Der eiserne Tiger
Panik
davonstürzenden Leuten um die Ohren. Flammen schossen hoch empor
und hüllten den Schauplatz des makabren Geschehens in
gespenstisches Licht.
Schon kam die zweite MiG
herangebraust, beschoß und zerstörte die anderen beiden
Lastwagen und die primitiv zusammengefügten Lehmhäuser
ringsum. Als die MiG dann wieder in den grauen Himmel
hinaufschoß, zog die erste bereits wieder eine weite Kurve am
Himmel, um erneut niederzustoßen. Aufheulend schoß sie im
Tiefflug ihre Raketen auf die dicht an dicht stehenden Häuser ab
und landete einen Volltreffer auf dem Munitionslager neben Sher Dils
Oberkommando. Eine fürchterliche Explosion erschütterte die
Luft. Eine Flammensäule schoß durch die dunklen
Rauchschwaden empor, die über der Stadt schwebten. Schon befand
sich die zweite MiG wieder im Anflug auf den rauchenden
Trümmerhaufen, der einmal die Hauptstadt Balpurs gewesen war.
»Dann wollen wir mal los«, sagte Drummond entschlossen und schlug Brackenhurst leicht auf die Schulter.
Brackenhurst sah ihn mit
schreckgeweiteten Augen an. »Da runter? Sie sind ja
verrückt, das ist doch glatter Selbstmord!« Er war
kreidebleich.
Drummond verlor kein weiteres Wort.
Er schob Brackenhurst vom Fahrer- auf den Beifahrersitz hinüber,
setzte sich ans Steuer und lenkte den Landrover den steilen Hang
hinunter und über die Ebene - so in Rauch und Qualm
eingehüllt, daß er fast blind fahren mußte. Er
riß das Steuer herum, als plötzlich eine
rauchgeschwärzte Ruine dicht vor ihm auftauchte. Sie holperten
über einen losen Stapel angekohlter Balken und bogen auf den
Hauptplatz ein.
Aus dem dichten, beißenden
Qualm stürzte ihnen ein Mann entgegen. Seine benzingetränkte
Kleidung hatte Feuer gefangen. Als lebende Fackel verschwand er wieder
im Qualm. Er rannte auf den Fluß zu. Jemand schrie ganz monoton
und übertönte das
Knistern der Flammen. Die Munition explodierte.
Der Landrover überrollte einen
zu einem schwärzlichen Klumpen verbrannten Körper. Drummond
trat heftig auf die Bremse. Das Schreien hatte aufgehört. Nichts
als das Knistern der Flammen war zu hören. Das machte die
erschreckende Stille noch viel deutlicher. Auf der einen Seite des
Platzes stand kaum noch ein Haus. Das Oberkommando Sher Dils war nur
noch ein Trümmerhaufen.
Als Drummond aus dem Landrover
sprang, kam Hamid gerade aus dem Hauptquartier getorkelt. Er lehnte
sich an die Wand und schnappte nach Luft. Seine Uniform schwelte an
mehreren Stellen.
Drummond rannte die Treppe hinauf und
fing ihn auf, als die Beine unter ihm nachgaben. »Schon gut, ich
halte dich. Was ist denn mit dem Khan?«
Hamid fuhr sich ganz mechanisch
übers Gesicht und wischte sich das Blut ab, das über seine
Backe herablief. »Ich weiß nicht genau, wo er ist. Irgendwo
da drin. Alles ist kaputt, kein Stein mehr auf dem anderen.«
Als Brackenhurst gerade die Treppe
hinaufstieg, um sich zu ihnen zu gesellen, kamen die MiGs wieder
herangeflogen. Drummond und Brackenhurst nahmen Hamid zwischen sich und
rannten los. Kaum waren sie drin und hatten sich zu Boden geworfen, da
riß das Geschützfeuer den ganzen Platz auf. Trümmer und
Gesteinsbrocken flogen durch die leeren Fensterhöhlen.
Drummond lehnte sich an die Wand und
wartete. Die Erde bebte. Zwei Soldaten lagen mit den Gesichtern nach
unten auf dem Boden. Brackenhurst hockte zitternd mit
schreckgeweiteten, starren Augen in einer Ecke.
Der Beschuß hörte so
plötzlich auf, wie er begonnen hatte. Die MiGs entschwanden und
waren bald nicht mehr zu hören. Sie hinterließen ein
Flammenmeer und rauchende Trümmer.
Drummond half Hamid wieder auf die
Beine. Brackenhurst schloß sich ihnen an. Mit zitternder Stimme
sagte er: »Wir müssen hier raus, Drummond. Wir müssen
weg.«
Drummond kümmerte sich gar nicht
um ihn, sondern wandte sich an Hamid, der erschöpft an der Wand
lehnte und den Kopf schüttelte wie ein verwundeter Stier.
»Wo hielt sich der Khan auf, als der Angriff begann?«
Hamid kam wieder zu sich und holte tief Luft. »Im Funkraum. Da durch.«
Die Tür war aus den Angeln
gerissen worden, der dahinterliegende Raum völlig verwüstet.
Vier oder fünf Männer, die entweder tot oder schwer verwundet
waren, lagen herum. Am Fenster kniete Sher Dil und hielt den Khan in
den Armen. In einer Ecke saß der Funker noch mit Kopfhörern
zusammengesunken auf seinem Stuhl.
Sher Dil war staubbedeckt, seine
Uniform versengt und zerrissen. Er
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