig auf die Lichtung
trat. Er steckte Schwert und Pistole ein und streckte die leeren
Hände vor, um zu zeigen, daß keine Waffen in ihnen versteckt
waren. Vorsichtig räusperte er sich. Er wollte schließlich
nicht, daß man ihn mißverstand.
»Ich bin Owen, das Oberhaupt des Todtsteltzer-Clans. Ich
komme in Not und Gefahr zu dir und deinem Zufluchtsort. Ich
trage den Ring meiner Familie zum Beweis.«
Er streckte die Hand noch weiter vor, damit die Sensoren
der Burg einen klaren Blick darauf werfen konnten. Schweiß
strömte über sein Gesicht, aber diesmal nicht so sehr von der
knisternden Hitze in der ungeschützten Lichtung. In einem
weiteren Fenster erschien ein Licht. Owen mußte dagegen
ankämpfen, kein Fersengeld zu geben. Dann gingen plötzlich
alle Lichter aus, und in einem kleinen Bereich direkt vor dem
großen Tor, das in die Festung führte, erlosch der Energieschirm.
Owen blinzelte ungläubig und blickte zu seinen Kameraden
zurück.
»Ich denke, das ist eine Einladung. Kommt schon, bevor sie
dort drinnen ihre Meinung ändern. Und steckt Eure Waffen
weg, ja?«
Die restlichen Mitglieder der Gruppe folgten zögernd seinen
Anweisungen. Sie traten vorsichtig auf die Lichtung hinaus
und näherten sich der Bresche im Energieschild.
»Das ist doch nicht möglich«, sagte Jakob Ohnesorg. »Man
kann nicht einfach nur einen Teil eines Schildes öffnen! Das
gesamte Feld müßte zusammenbrechen!«
»Unmöglich oder nicht, Ihr seht es ja«, sagte Hazel. »Darf
ich vielleicht vorschlagen, daß wir den Durchgang benutzen,
bevor er sich wieder schließt und wir gestrandet hier zurückbleiben?«
»Selbstverständlich«, stimmte Owen ihr zu. »Nach Euch,
Hazel.«
»Es ist deine Familie und dein Schloß, Aristo«, erwiderte
Hazel fest. »Also gehst du auch zuerst.«
Owen grinste kurz und ging über die Lichtung auf die Lükke im Schild zu. Er
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