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Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Unsterblichkeitsprojekts hatte Dr. de Skun ein Duplikat seines Körpers herangezüchtet und konserviert. Das Duplikat lag bereit, um sein Hirn in Empfang zu nehmen. Doch auch dazu ließ die TT-Partei es nicht kommen. Sowohl der Körper Dr. de Skuns wie auch der Zuchtkörper wurden dem minervischen Recycling-System zugeführt.
    Idris zog nicht sofort den richtigen Schluß daraus. Er hielt es für Totschlag durch Unterlassen.
     

 
8.
     
    Während seiner Haft kamen noch zwei andere Besucher zu Idris Hamilton. Zwei Frauen.
    Die erste war Mary Evans, die Lehrerin von der Erde, deren Haar weiß war und in deren physisch noch jungem Gesicht das Leid zahlreiche feine Linien eingegraben hatte.
    »Wie ist Ihr Befinden, Kapitän Hamilton?«
    »Gut, Miß Evans. Und das Ihre?«
    »Ich bin gekommen, um mich Ihnen anzubieten«, sagte sie erstaunlich derb. »Sie müssen Verlangen nach einer Frau haben ... Wie ich hörte, ist Zylonia de Herrens andere Verpflichtungen eingegangen ...« Sie verstummte.
    »Wer hat Sie geschickt?«
    »Niemand hat mich geschickt. Ich bin aus eigenem Entschluß gekommen. Wünschen Sie, daß ich gehe?«
    »Nein. Bitte bleiben Sie ... Ich bin mißtrauisch. Sicher begreifen Sie das. Warum sind Sie wirklich hier?«
    »Um mich Ihnen anzubieten, wie ich schon sagte.« Sie begann zu weinen. »Dumm, nicht wahr? Warum sollten Sie eine Frau mit weißem Haar und schlaffen Brüsten wollen? Wenn Sie wieder frei sind, können Sie sich mit jeder dritten Frau Minervas paaren. Sie sind eine Berühmtheit. Aber ich dachte ... ich dachte ...« Sie verbarg das Gesicht in den Händen und zuckte unter heftigen Schluchzern.
    Idris berührte ihr Haar. Vierunddreißig Jahre, dachte er. Weißes Haar und schlaffe Brüste. Aber sie ist die letzte Frau der Erde und ich bin der letzte Mann. Ein solches Band ist stärker als Lust. Es ist lebenswichtig.
    »Vergiß Zylonia«, sagte er. »Hilf mir, sie zu vergessen. Wir beide stammen von der Erde. Schon deshalb müssen wir einander lieben ... Wir wollen uns aussprechen.«
    »Wenn du möchtest, daß ich im Hospital bleibe«, sagte sie, »werde ich es tun. Ich habe die Erlaubnis des Rates von Vorshinski City.«
    Sein Mißtrauen erwachte wieder. »Hast du dich an ihn gewandt oder ist der Rat an dich herangetreten?«
    »Ich habe die Erlaubnis erbeten. War das nicht richtig? Ich werde nicht bleiben, wenn du es nicht wirklich möchtest.«
    Für ein paar Augenblicke schwieg Idris. »Ich wundere mich lediglich über die Minervier«, sagte er dann. »Zuerst liefert man mich zur Strafe in ein Hospital ein und behandelt mich wie in einem Sanatorium. Anschließend erlaubt man mir den Vorzug einer Gefährtin. Warum, frage ich mich.«
    Mary lächelte traurig. »Ich kann es mir vorstellen. Man hält dich für so etwas wie ein halbwildes Tier, Idris. Es ist ihnen lieber, wenn du deine Gepflogenheiten mit deinesgleichen treibst als mit anständigen minervischen Frauen.«
    »Ja, ich bin ein Wilder«, sagte er mit grimmiger Befriedigung. »Ich bin gefährlich. Ich reagiere gewalttätig. Und ich bin entschlossen, dafür zu sorgen, daß die Menschheit wieder zu leben beginnt. Sie können mich nur aufhalten, indem sie mich ermorden, denn eine Todesstrafe gibt es nicht. Soviel zu mir ... Wenn du in meiner Nähe bleibst, woher kannst du sicher sein, daß ich dich nicht schlage oder gar umbringe?«
    Sie seufzte schwer. »Ich habe länger unter den Minerviern gelebt als du, Idris. Manches an ihnen bewundere ich, manches erschreckt mich. Gewiß ist es von Vorteil, daß sie aggressive Instinkte weitgehend eliminiert haben, doch es macht sie so schrecklich hygienisch, physisch wie auch psychisch.« Sie lachte. »Vielleicht wäre es schön, von einem Mann der Erde geschlagen oder sogar umgebracht zu werden. Ich nehme meine Chance wahr.«
    »Ich mag dich, Mary Evans.«
    »Ich mag dich, Idris Hamilton.«
    »Nun, dann müssen wir unsere Zukunft planen. Ich muß noch siebenundvierzig M-Tage absitzen. Willst du den Aufenthalt mit mir teilen?«
    »Ja.«
    »Ich kann nicht dafür garantieren, daß ich dich jederzeit gut behandeln werde ... nicht dafür, daß ich mich nach der Entlassung vernünftig aufführe, das heißt, so wie die Minervier es sich vorstellen. Tatsächlich vermag ich für gar nichts zu garantieren. Ich könnte viel Unglück über uns beide bringen.«
    »Ich nutze meine Chance. Du bist der letzte Mann der Erde. Vielleicht sogar der letzte Mann. Ich nutze die Chance.«
    Er küßte sie und zog sie an

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