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Der eiserne Tiger

Der eiserne Tiger

Titel: Der eiserne Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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mußten.
      »Genießt du die kühle Morgenluft?« fragte da Janet vom Lastwagen herunter.
      Er wandte sich um und lächelte. »Nun, genießen ist wohl zuviel gesagt«, entgegnete er. Er machte eine vage Geste. »Ich fühle mich heute morgen ganz sonderbar. Als wäre ich nicht mehr weit von zu Hause weg - wo immer das auch sein mag. Und doch weiß ich natürlich, daß ich in der Fremde bin.«
      Sie beugte sich herunter, ergriff im Dunkeln seine Hand und drückte sie fest. »Wir werden nach Hause kommen, Jack, das weiß ich ganz genau.«
      »Wenn du nur daran glaubst...« Er lächelte. »Aber jetzt setzt du wohl am besten das Teewasser auf und weckst Ali. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.«
      »Nicht nötig, bin schon wach.« Hamid hatte die Plane neben Janet angehoben und streckte nun ebenfalls den Kopf heraus. Janet zog sich zurück. »Na, wie ist das Wetter?«
      »Es könnte schlimmer sein. Anscheinend hat es schon vor einer ganzen Weile aufgehört zu schneien.«
      »Es wird bald wieder anfangen, darauf kannst du dich verlassen. Wir machen uns besser auf den Weg.«
      Drummond kletterte wieder in den Lastwagen. Father Kerrigan kniete neben Janet und dem Kocher und öffnete Konservendosen mit Bohnen.
      »Wie fühlen Sie sich?« erkundigte sich Drummond.
      Father Kerrigan lächelte müde. »Das alte Gerippe ächzt schon in allen Fugen, aber irgendwie wird es schon weitergehen.«
      »Etwas habe ich gestern abend völlig vergessen. Ich habe gar nicht gefragt, ob alle reiten können.«
      Janet nickte. »Ich habe schon als Kind reiten gelernt.«
      Der Geistliche lächelte. »Ganz bestimmt sind Sie ruhigere Pferde gewöhnt als die, die man hier antrifft, meine Liebe. Das sind nämlich unberechenbare Biester, das habe ich ziemlich schmerzhaft am eigenen Leibe erfahren.«
      »Keine Sorge, ich werde auch hier mit den Pferden zurechtkommen«, meinte sie zuversichtlich. »Aber wie steht es mit dir, Jack?«
      »Na ja, ich kann mich mit Mühe und Not im Sattel halten. Aber Ali ist ein großartiger Reiter. Er ist ein Hasara. Die galoppieren schon seit über tausend Jahren nach Indien und zurück, meistens mit einer Frau vor sich über dem Sattel.«
      Hamid grinste und öffnete gewaltsam eine Kiste mit Selbstladegewehren der Marke Garrand. Drummond reinigte rasch eines davon. Er fand auch eine Schachtel mit Munition und steckte mehrere Ersatzladestreifen in die Taschen. Hamid schärfte ein halbes Dutzend Handgranaten und gab Drummond drei.
      Janet rief mit leiser Stimme nach ihnen. Sie setzten sich im Kreis um den Spirituskocher, tranken heißen Tee und aßen Bohnen. »Nun haben wir nichts mehr zu essen«, sagte Janet. »Bevor wir uns aufmachen, kann ich noch die große Thermosflasche mit heißem Tee füllen, doch dann sind all unsere Vorräte aufgebraucht.«
      Drummond trank seinen Tee aus und gab ihr die Tasse zurück. »Fertig?« fragte er Hamid. Hamid nickte.
      Drummond schulterte sein Gewehr und sprang über die Ladeklappe hinaus. Als er sich dann zum Lastwagen umdrehte, sah er Father Kerrigan und Janet als fahle Schatten im Dunkeln.
      »In ein paar Stunden sind wir wieder da«, versicherte er ihnen, obwohl er selbst nicht ganz davon überzeugt war. Dann brachen sie auf.
      Hamid ging voran. Seine schweren Stiefel sanken tief ein. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen. Drummond schob die verschneiten Zweige mit der behandschuhten Hand beiseite. Eine merkwürdige Erregung hatte ihn erfaßt. Seine Lebensgeister waren wieder erwacht, er fühlte sich übermütig wie lange nicht mehr. Es würde schon alles gutgehen. Das wäre doch gelacht, wo sie es nun schon bis hierher geschafft und soviel durchgemacht hatten.
      Hamid hob warnend den Arm. Sie blieben stehen. Sie waren an der Straße angelangt. Schweigend sahen sie sich um. Es hatte wieder zu schneien begonnen. Lautlos fielen feste, große Flocken. Bald herrschte dichtes Schneetreiben.
      Auf der anderen Straßenseite ragte ein großer, dunkler Felsen wie ein drohend erhobener Zeigefinger aus der Finsternis auf. Hamid wies Drummond darauf hin. »Daran können wir uns gut orientieren. Laß uns auf der Straße weitergehen, da kommen wir viel schneller vorwärts. Aber halte die Augen offen. Mein untrüglicher Instinkt sagt mir, daß wir früher hätten aufbrechen sollen. Es wird bald hell sein.«
      Er hatte völlig recht. Als sie so die Straße entlanggingen, traten immer mehr Bäume scharf aus dem Dunkel

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