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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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stand, dann schleppten wir uns zurück in die Stadt, getragen von dem guten Gefühl, bis zur Erschöpfung gearbeitet zu haben.
    »Du baust also eine Statue«, begann Alpha, während ich mich hinkniete, um aus einem rostigen Rohr zu trinken. »Und danach siehst du sie nie wieder.«
    Ich spritzte mir das schmutzige Wasser ins Gesicht und in den Nacken. Es war noch früh, und die Straßen waren leer.
    »Ob ich sie sehe oder nicht, ist unwichtig«, erklärte ich ihr. »Solange sie nur irgendjemand ansehen kann.«
    »Und damit verdienst du genug, um herumziehen zu können, immer von einem Ort zum anderen?«
    »Immer noch besser, als Leute auszurauben und von der Vierzig zu verschleppen.«
    Alpha kniete sich neben mich und hielt die Hände wie eine Schale unter das Rohr. »Das nennt man Überleben, Freundchen.«
    »Es muss doch noch mehr geben als das.«
    Sie rieb sich mit dem Wasser die Arme ab und spülte dann den Ruß von ihren Beinen. »Zum Beispiel?«
    »Das, was von einem bleibt.« Ich zeigte Richtung Wald. »Diese Statuen, die sind wie Geschichten. Sie sorgen dafür, dass gewisse Dinge nicht in Vergessenheit geraten.«
    »Dann glaubst du also, was die Rastas erzählen? Dass es einen Ort gibt, wo noch so richtig etwas wächst?«
    »Ich weiß nicht. Sie behaupten, es sei jenseits des Ozeans. Und ich habe die Brandung gesehen.« Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil ich sie anlog. Weil ich ihr verschwieg, dass es irgendwo Bäume gab. Bäume, die bereits heiß umkämpft waren.
    »Du magst also Statuen und Geschichten.« Alpha erhob sich. »Und wie steht’s mit Liedern aus der alten Welt?«
    »Mit Musik hatte ich nie sonderlich viel zu tun. Wobei ich wahrscheinlich auch nicht besonders viele Geschichten kenne.«
    »Das kommt davon, wenn man immer herumzieht.« Sie grinste. »Dann solltest du dich an mich halten. Komm.«
    Hastig sprang ich auf, und wir balancierten über eine ziemlich bröckelige Laufplanke. Und während ich so hinter ihr herschlenderte, fühlte es sich an, als würde ich von irgendetwas magisch angezogen. Wie eine Kompassnadel, die nach Norden zeigt.
    *
    In einer der äußersten Ecken der Stadt stand ein windschiefes Steingebäude, über dem eine schmutzige Flagge mit einer untergehenden gelben Sonne darauf gehisst war. Alpha trommelte gegen die Tür, schob sie auf und führte mich hinein.
    »Captain?«, rief sie in den stillen Raum hinein. »Bist du da?«
    Keine Antwort. Wir standen allein im kühlen Dämmerlicht.
    Und wir waren umgeben von Hunderten von Büchern.
    Fassungslos starrte ich die Wände an, die vielen Regalbretter mit unzähligen Seiten unter einer dicken Staubschicht. So viel Papier. So viele Worte.
    In der Mitte des Raums stand ein Schreibtisch aus Kunststoff, in der Ecke eine alte Badewanne voller CDs. Überall auf dem Boden ragten Bücherstapel auf wie kleine Türme. Es war wundervoll. Chaotisch und verborgen vor der Welt. Mein alter Herr hätte es geliebt.
    »Wo habt ihr die alle her?«, fragte ich, rannte zu den Regalen und strich über die weichen Einbände und die Buchrücken aus Pappe.
    »Sie wurden an Jawbone weitervererbt«, erklärte Alpha. »Zusammen mit dem Recht, sie zu lesen. Eigentlich dürfte ich nicht einmal herkommen. Aber unser Captain ist in Ordnung. Sie liest uns immer vor.«
    »Echt?« Ich schnappte mir ein Buch und blätterte darin herum. »Schon mal was von Lewis und Clark gehört?«
    »Glaube nicht.« Alpha starrte auf das Buch in meinen Händen. »Du kannst lesen?«
    »Mein Dad konnte es.«
    »Und was macht er jetzt so?«
    Ich schwieg. Irgendwie nervte es mich, dass ich überhaupt davon angefangen hatte. Das ging dieses Mädchen gar nichts an. Ja, die Bücher waren umwerfend, aber verschwendete ich damit nicht nur meine Zeit?
    »Du sagtest, du wärst auf dem Weg nach Vega«, sagte Alpha schließlich.
    »Stimmt.« Mit einem lauten Knall legte ich das Buch ins Regal zurück. »Sobald ich hier rauskomme.«
    »Keine Sorge, Freundchen. Ich werde dir dabei helfen, sie fertig zu bauen. Sobald die Sonne untergeht.« Sie stellte sich neben mich und rückte die Bücher zurecht.
    »Du könntest mich auch sofort gehen lassen, wenn du wolltest. Könntest mir zeigen, in welche Richtung ich muss.«
    »Wozu die Eile? Wartet da irgendwo ein Mädchen auf dich?«, fragte sie halb scherzhaft.
    »Ich habe kein Mädchen, verdammt. Es geht um meinen alten Herrn. Er steckt ziemlich in Schwierigkeiten.«
    »Dann pass mal auf: Wenn du die Statue fertig machst, wie der Captain es

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