Der eiserne Thron
dann, wo wir sie finden können, wenn wir wollen. Und vielleicht gelingt es mir, sie auf
eine falsche Fährte zu locken und von allem fernzuhalten, was
irgendwie empfindlich ist.
Das war’s schon, Ende meines Berichts. Und wenn mir
schon alle zuhören, dann möchte ich die Gelegenheit auch
nutzen und sagen, daß ich sehr dankbar wäre, wenn man mich
woanders hin versetzt, und zwar so bald wie möglich. Diese
Kyberratten machen mich noch verrückt. Der zuckergesättigte
Dreck, den sie als Nahrung bezeichnen, bringt meinen Körper
zum Ausrasten, von meinen verfaulenden Zähnen ganz zu
schweigen, und der Umgang mit ihnen läßt mein Gehirn verrotten. Ohne ihre Lektronen sind diese Typen nämlich nicht
besonders unterhaltsam.«
Gesichtsausdruck und Haltung des Espers wechselten erneut, als der nächste Agent Bericht erstattete. Seine Physiognomie schien plötzlich schlanker, irgendwie ästhetischer,
und die Körperhaltung ähnelte einem Mann, der sich in Meditationstechniken auskannte. Noch ein klein wenig entspannter,
und niemand am Hof hätte sich gewundert, wenn der Esper
auf und davon geschwebt wäre.
»Agent Harmonie hier. Meine Infiltration der KlonBewegung geht weiter. Bisher hat niemand Verdacht geschöpft. Sie bleiben mißtrauisch und fluchtbereit, aber ich
mache Fortschritte. Bisher habe ich noch keine definitiven
Absichten oder kriminellen Handlungen beobachten können.
Die Untergrundpolitik ist größtenteils naiv und richtungslos,
weil ihnen eine wirkliche Führungspersönlichkeit abgeht.
Gesetzt den Fall, der Untergrund kann eine solche Persönlichkeit auf seine Seite ziehen – dann wird es gefährlich. Aber
wie ich die Dinge im Augenblick sehe, kann ich ruhigen Gewissens berichten, daß die Klon-Bewegung eine zu vernachlässigende Gefahr für das Imperium bedeutet.«
»Ja, aber das liegt nur daran, daß du deinen Arsch in der
Dunkelheit nicht ohne eine Lampe und eine Karte finden
kannst«, schnappte plötzlich eine dritte Stimme. Der Esper
blickte verdrießlich drein, und seine Haltung änderte sich zu
einer flegelhaften Pose. »Hier spricht Agent Rapunzel vom
Stab des Hohen Lords Dram. Ich hänge jetzt seit drei Jahren
hier bei der Klon-Bewegung im Untergrund, und ich kann nur
sagen, daß diese unnatürlichen Bastarde die wahrscheinlich
größte Gefahr darstellen, mit der das Imperium sich jemals
hat auseinandersetzen müssen. Sie haben viele Anhänger, ein
Ziel, jede Menge Geld und technologische Unterstützung von
jemandem, der weit oben in der Hierarchie stehen muß. Und
wenn ich sage weit oben, dann meine ich wirklich weit oben.
Ich habe noch keine Ahnung, wer es sein könnte, aber ich
arbeite daran. Egal. Diese Leute hier fordern Bürgerrechte für
Klone, und sie sind darauf vorbereitet, alles zu unternehmen,
um ihr Ziel zu erreichen. Gut, sie mögen vielleicht noch keinen charismatischen Führer gefunden haben, der die Dinge
vorantreibt, aber wie es im Augenblick aussieht, ist das nur
eine Frage der Zeit. Ich hoffe, Ihr habt mir gut zugehört! Der
Ärger kommt mit Sicherheit, und ich will lebend hier raus!«
»Wir werden uns später darüber unterhalten«, sagte Lord
Dram. »Und nun gebt endlich den Esper Ihrer Majestät wieder
frei.«
»Gerne«, erwiderte der Agent. »Ihr würdet nicht glauben,
was der Kerl für einen Müll in seinem Kopf hat. Macht hier
eigentlich nie jemand sauber?«
» Auf der Stelle , Rapunzel!«
»Niemand dankt einem all die Mühe in diesem Geschäft
…«, brummte der Agent beleidigt, und dann wurde das Gesicht des Espers wieder leer und ausdruckslos.
Der Hof hatte die Auseinandersetzung schweigend mit angehört. Zusammenstöße zwischen den privaten Agenten der
Herrscherin und denen des Hohen Lords Dram waren nicht
ungewöhnlich, denn beide Seiten kämpften um das Ohr der
Imperatorin. Ihre Arbeitgeber ermutigten die Rivalitäten noch,
um sicherzustellen, daß sie weiterhin die Dinge erfuhren, die
von Bedeutung waren, ob es ihnen gefiel oder nicht. Gelegentlich kam es sogar zu Schlägereien, doch bisher hatten die
beiden Lager vor gegenseitiger Sabotage stets haltgemacht.
Und das obwohl der Konflikt wegen der Ächtung Owen Todtsteltzers zu einer verdammt ernsten Auseinandersetzung geführt hatte. Die Agenten der Imperatorin hatten die ganze Angelegenheit im stillen ablaufen lassen wollen, während die
Leute Drams aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen die
Nachricht über die gesamte Galaxis verbreitet hatten. Der
daraus
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