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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Hand auf den
Jeep. »Na, dann mal los, aber bleiben Sie nicht zu lange.«
      Drummond wendete und fuhr wieder aus
dem Hof heraus. Der Weg führte über die mondbeschienene Ebene
am Fluß. Er hatte schon vorher das Verdeck herabgerollt. Der Wind
blies scharf und eisig kalt. Es roch nach nasser Erde. Nach ein paar
Minuten gelangten sie an den Rand einer Böschung. Da lagen auf
einem kleinen Plateau die Tempelruinen vor ihnen, kahl und
windgepeitscht zerbröckelten sie immer mehr.
      Drummond bremste, stellte den Motor
ab und stieg aus. Die letzten paar Meter gingen sie zu Fuß. Der
Mond hüllte alles in ein bleiches Licht, und der dunkle Schatten
geborstener Säulen fiel auf den Mosaikboden und bildete dort ein
starkes Gitterwerk.
      Im Hintergrund saß noch eine
Buddhastatue, schwer angeschlagen und vom Zahn der Zeit benagt. Sie
hatte nur noch einen Arm, doch der ruhige, ausgeglichene
Gesichtsausdruck war noch da und klar zu erkennen. Die starren Augen
blickten blind über den Fluß hinweg in die Unendlichkeit.
      Janet ging langsam auf den Buddha zu.
Drummond war stehengeblieben, um sich eine Zigarre anzuzünden. Als
er den Kopf wieder hob, sah er Janet am Rande der abbröckelnden
    Terrasse stehen und nachdenklich ins Dunkel starren.
      Der Mond stand direkt hinter ihr und
betonte noch die Umrisse ihrer herrlichen Figur in dem dünnen
Seidenkleid. Als sie sich umwandte und ihn ansah, erschien sie ihm
ätherisch zart und unwirklich wie eine dunkle Nachtgöttin,
die jeden Augenblick die Schwingen ausbreiten und davonfliegen konnte.
      Eine ganze Weile standen sie wie
verzaubert da und sahen sich an. Beiden erschien es wie eine Ewigkeit.
Sie schienen losgelöst von Zeit und Raum. Dann kam sie langsam auf
ihn zu, streckte die Hand aus und streichelte unendlich sanft sein
Gesicht.
      Drummond senkte den Kopf, hauchte
einen Kuß auf ihre Hand und schlang ihr den Arm um die Taille.
Zitternd schmiegte sie sich an ihn. Weit entfernt hörten sie
bedrohliches Donnergrollen.
      Erschrocken blickte sie auf. »Was war denn das?«
      »Ein Unwetter ist im
Anzug«, erwiderte er und wies auf die Flächenblitze
über den Bergen. »Wir fahren besser zurück.«
      Da erst kam ihr die unheimliche
Stille zu Bewußtsein. Schwarze Wolken näherten sich rasch
und verschlangen die Sterne. Drummond griff nach ihrer Hand, und sie
rannten zum Jeep zurück.
      Er betätigte den Anlasser und
fuhr sofort ab, doch da prasselten schon große, schwere Tropfen
gegen die Windschutzscheibe. Drummond trat das Gaspedal ganz durch,
doch das half ihnen nicht mehr. Ein ohrenbetäubender Donnerschlag
ertönte. Der Himmel schien zu bersten, öffnete seine
Schleusen und ließ gewaltige Wassermassen auf sie herabregnen.
      Es blieb nicht einmal mehr Zeit, das
Verdeck zu schließen. Drummond duckte sich hinter das Lenkrad,
klammerte sich daran fest und kniff die Augen vor dem
herniederprasselnden eiskalten Guß zusammen. Janet lehnte sich
verschreckt an ihn.
      Er fuhr in den Hof der
Missionsstation, bremste scharf, sprang aus dem Jeep und half Janet
heraus. Hand in Hand sprangen sie die Stufen zur Veranda hinauf.
      Das dünne Seidenkleid klebte ihr wie eine zweite Haut am Leib.
    Sie zitterte vor Kälte und mußte trotzdem lachen.
    »Es war herrlich, einfach herrlich.«
      »Sie müssen sofort diese nassen Sachen ausziehen, sonst holen Sie sich noch den Tod«, mahnte er.
      »Ihnen würde ein Handtuch
auch guttun.« Sie nahm ihn an der Hand. »Gehen wir hier
herum. Father Kerrigan ist sicher schon schlafen gegangen.«
      Sie eilten auf der Veranda zum
rückwärtigen Park. Das Fenster ihres Zimmers stand offen. Sie
kletterte hinein, machte Licht und fand ein Handtuch für ihn.
      »Trocknen Sie sich ab, während ich mich umziehe.«
      »Darf ich Ihnen den Rücken trockenreiben?« fragte er.
      Sie schob ihn rasch zum Fenster. »Jetzt aber raus.«
      Sie zog den Vorhang zu, pellte sich
das nasse Kleid vom Leib und frottierte sich rasch trocken. Sie
zitterte immer noch. Doch bald fror sie nicht mehr. Eine warme Glut
breitete sich in ihr aus, bis sie ganz durchglüht war. Sie zog
ihren Hausmantel an, band den Gürtel und ging wieder hinaus.
      Drummond war noch dabei, sich die
Haare und das Gesicht zu trocknen. Dann hing er das Handtuch über
das Geländer. Es war inzwischen bitter kalt geworden. Tiefatmend
stand er da und sog die herrlich erfrischende Luft in seine Lungen, von
einer seltsamen Ruhelosigkeit

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