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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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konnte den mächtigen Energieschild
förmlich spüren, und er schien so nahe, daß er ihn mit ausgestreckten Armen hätte berühren können. Statische Wellen
liefen durch seine Kleidung und ließen Funken auf seinen
Haaren tanzen. Er atmete tief ein und hielt die Luft an, während er weiterging. Nach dem Geräusch zu urteilen, hielten
seine Freunde sich dicht hinter ihm. Owen verzichtete darauf,
sich nach ihnen umzusehen. Es hätte ihn vielleicht nervös
erscheinen lassen, und er hatte das sichere Gefühl, daß dies
ein denkbar ungeeigneter Zeitpunkt war, um Schwäche zu
zeigen. Die Burg wuchs immer höher vor ihm aus dem Boden, und als er schließlich dicht vor dem mächtigen Tor stand,
ragte sie über ihm auf wie ein Gebirge. Schon der bloße Anblick dieses Ortes, die massive Größe der Steinquader, aus
denen die Festung errichtet worden war, ließ seinen Kopf
schmerzen. Er konnte sich nicht vorstellen, welch eine Armee
von Arbeitern, Robotern und Ingenieuren erforderlich gewesen sein mußte, um die Todtsteltzer-Fluchtburg zu errichten,
noch dazu auf einem vollkommen unbewohnten, von wilder
Natur überwucherten Planeten. In den Fenstern waren noch
immer keine neuen Lichter und kein Zeichen von Leben zu
erkennen. Owen hatte das Gefühl, weiterhin scharf beobachtet
zu werden, aber er konnte nicht sagen, von wo oder von wem
oder was. Nachdenklich starrte er das Tor an: drei Meter
hoch, zwei Meter breit, aus solidem Holz gezimmert und mit
purpurfarbenen Metallnägeln beschlagen, die aussahen wie
Blutstropfen. Ein Disruptorstrahl würde sich wahrscheinlich
ohne weiteres hindurchbrennen, aber das Tor erweckte ganz
den Eindruck, als könnte es alles andere auf der Welt stoppen.
Die anderen kamen herbei und sammelten sich um ihn.
»Und was machen wir jetzt?« fragte Ruby Reise.
»Wir klopfen«, erwiderte Ohnesorg. »Ganz einfach. Und
ganz höflich.«
»Das werden wir wohl auch müssen«, stimmte Owen ihm
zu. »Ich kann keinen Türgriff oder Sensor erkennen.«
»Wahrscheinlich haben sie hier draußen nicht so häufig Besuch«, sagte Ohnesorg.
»Ich will ja niemanden beunruhigen«, meldete sich Hazel
plötzlich. »Aber der Schild hat sich hinter uns wieder geschlossen. Wir sitzen in der Falle.«
»Für jemanden, der keinen beunruhigen will, habt Ihr Euch
aber ziemlich viel Mühe gegeben«, sagte Owen.
»Ich könnte die Tür aufbrechen«, meldete sich Tobias Mond
mit seiner summenden Stimme zu Wort.
»Danke für den Vorschlag, aber ich schätze, das werden wir
bleiben lassen«, erwiderte Owen. »Wir wollen doch keinen
schlechten Eindruck erwecken, oder? Diese Energiewaffen
sind ganz bestimmt noch immer auf uns gerichtet, und ich
habe keine Lust, wen auch immer an den Kontrollen nervös
zu machen. Wenn Ihr Euch nützlich machen wollt, Mond,
dann versucht doch mit der Burg in Kontakt zu treten. Wenn
es im Innern so etwas wie Lektronen gibt, könnt Ihr vielleicht
mit ihnen reden.«
Mond nickte und legte die Stirn in leichte Falten, als er sich
konzentrierte. In diesem Augenblick verschwand fast alles
Menschenähnliche aus dem von den blitzenden goldenen Augen beherrschten Gesicht des Hadenmanns. Owen kämpfte
gegen den unwillkürlichen Impuls zu erschauern. Dann wurde
Monds Gesicht wieder klar, und er blickte Owen an. »Nichts.
Wenn es dort drinnen Lektronen gibt, dann hören sie entweder nicht zu, oder sie antworten einfach nicht.«
»Zeig den Sensoren doch einfach noch mal deinen Ring«,
schlug Hazel vor. »Letztes Mal haben sie ja auch darauf reagiert.«
Owen hob seine Hand in Richtung der Fenster über der Tür
und versuchte, selbstbewußt dreinzuschauen. Kein Licht zeigte sich, und er stand eben im Begriff, seine Hand resignierend
zurückzuziehen, als er sich plötzlich woanders wiederfand. Es
hatte keine Warnung gegeben, kein Gefühl von Bewegung,
nichts: Im einen Augenblick hatte er noch vor dem verschlossenen Tor gestanden, und im nächsten befand er sich in einer
großen Halle, höchstwahrscheinlich im Innern der Burg. Die
Halle erstreckte sich vor ihm, unglaublich lang und breit und
vollkommen leer. Hier hätte eine ganze Armee üben können
oder ein Clan eine Vollversammlung einberufen, aber es gab
keinerlei Zeichen von Leben, mit Ausnahme der Beleuchtung,
die hoch oben an der Decke brannte. Der gewaltige marmorne
Kamin war kalt, doch der Fußboden konnte erst vor kurzem
gebohnert und poliert worden sein, denn nirgendwo fand sich
auch nur eine Spur von Staub. Ganz

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