Der eiserne Thron
genoß es, Jobe Eisenhand zu sein. Niemand erwartete etwas von einem Hausmeister.«
»Die ganze Zeit unter den Augen der Öffentlichkeit, und
niemand hat dich erkannt«, seufzte Ruby Reise. »Ich hab’
eine Menge Zeit mit der Suche nach dir verbracht. Ich hätte
das Geld auf deinen Kopf gut gebrauchen können. Und da
warst du, direkt unter meinen Augen!« Sie grinste leicht.
»Aber ich bin froh, dich damals nicht gefunden zu haben. Ich
wäre so enttäuscht gewesen. Jetzt bist du anders.«
Ohnesorg hob die Augenbrauen. »So, bin ich?«
»Sicher. Du wachst langsam auf, Jakob Ohnesorg. Du bist
noch nicht wieder der alte, aber du bist auf dem besten Weg
dorthin. Wie kommt’s, Ohnesorg? Was hat dich hinter deinem
Ofen hervor und zurück ins Rampenlicht gelockt?«
»Ihr wollt die Wahrheit hören? Ich habe mich gelangweilt.
So einfach ist das. Ich mache mir die meiste Zeit über noch
immer vor Angst fast in die Hosen, und meine Hände fangen
an zu zittern, wenn sie denken, daß ich nicht hinsehe, aber
alles ist besser, als einen verdammten Besen durch die Gegend zu schieben. Es gab eine ganze Reihe von Tagen, an
denen mir sogar der Tod besser schien. Und jetzt bin ich hier,
zum letzten Kampf des alten Champions, der seine beste Zeit
schon lange hinter sich hat.«
»Du hast dich im Dschungel von Shandrakor verdammt gut
gehalten«, sagte Ruby. »Ich kenne massenhaft Leute, die nicht
lange genug überlebt hätten, um die Todtsteltzer-Fluchtburg
zu erreichen. Mach dich nicht schlechter als du bist, Ohnesorg. Ich hatte nie viel übrig für Legenden, weißt du? Ich habe
zu viele von ihnen getötet, immer auf der Suche nach einer
richtigen. Sie starben alle genauso leicht wie jeder andere
Mensch auch. Du beeindruckst mich ein gutes Stück mehr als
die meisten von ihnen.«
»Oh, danke«, entgegnete Ohnesorg. »Gut, daß Ihr mich auf Nebelwelt nicht gefunden habt, was? Es wäre eine Schande
gewesen, wenn ich Euch hätte töten müssen, bevor wir uns
kennenlernen konnten.«
Ruby grinste und bot ihm ihre Flasche an. »Magst du einen
Schluck?«
»Ich wünschte, ich könnte. Aber mein Körper kommt nicht
mehr damit klar. Die Nieren haben ein paar Schläge zuviel
abgekriegt. Ihr trinkt, und ich sehe Euch zu. Ich genieße es
indirekt.«
»Geht dir das mit all deinen Vergnügungen so?«
»Nicht unbedingt«, erwiderte Ohnesorg. »Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, dann würde ich Euch jetzt um diesen
Tisch herum jagen.«
»Großartig«, brummte Hazel an der Tür. »Genau das, was
uns noch gefehlt hat. Eine betrunkene Kopfgeldjägerin und
eine geile Legende. Die Imperialen Truppen werden einen
Blick auf uns werfen und sich vor lauter Entsetzen in die Hosen pissen.«
»Ich bewundere den Mut des Mannes«, sagte Owen, der neben Hazel getreten war. »Ich für meinen Teil würde nicht
freiwillig näher als drei Meter an Ruby Reise herantreten,
wenn ich nicht mindestens einen Stuhl und eine Peitsche in
den Händen hätte.«
»Ich wußte immer, daß ihr Aristos pervers seid«, entgegnete
Ruby schnippisch. »Ich würde Euch ja einen Schluck anbieten, aber ich hab’ nur diese eine Flasche.«
»Gib mir einen Schluck«, sagte Hazel. »Ich könnte einen
halbwegs vernünftigen Drink gut gebrauchen.«
»Ja, ja«, sagte Ohnesorg. »Ihr hattet immer schon eine
Schwäche für Drinks, wenn ich mich recht erinnere.«
Hazel warf ihm einen scharfen Blick zu. »Du erinnerst
dich? Ich wußte gar nicht, daß wir uns schon einmal über den
Weg gelaufen sind.«
»Ist schon eine Zeitlang her, auf Nebelwelt . Jemand erkannte mich und lud mich zu einem Essen ein. Ich ging hin, weil
ich hungrig war und kein Geld hatte. Ihr habt für meine Gastgeberin als Dienerin gearbeitet. Sie war gerade knapp an Personal, und so hat man Euch gezwungen, das Essen zu servieren.«
Rubys Kopf ruckte herum, und sie blickte Hazel mit einem
sich verbreiternden Grinsen an. »Du warst eine Dienerin, Hazel?«
»Wie zur Hölle kommt es, daß du dich an mich erinnerst?«
fragte Hazel und starrte Ohnesorg wütend an.
»Ich habe ein hervorragendes Gedächtnis für Gesichter.
Und außerdem habt Ihr mir fast eine ganze Flasche ziemlich
guten Portweins über die Hosen gekippt. Das letzte Paar guter
Hosen, das ich besaß.«
»Du warst eine Dienerin ?« fragte Ruby erneut.
Hazel runzelte die Stirn. »Ich habe mich bei dir entschuldigt, Ohnesorg.«
»Nein, habt Ihr nicht. Ihr sagtet …«
»Ist doch egal, was ich gesagt habe!«
»Aber Ihr habt selbst
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