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Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edmund Cooper
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Verbrechens der unprovozierten Gewalttätigkeit mit Tatfolge der körperlichen Verletzung von Personen für schuldig befunden, die ihrerseits keinerlei Behelligung oder Verletzung Ihrer Person beabsichtigten. Wären Sie minervischer Bürger ohne mental belastete Vorgeschichte, hätte dieses Gericht ein sehr strenges Urteil über Sie verhängt. Es berücksichtigte jedoch die besonderen, sogar einzigartigen Umstände. Sie sind ein restaurierter Mensch der Erde, dessen Gehirn aus seinem toten Körper in ein Versorgungssystem übertragen wurde und aus diesem in einen Zuchtkörper. Das Gericht ist der Meinung, daß solche Maßnahmen nicht ohne erhebliche psychische Beeinträchtigung durchgeführt werden können und Sie daher als nicht im Vollbesitz Ihrer geistigen Kräfte einzuschätzen sind, weshalb Ihre Handlungsweise zu erklären ist. Daher verurteile ich Sie zu neunzig Tagen Freiheitsentzug mit gleichzeitiger psychiatrischer Behandlung. Nach Ablauf dieser Frist werden Sie von einem Ausschuß untersucht, der aus mir und zwei qualifizierten Beratern besteht. Der Ausschuß wird darüber entscheiden, ob Sie mittlerweile in einer Verfassung sind, die eine Freilassung zum Zwecke der angemessenen Einordnung in unsere Gesellschaft rechtfertigt. Haben Sie noch etwas zu sagen?«
    Idris wußte allerhand zu sagen, aber als er Manfrius de Skun ansah, schüttelte der Wissenschaftler den Kopf. Widerstrebend verzichtete Idris auf eine letzte Erklärung.
    »Sie werden während des Freiheitsentzugs Besuch empfangen dürfen«, ergänzte der Richter, »unter keinen Umständen jedoch ist es Ihnen erlaubt, Zylonia de Herrens zu sehen. Die Sitzung ist beendet.«
     
    Die Gefangenschaft war nicht streng. Nach irdischem Standard war sie sogar luxuriös. Idris war einziger Insasse von drei Zellen im Hospital von Vorshinski City. Sein Raum war komfortabel und gut eingerichtet. Täglich brachte eine Eskorte ihn zur Körperertüchtigung in die Turnhalle. Täglich besuchte ihn ein Psychiater. Manchmal gestattete man ihm, einige Runden allein im Schwimmbecken des Hospitals zu drehen. Er mochte das Schwimmen sehr.
    Der Psychiater war ein freundlicher alter Mann, der viel stärker an Idris' Erinnerungen interessiert schien als an der Analyse seines Patienten. Aber das konnte Teil der Behandlung sein, ein Vorgehen, um bei ihm Vertrauen zu erwecken. Idris war es ohnehin gleichgültig. Der Psychiater wirkte nicht wie ein Mann, der seine Patienten boshaft zu bedrängen imstande war. Idris erhielt keine Drogen, wurde keinen psychiatrischen Explorationen unterzogen und nicht verhört. Man registrierte seine Hirnwellen, maß den Blutdruck, hörte sein Herz ab, kontrollierte sein Gewicht und seine allgemeine physische Kondition. Die psychiatrische Behandlung – falls man es überhaupt so nennen konnte – verlief unaufdringlich und ohne psychische Pein zu verursachen.
    Eine Zeitlang dachte Idris häufig an Zylonia, verlangte es ihn, sie zu sehen, mit ihr zu reden, aber während die Zeit verstrich, wich sein Verlangen. Vielleicht gab man ihm Sedative in die Nahrung. Aber auch das war ihm gleichgültig.
    Manfrius de Skun besuchte ihn recht bald. Ungeduldig wehrte er Idris' Entschuldigungen ab.
    »Mein lieber Freund – ich hoffe, ich darf Sie so anreden –, Sie sollten sich keine Vorwürfe machen. Die Schuld liegt bei uns Minerviern. Wir hätten Sie besser über unsere Gewohnheiten und Verhaltensweisen informieren und Ihrem Aggressionspotential mehr Beachtung schenken sollen. Es war mein Fehler.« Er hob die Schultern. »Aber Sie wissen ja, die Angelegenheit gewann schnell einen mehr politischen als wissenschaftlichen Charakter, und deshalb haben wir beide versagt. Es tut mir leid.«
    »Ihre Freundlichkeit ist nervtötend. Sie haben Jahre Ihres Lebens geopfert, um mich wiederzubeleben, und ich verliebe mich in Ihre Tochter, verwickle Sie beide in einen öffentlichen Skandal und zerstöre Ihr Lebenswerk. Ich könnte es Ihnen nicht verübeln, würden Sie mein Gehirn zurück in den Tank stecken.« Er lachte bitter auf. »Es gibt Dinge, die sich niemals ändern. Auf der Erde hat man Leute Ihrer Art regelmäßig den Wölfen vorgeworfen – und auf Minerva ist es ebenso.«
    »Bitte, was ist ein Wolf?«
    »Wölfe waren vierbeinige Pelztiere, die in Rudeln jagten.«
    Dr. de Skun lächelte. »Ich verstehe die Metapher. Machen Sie sich keinen Kummer, Idris. Mein Unsterblichkeitsprojekt wird sich durchsetzen. Die Wissenschaft läßt sich nicht auf ewig

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