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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wahr?«
      Cheung fuhr sich mit dem Ärmel über das tropfnasse Gesicht. »Was soll ich dazu sagen?«
      »Am besten gar nichts«, erwiderte der General. »Bei diesem Wetter ist es sehr wahrscheinlich, daß Drummond und sein Freund schon längst mit dem Gesicht nach unten im Fluß treiben. Jedenfalls werde ich mich jetzt der Sache annehmen, Oberst. Setzen Sie sich mit Ihren Leuten in Richtung Norden nach Kama in Bewegung. Überqueren Sie dort den Fluß, und bringen Sie mir den jungen Khan.« Er machte eine Pause, zog ein letztesmal an seiner Zigarette und entfernte sie dann mit spitzen Fingern aus dem Zigarettenhalter. »Ohne ihn brauchen Sie gar nicht zurückzukommen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
      Cheung wurde kreidebleich. Er stand im Regen und starrte den
    General wortlos an. Dann nahm er Haltung an, salutierte, wandte
    sich ab und kletterte neben den Fahrer in den ersten Truppentransporter. Kurz darauf bewegten sich die beiden Fahrzeuge den Hang hinauf. Ihre Ketten schleuderten den Schlamm hoch in die Luft. Bald hatte der Dunst sie verschluckt.

    8. Kapitel
    GEWALTMARSCH

      Trotz seiner Erstarrung wurde sich Drummond plötzlich der Tatsache bewußt, daß sich etwas in ihn bohrte. Er erkannte einen weiteren riesigen Baum, der auf sie zugetrieben war. Die Zweige der beiden Bäume verflochten sich ineinander. Das Gewicht der beiden Bäume verringerte die Geschwindigkeit, mit der sie stromabwärts trieben, beträchtlich.
      Hamid saß in den Zweigen immer noch so sicher wie in einer Wiege. Plötzlich rief er aufgeregt: »Ich sehe das andere Ufer. Das muß eine Flußenge sein.«
      Drummond sah genau hin. Durch die sintflutartigen Regenfälle war das gegenüberliegende Ufer nur schemenhaft zu erkennen, doch sie schienen mit jedem Augenblick näher darauf zuzutreiben. Die Strömung wurde rauher, Bäume und Strandgut jeder nur erdenklichen Art trieben auf weißen Schaumkronen dahin.
      Dann waren sie ganz nah am Ufer. Das Flußbett wurde enger, der Fluß wälzte sich an dieser Stelle durch einen tief eingefurchten Kanal, den die Fluten im Laufe der Zeit gegraben hatten. Ein beängstigendes, ohrenbetäubendes Knirschen - der Baum war gestrandet.
      Drummond hörte einen Schrei und sah, wie Hamid ins Wasser geschleudert wurde. Er löste seine erstarrten Glieder von dem Baum. Er hatte Grund. Das Wasser reichte ihm etwa bis zur Taille. Von der Strömung getrieben, kämpfte er sich zu Hamid vor und erwischte ihn am Gürtel, bevor er abgetrieben werden konnte. Er fuhr herum, als ein schreckliches Krachen und Knirsehen ertönte. Die Bäume waren von einem plötzlichen Wasserschwall hochgerissen und davongespült worden.
      Das Wasser ringsum schien zu brodeln und zu kochen. Mit aller Kraft stemmten sie sich gegen die Strömung. Langsam kämpften sie sich auf die steile Uferböschung zu und krochen an Land. Hier waren sie zunächst einmal in Sicherheit. Mit dem Gesicht nach unten lagen sie wie tot da - zerschunden und von der fast übermenschlichen Anstrengung gezeichnet. Sie atmeten schwer und gaben schließlich all das geschluckte Flußwasser wieder von sich.
      Nach einer Weile erhoben sie sich schwerfällig und krabbelten die schlammige Uferböschung hinauf - weg vom Fluß. Oben auf der Böschung versuchten sie, durch den Dunst jenseits des Flusses etwas zu erkennen und lauschten angestrengt. Hamid zitterte vor Kälte. Die Uniform klebte ihm am Körper. Der Turban war jedoch merkwürdigerweise nicht einmal naß geworden.
      »Früher oder später werden sie Soldaten über den Fluß schiffen«, sagte er. »Bestimmt werden sie irgendwelche Boote ausfindig machen, die die Flüchtlinge übersehen haben.«
      »Aber sie werden genau wie wir zu Fuß gehen müssen«, wandte Drummond ein. »Vor Kama können sie den Fluß keinesfalls mit Militärfahrzeugen überqueren, und das liegt zwanzig Meilen nördlich. Aber vielleicht sind die seichten Stellen dort durch den Regen auch unpassierbar geworden.«
      »Nun, eins steht jedenfalls fest«, meinte Hamid mit teuflischem Grinsen. »Es gibt nur eine Straße nach Indien und nur eine Möglichkeit, dorthin zu gelangen.«
      Langsam gingen sie im Regen in Richtung Süden. Sie kamen kaum vorwärts, denn der Boden war völlig aufgeweicht und hatte sich in eine Schlammwüste verwandelt. Drummond empfand es als übermenschliche Anstrengung, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er blieb immer weiter hinter dem abgehärteten Hochländer

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