Der eiserne Thron
Aristo, der sich die Finger verbrannt hat und weinend in den Untergrund gerannt
kommt, um dort Hilfe zu finden.«
»Nicht daß Ihr denkt, wir wären völlig ohne Mitgefühl«,
sagte Stevie Zwei. »Ein Feind der Eisernen Hexe kann nicht
ganz so schlecht sein. Aber wir gehen keine Risiken mehr ein.
Wir wurden zu oft enttäuscht.«
»Richtig«, stimmte Stevie Drei zu.
»Und wir können hier unten keine Schmarotzer gebrauchen«, sagte Stevie Eins. »Ganz gleich, wer Eure Feinde sind.
Was seid Ihr wert? Was könnt Ihr zu unserer Sache beitragen?«
Finlay errötete, und der aufsteigende Ärger ließ seine Hände
instinktiv in Richtung der Waffen zucken. Zum Glück hatte er
sich rechtzeitig wieder im Griff. Sie hatten ihm schließlich
nur eine faire Frage gestellt, sonst nichts. Wenn sie seinen
Namen bereits gehört hatten – wenn überhaupt –, kannten sie
ihn nur als den berüchtigten Stutzer und Taugenichts. Die
blutverschmierte Kleidung, in der er im Augenblick steckte,
war nicht gerade ein Beweis für das Gegenteil. Es war schon
lange her, daß Finlay sich vor jemand anderem hatte rechtfertigen müssen, und so überlegte er eine Weile, bevor er
schließlich antwortete. Daß er mehrere Sprachen beherrschte
und sich bei Tisch zu benehmen wußte, war sicher nicht die
Antwort, die sie hören wollten.
»Ich bin ein Kämpfer«, sagte er. »Alle Waffen, alle Gegner.
Ich bin der Beste, den Ihr je gesehen habt.«
Die drei Stevie Blues warteten, und als sie erkannten, daß
das alles war, was er zu diesem Thema sagen würde, grinsten
sie. Huth kicherte leise. Es war kein angenehmes Geräusch.
»Vielleicht kommt Eure Chance, das zu beweisen, Feldglöck«, sagte er. »Und vielleicht kommt sie viel schneller, als
Ihr glaubt.«
»Was ist mit Eurem Gesicht?« fragte Finlay. »Habt Ihr
Euch beim Rasieren geschnitten?«
Huth wandte sich schweigend ab. Das Grinsen der drei Stevies verstärkte sich noch. Der große Mann ging zu Evangeline
hinüber und unterbrach sie ohne Entschuldigung mitten im
Wort. »Der Feldglöck bringt nur Schwierigkeiten. Valentin
Wolf ist sein Feind, und das letzte, was wir hier unten gebrauchen können, ist eine blutige Fehde zwischen zwei Aristos.
Ganz besonders nicht dann, wenn so entscheidende Dinge
bevorstehen. Schickt ihn weg!«
»Er ist zu uns gekommen, weil er in Not ist«, entgegnete der
Wasserfall. »Genau wie einst Ihr selbst. Und er hat uns wenigstens sein Gesicht gezeigt und seinen Namen genannt, im
Gegensatz zu Euch. Und da sollen wir ihm nicht dieselbe Güte gewähren, die wir Euch gewährten? Die ganze Welt dort
oben ist jetzt sein Feind, genau wie der unsere. Sie würden ihn
töten, genau wie sie uns töten würden. Wir nehmen ihn auf.
Vorläufig jedenfalls. Beweist Euch, Finlay Feldglöck, und Ihr
werdet willkommen sein. Betrügt uns oder versagt, und wir
töten Euch.«
»Verfügt über mich«, erwiderte Finlay. »Mein Schwert gehört Euch.«
Das gewaltige Schwein nickte, grunzte laut und wandte seinen massiven Kopf zu Huth. »Ihr sagtet, Ihr hättet eine wichtige Angelegenheit mit uns zu besprechen. Wir sind hier, also
fangt an!«
»In seiner Gegenwart?« fragte Huth und deutete mit einer
geringschätzigen Geste auf Finlay. »Ich muß schon sagen! Ich
protestiere!«
»Er ist jetzt einer von uns. Akzeptiert ihn, wie wir Euch akzeptieren. Und jetzt fangt an!«
»Wie Ihr wünscht. Wir denken nun schon seit geraumer Zeit
über einen Weg nach, wie wir die Esper- und Klonkameraden
befreien können, die für unsere Sache zum Tode verurteilt
wurden und im Gefängnis sitzen. Die meisten von ihnen werden in Silo Neun festgehalten, auch bekannt unter dem Namen Wurmwächterhölle. Ein Hochsicherheitsgefängnis, das
von Dutzenden von ESP-Blockern und einer kleinen Armee
von Wachen abgeschirmt wird. Es gilt als ausbruchsicher, und
keinem unserer Leute gelang jemals die Flucht. Niemand kam
je lebend hinein und wieder heraus, um davon zu berichten.
Wir wollten die Wurmwächterhölle schon oft stürmen, aber
wir mußten unseren Angriff jedesmal abbrechen. Die voraussichtlichen Verluste waren einfach zu hoch. Jetzt jedoch bin
ich in den Besitz zuverlässiger Informationen gekommen, die
alles ändern. Heute abend werden die Wachen komplett ausgetauscht, genau um einundzwanzig Uhr, und neue Sicherheitseinrichtungen werden eingebaut. Für kurze Zeit wird das
reinste Chaos ausbrechen, überall fremde Gesichter, die alte
Apparate auswechseln und neue einbauen. Der
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