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Der eiserne Wald

Der eiserne Wald

Titel: Der eiserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Howard
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scheuerten, als ich immer weiter lief und mich fragte, wohin wir eigentlich wollten und warum wir es so verdammt eilig hatten.
    Dann sah ich es.
    Ich sah es, noch bevor wir die äußere Stadtmauer erreicht hatten. Die Spitze dieses riesigen Gefährts, das ich im Morgengrauen gesehen hatte. Nun ragte es direkt vor uns auf.
    So viel Stahl auf einem Haufen hatte ich noch nie gesehen. Aus der Nähe betrachtet schien es schwer vorstellbar, dass es sich überhaupt bewegen konnte. Es schien größer zu sein als ganz Old Orleans.
    An der Seite des Rumpfs waren seltsame Buchstaben angebracht. Fragend zeigte ich darauf. »Was bedeutet das?«, schrie ich über den tobenden Sturm hinweg.
    »Die Arche«, brüllte Jawbone mit ernster Miene zurück. »So nennt Harvest sein Sklavenschiff.«
    Ich begriff nicht, warum der Transporter so dicht an die Stadt herangefahren war. Er stemmte sich fast schon gegen die brüchigen Mauern, als wollte er sie ein für alle Mal niederreißen.
    »Eigentlich sollen sie einen Kilometer vor der Stadt warten.« Jawbone streckte den Arm in die entsprechende Richtung. »Wir übergeben die Leute immer draußen auf der Ebene.«
    »Vielleicht wegen dem Regen«, schlug ich vor. »Die wollen wohl nicht, dass sie nass werden.«
    Sie warf mir einen finsteren Blick zu. »Wenn du fertig bist mit deiner Arbeit, steht es dir frei zu gehen, Baummeister.«
    »Stimmt wohl«, erwiderte ich. Das braune Wasser unter uns stieg unter dem andauernden Regen langsam an. Ich musste Sal aus dem Pferch rausholen. Und zwar schnell. »Ich dachte nur, ich bleibe noch, bis ihr euren Handel abgeschlossen habt.«
    Jawbone schüttelte den Kopf. »Das war nicht Teil des Deals. Du solltest abhauen, solange du es noch kannst.«
    »Bei dem Wetter kann er doch nicht gehen.« Alpha zeigte auf die dicken, tief hängenden Gewitterwolken.
    Donner grollte, jetzt schon etwas weiter entfernt, dann zuckte ein Blitz, verblasste wieder und ließ nur den sintflutartigen Regen zurück. Der riesige Transporter stand kalt und schweigend da. Als wäre er leer. Oder voller Geister.
    Wir kletterten auf die Stadtmauer, so dass wir auf gleicher Höhe mit dem Schiffsdeck waren. Die Reling, die sich den gesamten Rumpf entlangzog, war nun ungefähr fünf Meter von uns entfernt. Am anderen Ende des Decks ragte ein Führerhaus mit schwarzen Fenstern auf, das mit zahllosen Waffen bestückt war. Ein solches Arsenal hatte ich noch nie gesehen. Dagegen wirkten die Trucks der Piratinnen wie Spielzeuge. Wir standen da und warteten darauf, dass sich jemand zeigte.
    Und endlich rührte sich etwas.
    Ich brauchte ungefähr zwei Sekunden, bis ich ihn einordnen konnte. Die glatte weiße Haut, die hervorstechenden Knochen.
    Es war der Mann aus der Vision des Rastas, das Gesicht, das auf dem Bildschirm des Tripnotysten erschienen war.
    Der König, so hatte der alte Rasta ihn genannt. Der König.

Kapitel 26
    D as ist er?«, fragte ich. »Das ist Harvest?«
    »Das ist er«, bestätigte Alpha und stemmte die Hände in die Hüften.
    Jawbone hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah aus wie jemand, der bereit war, jeden Deal einzugehen, der ihm nutzen konnte. Irgendetwas in ihrem Blick verriet mir, dass sie viel Zeit damit verbracht hatte, sich das Schlimmstmögliche auszumalen.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, Captain.« Der Mann schlenderte über das Deck und stützte sich auf die Reling, als wollte er einfach nur die Aussicht genießen. Er trug eine graue Kunststoffjacke, hatte die Kapuze aber nicht aufgesetzt, und das Wasser rann an ihm herunter. Als würde er aus Regen bestehen.
    »Ach ja?«, rief Jawbone zurück.
    »Aber selbstverständlich.« Sein Tonfall war kultiviert wie bei einem dieser reichen Freaks aus Vega. »Ein Jahr kommt einem vor wie eine Ewigkeit, wenn es so lange dauert, bis man solch reizende Damen wiedersieht.«
    Jawbone beugte sich vor und spuckte in den Regen. »Warum hast du dann so lange gebraucht, um zu uns rauszukommen?«
    »Die Zahlen, meine Liebe. Ich musste berechnen, wie viele wir noch brauchen.« Er deutete auf den Rumpf unter seinen Füßen. »Und wie viel Platz wir noch haben.«
    »Warst also beschäftigt, wie?« Diesmal meldete sich Alpha zu Wort.
    »Jawohl.« Er zwinkerte ihr zu. »Die Saison war ziemlich gut. Wie schade, dass sie sich ihrem Ende zuneigt. Aber wer ist euer junger Freund? Jemand, den ihr eintauschen möchtet?«
    Ungerührt erwiderte ich seinen Blick. Wenn dieses Gesicht in der Vision des Rastas aufgetaucht war, dann

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