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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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erstarrt, dann riß er Brackenhurst hoch. »Haben Sie
schon irgend jemandem davon erzählt?«
      »Nein, dazu war noch keine Zeit.«
      »Ein Glück! Denn wenn sich
das vorzeitig herumspricht, bricht vielleicht eine Panik aus. In dieser
unwirtlichen Gegend und bei diesem lausigen Wetter kann ich nicht mehr
als fünfzehn Leute auf einmal ausfliegen.«
      »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte Brackenhurst.
      »Davon bin ich überzeugt.
Wir tun jetzt folgendes: Wir fahren von hier aus zur Missionsstation,
um Father Kerrigan und Janet zu warnen. Wir überlassen ihnen
meinen Jeep, und sie können uns mit Kerim folgen, sobald sie
soweit sind.«
      »Und was machen wir dann?«
      »Dann fahren wir in Ihrem
Landrover in die Stadt zurück und bringen es dem Khan bei. Das
beweist ihm vielleicht, wie wenig Sinn es hat, sich auf die
Grenzstämme zu verlassen, wenn es darum geht, Informationen zu
erhalten.«
      Er ging in sein Schlafzimmer
zurück und zog sich in aller Eile an - pelzgefütterte Stiefel
und seine alte Fliegerjacke. Famia setzte sich im Bett auf, zog sich
die Decke über die Brust hoch und sah ihm zu.
      »Wann kommst du wieder?« fragte sie schließlich.
      Er nahm die Achtunddreißiger
Smith & Wesson aus der Nachttischschublade, überzeugte sich
davon, daß sie geladen war und steckte noch eine Schachtel
Ersatzpatronen ein. »Dir wird nichts geschehen. Du brauchst mich
nicht, hast mich nie gebraucht.«
      Er öffnete die Verandatür
und ging hinaus. Im nächsten Augenblick hörte sie die beiden
Motoren aufheulen, und bald darauf verklangen sie in der Ferne.
      Die Tür öffnete sich, und die alte Frau kam hereingeschlichen.
    »Hast du gehört?« fragte das Mädchen leise in Urdu.
      Die Frau nickte und zog die Bettdecke
weg. »Komm, Kind, es bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Du
weißt, was du zu tun hast.«
      Famia fuhr rasch in eine alte Hose
von Drummond und zog seinen weißen Seemannspullover über,
der an ihr herumschlotterte. Sie fuhr in ihre Schuhe, nickte ihrer
Mutter zu und ging auf die Veranda hinaus. Dann rannte sie mit
gesenktem Kopf durch die stillen Straßen. Der Regen lief ihr
übers Gesicht, so daß sie kaum etwas sehen konnte. Doch sie
kannte den Weg.
      Nach fünf Minuten gelangte sie
zu einem Bungalow, der mit dem von Drummond fast identisch war, rannte
die Treppe zur Veranda hinauf und hämmerte mit beiden Fäusten
an die Tür. »Mr. Cheung! Mr. Cheung!« rief sie.

    6. Kapitel
    NACHT-UND-NEBEL-AKTION

      Der Regen hatte Brackenhurst das
Leben gerettet. Die plötzlich herabströmenden sintflutartigen
Wassermassen hatten aus dem normalerweise ruhig dahinfließenden
Gebirgsfluß einen reißenden Strom gemacht. An einer Stelle
hatte er sogar eine Senke der Straße mit eiskaltem Wasser
überschwemmt.
      Brackenhurst hatte den ganzen Tag
allein in den Bergen verbracht. Es war ein langer, arbeitsreicher Tag
gewesen. Er hatte nach Erzvorkommen geschürft. Auf der
Rückfahrt zu seinem Camp Howeel hatte er dann im Licht der
Scheinwerfer den weißen Gischt gesehen und die schlammigen, sich
wild dahinwälzenden Wassermassen. Erschrocken hatte er sofort mit
aller Kraft gebremst. Die Straße war überschwemmt.
      Er war ausgestiegen, hatte am
Straßenrand einen Ast gefunden und ihn vorsichtig ins Wasser
gesteckt. Das Wasser stand mindestens einen Meter hoch auf der
Straße. Vielleicht würde er ja durchkommen - aber wenn der
verdammte Landrover im Schlamm steckenblieb, war es aus. Er setzte sich
wieder ans Steuer, wendete und fuhr wieder auf den Berg hinauf. Auf dem
Gipfel angekommen, schaltete er die Scheinwerfer aus. Dann machte er
sich zu Fuß auf den Weg.
      Das Wasser war kalt, eiskalt. Es
umspülte seine Beine und Hüften, bis er ein ganz taubes
Gefühl hatte. Fluchend kämpfte er sich hindurch, bis er
wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Glücklicherweise war das Camp kaum noch einen Kilometer entfernt.
      Mit gesenktem Kopf trottete er die
schlammige Straße entlang, um sich so gut wie möglich vor
dem Regen zu schützen. Der Strahl seiner Taschenlampe durchdrang
die Dunkelheit. Vor sich hörte er einen Schrei, dann noch einen,
Stimmengewirr und schließlich einen Schuß, eine ganze Salve
von Schüssen -durch den sturzbachartigen Regen gedämpft: das
tödliche Stakkato eines
    Maschinengewehrs.
      Er blieb mit gerunzelter Stirn auf
einer kleinen Anhöhe stehen und sah durch die Nadelbäume das
flackernde Lagerfeuer. Alles war dort in Bewegung,

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