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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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immer blitzschnell
zu - wie ein Schwert, das sich plötzlich in warmes Fleisch
gräbt.«
      Sie starrte in das Wasser, in dem
sich der Mond spiegelte. Fischchen huschten vorbei. »Jack hat mir
erzählt, was in Korea geschehen ist«, sagte sie
plötzlich.
       Hamid hob ihr Kinn an und sah ihr in die Augen. »Sie mögen ihn sehr, nicht wahr?«
      »Ja. Ein Mann wie er ist mir
noch nie begegnet. Er ist ein seltsamer Mensch, so heftig und
verbittert, und doch kann ich mir keinen liebenswerteren,
zartfühlenderen Menschen vorstellen.«
      »Mein Pech.« Hamid seufzte. »Was möchten Sie denn wissen?«
      »Heute nachmittag haben wir
kurz bei seinem Bungalow gehalten. Da war ein Mädchen. Ich glaube,
sie hieß Famia.«
      »Sie ist die Tochter seiner Haushälterin.«
      Janet zögerte, dann faßte sie Mut und fragte ganz direkt: »Ist sie seine Geliebte?«
      »Ach, das ist es also?«
Hamid lachte leise und griff nach ihrer Hand. »Janet, er ist doch
schließlich ein erwachsener Mann und kein kleiner Junge mehr. Es
wäre doch nicht normal, wenn er nicht ab und zu eine Frau
brauchte. Oder sind Sie anderer Meinung?«
      Ein unbändiger Zorn stieg in ihr
auf, und sie krallte ihre Finger in seinen Arm, doch Hamid streichelte
sanft ihre Wange.
      »Arme Janet. Indien ist ein gestrenger Zuchtmeister.«
      »Wissen Sie - ich glaube, ich liebe ihn«, sagte sie leise. »So einfach ist das.«
      »Einfach ist das nie«,
sagte er feierlich und zog sie hoch. »Jetzt gehen wir wohl besser
in den Palast zurück, bevor ich mich vergesse.«
      »Eines möchte ich Sie noch
fragen«, sagte sie. »Ist Jack wirklich so verbittert wegen
dieser Sache in Korea?«
      Hamid schüttelte den Kopf.
»Ach wo. Er ist viel zu intelligent, um sich die Schuld zu geben.
Es war eben Krieg, und so etwas kommt vor. Aber er hat seinen Beruf
geliebt. Darum tut es ihm
    leid.«
    »Und woran glaubt er jetzt?«
      »An gar nichts mehr. Zumindest
redet er sich das ein. Daher lebt er gefährlich und setzt immer
wieder sein Leben aufs Spiel - er schreckt vor nichts zurück, um
ein Vermögen zu horten.«
      Er lachte leise. »Doch wenn er
dann mit soviel Elend und Leid konfrontiert wird wie zum Beispiel in
Ladakh während der chinesischen Invasion, wirft er all seine
schwer errungenen Prinzipien über Bord, ohne mit der Wimper zu
zucken.«
      »Sie mögen ihn sehr, nicht wahr?«
      »Ich weiß wahre
Freundschaft sehr zu schätzen«, erwiderte Hamid. »Er
hat mir seine Freundschaft immer wieder bewiesen.«
      Sie gingen schweigend durch den Park
zurück. Als sie gerade die Stufen zur Terrasse wieder
hinaufstiegen, trat Drummond auf die Terrasse heraus.
      »Ach, da seid ihr ja. Father
Kerrigan möchte gehen. Er will Kerim nicht zu lange allein lassen.
Ich fahre Sie im Jeep.«
      »Ich hole Ihren Mantel«, sagte Hamid und ging hinein.
      »Haben Sie gewonnen?« fragte sie Drummond.
      »Nein. Haben Sie denn Ihr Spiel gewonnen?«
      Janet lächelte schwach. »Sie irren sich gewaltig.«
      Sie drängte sich an ihm vorbei,
ging hinein und ließ Drummond einfach stehen. Er lauschte den
Stimmen der Nacht. Eine tiefe Erregung hatte sich seiner
bemächtigt und hinterließ ein schrecklich leeres Gefühl
im Magen.
      Auf der Rückfahrt saß sie
neben ihm, oder vielmehr zwischen ihm und Father Kerrigan. Hin und
wieder wehte der Wind Drummond Janets seidenen Schal ins Gesicht. Er
spürte ihre Wärme, ihre Hüfte an der seinen, roch ihr
zartes Parfüm, atmete ihren Duft tief ein und umklammerte das
Lenkrad mit beiden Händen. Ihn bewegten Gefühle, wie er sie
schon lange nicht mehr gekannt hatte.
      Der alte Geistliche kicherte vor sich
hin. »Ich wollte, Sie wären beide dabeigewesen. Dem habe
ich's gegeben! Es wird jetzt ein Weilchen dauern, bevor er wieder
ankommt und behauptet, Terence Kerrigan Schach bieten zu
können.«
      Drummond sah Janet von der Seite an
und grinste, als er in den Hof der Missionsstation einbog. »Er
muß wohl gewonnen haben.«
      »Ach, gehen Sie doch
zum...« Er besann sich gerade noch rechtzeitig und kletterte
lächelnd aus dem Jeep. Sein Gesicht strahlte im Mondlicht.
»Eine herrliche Nacht für eine Ausfahrt.«
      Drummond zögerte, da sagte Janet
ruhig: »Mr. Cheung hat von der Ruine eines buddhistischen Tempels
ganz in der Nähe gesprochen. Er meinte, es lohne sich, sie bei
Mondschein zu besichtigen.«
      »Da hat er wahrscheinlich gar
nicht so unrecht.« Father Kerrigan klopfte mit der

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