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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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den Anschein hatte, die
mit halb zerlegten, überflüssigen Ersatzteilen vollgestopft
war. Kabel baumelten von der hohen Decke herab, und verschlissene Bildschirme standen aufgereiht an den Wänden.
Sie knisterten vor Statik. Evangeline hatte ihrem Geliebten
erzählt, daß sie hier die Anführer der Esper treffen würden,
wo sie ihn einer Prüfung unterziehen und eine Entscheidung
treffen konnten, aber Finlay erblickte nicht die kleinste Spur
von ihnen, was er nur allzugut verstand. Der Ort war ein einziger Müllhaufen, und alles starrte vor Dreck. In ihm regte
sich der starke Verdacht, er könnte sich allein durch seine
bloße Anwesenheit bereits eine ansteckende Krankheit einfangen. Wenn das hier typisch war für die unterirdischen Anlagen, dann würde er sich zweimal überlegen, ob er blieb.
Alles hatte seine Grenzen.
    Unvermittelt erschienen aus dem Nichts die Anführer der
Esper in der Halle, und für einen Augenblick drohte Finlay
die Fassung zu verlieren. Er starrte offenen Mundes und mit
weitaufgerissenen Augen auf die Gestalten vor sich. Dann
wurde ihm sein Benehmen bewußt, und er riß sich zusammen.
Finlay wußte, daß der erste Eindruck entscheidend war, und
erinnerte sich an einen der Leitsätze der Aristokraten: Bewahre unter allen Umständen deine Würde . Er hoffte, daß niemand seinen Lapsus bemerkt hatte.
    »Keine Angst«, flüsterte Evangeline neben ihm. »So geht es
jedem, wenn er die Anführer zum ersten Mal zu Gesicht bekommt.«
    Finlay konnte das gut verstehen. Ein Wasserfall schien gurgelnd und rauschend aus dem Nichts zu kommen und verschwand kurz über dem Torbogen genauso wieder. Dann erschien ein abstraktes Muster, das sich unendlich in sich selbst
wiederholte, und ein gewaltiges Schwein, das größte, das Finlay je gesehen hatte, mit kleinen tückischen Augen und Blut
an den Hauern. Und schließlich eine mehr als drei Meter große Frau in einem Umhang aus schimmerndem Licht. Sie alle
musterten ihn mit kaltem Desinteresse. Evangeline hatte Finlay gewarnt, daß die Anführer ihre wahre Identität aus Sicherheitsgründen hinter Illusionen verbargen, aber er hatte nicht
erwartet, daß diese Illusionen so … so real sein könnten. Finlay schluckte mühsam und hielt den Kopf hoch erhoben.
    »Interessante Freunde, die du da hast, Evie«, sagte er leichthin. »Normalerweise muß ich Valentin um ein paar seiner
bunten Pillen bitten, wenn ich so etwas sehen will …«
    »Halt den Mund, Finlay Feldglöck«, unterbrach Evangeline
ihren Geliebten genauso energisch wie leise. »Du bist hier nur
geduldet, vergiß das nicht. Der Untergrund hat nichts übrig
für die Familien. Zu viele gute Männer und Frauen wurden in
ihrem Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit von den Mächtigen getötet, und die Tatsache, daß ich bei dir bin, ist der einzige Grund, warum man dich nicht augenblicklich erschossen
hat. Und sie haben nicht immer soviel Geduld mit mir. Also
sei jetzt endlich still und laß mich versuchen, ein gutes Wort
für uns beide einzulegen, ja?«
    »Ich bin jetzt ein Gesetzloser«, erwiderte Finlay. »Und das
bedeutet, daß sie mich aufnehmen müssen, oder etwa nicht?«
»Keineswegs«, meldete sich das riesige Schwein zu Wort.
»Nein, das bedeutet es nicht.« Seine Stimme war ein rumpelndes Dröhnen, das Finlay bis ins Mark drang. »Es gibt
immer wieder Spione und Verräter, die versuchen, uns von
innen her zu zersetzen.«
»Und was geschieht mit ihnen, wenn sie entdeckt werden?«
»Ich fresse sie auf«, erwiderte das Schwein.
Finlay beschloß, Evangeline die weitere Unterhaltung zu
überlassen. Er setzte ein respektvolles Gesicht auf, während
sie mit den Anführern sprach, und er achtete sorgfältig darauf,
daß seine Hände nicht in die Nähe von Schwert oder Pistole
kamen. Finlay musterte die normal aussehenden Leute auf der
gegenüberliegenden Seite der großen ehemaligen Werkstatt,
dann setzte er sich in Bewegung und gesellte sich zu ihnen.
Er verbeugte sich höflich und stellte sich vor: »Ich bin Finlay Feldglöck, oder genauer gesagt, ich war es. Ich vermute,
ich bin nicht mehr berechtigt, diesen Namen zu führen. Seid
Ihr auch Mitglieder der Untergrundbewegung?«
»Mein Name ist Huth«, antwortete ein großer Mann ohne
Gesicht. »Ich bin Berater.«
Er war mit einem langen Umhang bekleidet und hatte eine
Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Wahrscheinlich ein weiterer
Esper, dachte Finlay. Er wandte seine Aufmerksamkeit den
drei Frauen zu, die

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