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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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das?«, flüsterte ich und stand auf.
    »Sieht so aus, als würdest du doch noch einen Tag länger bleiben.« Alpha hatte sich hingekniet. »Wenn die unterwegs sind, sollte man sich von den Ebenen fernhalten. Aber bis heute Abend müssten sie hier sein. Der Scheißkerl ist doch jedes Jahr wieder verflucht pünktlich.«
    »Wer?«
    »Was denkst du denn? King Harvest. Bereit für den Tausch.«
    »Und was bekommt ihr dabei von ihm?«
    »Unsere Freiheit«, erklärte sie. »Wenn wir ihm genug Köpfe liefern, dürfen wir unsere behalten.«

Kapitel 24
    I ch wusste, dass an diesem Tag einiges zu Ende gehen würde, so oder so. Die Sonne schien schon viel zu hoch zu stehen, als würde sie zu schnell wandern. Und es gab rein gar nichts, was ich dagegen tun konnte. Bis zum Abend würde King Harvest Old Orleans erreichen, mehr Zeit blieb mir nicht, um Sal zu retten, sonst würde ich niemals erfahren, wohin ich gehen musste. Keine Chance mehr, Pa zu finden.
    Ich kletterte hinter Alpha vom Gerüst. Während des Abstiegs zerlegten wir unseren Metallturm, denn meine Arbeit war getan. So gut wie.
    »Du meintest, sie hätte mal geleuchtet«, sagte ich.
    »Früher schon.«
    »Dann sollte ich besser nachsehen, ob ich das mit der Verkabelung wieder hinkriege.«
    Alpha hockte sich hin, um einem Gestrüpp aus Farnen seinen Glanz zurückzugeben, während ich neue Kabel durch das Unterholz zog, von einem alten Generator bis zum Sockel der Statue. Hinas schwebender Fuß war mit erhobener Ferse dargestellt, und durch den Fußballen konnte man in das Innere kriechen. Ich nahm einige Kabel, Klebeband und meine Stirnlampe, schob mich in das Metallbein hinein und suchte nach dem Schaltkreis, den es zu flicken galt.
    Langsam zog ich mich in die Höhe, an der Wölbung der Wade entlang, tastete die gerade Strecke des Schienbeins ab, verlegte neue Kabel, wo es nötig war, und klebte Hinas Elektrik wieder zusammen, als wären es Adern unter ihrer Haut.
    Während ich so in der Statue herumkletterte, zwischen ihren Hüften hindurch, ihr Tanzbein hinunter, durch den Tunnel der ausgestreckten Arme und dann nach oben, wo ihr Gehirn sitzen würde, gelangte ich zu einer ganz neuen Sichtweise auf diese Arbeit – ich sah die Statue aus dem Blickwinkel ihres Erschaffers, erkannte die Schritte, die bei ihrem Bau vonstattengegangen waren. Die Übergänge und zusammengefügten Teile, die Schweißnähte und die Stützpfeiler.
    Und irgendwie kam es mir völlig normal vor, mich durch die Statue zu bewegen. Auf gewisse Weise kam sie mir vertraut vor. Jeder Baummeister hat seine ganz eigenen kleinen Tricks, geht gewisse Risiken ein und hat seinen persönlichen Rhythmus. Und ich kannte die Arbeit, die ich hier studierte. Diese Vorsicht, die Leidenschaft, den Stil.
    Natürlich kannte ich sie.
    Meinen eigenen Bauten wohnten sie ebenfalls inne. Jeder Baum, den ich je erschaffen hatte, spiegelte sie wider.
    Als ich mich durch den Oberschenkel nach unten gleiten ließ und schließlich wieder auf dem Boden landete, gab es keinen Zweifel mehr. Ich war mir so sicher wie nur irgendwas.
    Diese Statue konnte nur von einem Baummeister erschaffen worden sein.
    Und zwar von meinem alten Herrn.
    *
    Während ich wieder in den Wald hinauskletterte, fühlte ich mich, als wäre ich völlig ausgeblutet.
    Meine Beine waren schwer und sperrig. Ich sah zum Himmel hinauf, aber die Sonne war verschwunden, sie versteckte sich hinter einer grauen Masse, die sich aufbauschte, herumwogte und die Welt zu verschmieren schien.
    »Regenwolken«, erklärte Alpha, als sie mich sah. »Wir sollten zurückgehen.«
    »Was wisst ihr eigentlich über den Mann, der sie gebaut hat?«, fragte ich sie, als ich wieder sprechen konnte. Mit zitternden Händen versuchte ich meine Werkzeuge zusammenzupacken, gab es schließlich auf und ließ sie aufgehäuft unter der Statue liegen.
    »Manche sagen, er habe sie mitgenommen nach Vega«, meinte Alpha, »um mit diesen Zahlen zu spielen und reich zu werden.«
    »So etwas war ihm egal, er wollte nicht reich werden.«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Nur so ein Gefühl«, murmelte ich und wich ihrem Blick aus. »Ich meine, wenn man jemanden wie sie liebt, ist man doch schon reich.« Ich zeigte zu der Statue hinauf.
    Alpha beobachtete ihr zerstückeltes, flackerndes Spiegelbild in Hinas Gesicht. »Es ist wohl so, wie der Captain sagt. Nur ein Mythos, eine Geschichte.«
    »Eine Geschichte, die dafür sorgt, dass manche Dinge nicht in Vergessenheit geraten.«
    »Du hast

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