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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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verblüfftes Gesicht. »Verstehen Sie denn nicht? Wenn mein Plan aufgeht, wenn Jorge tatsächlich die letzte Stunde im Leben Gideos quasi noch einmal durchlebt, dann sieht er natürlich auch die letzte Person, welcher der Elb unmittelbar vor seinem Tod begegnet ist!«
    »Sie meinen – er sieht den Mörder?«
    »Quintessenziell!« Hippolit stellte sein Glas fort und verschränkte stolz die Arme.
    Salm sah ihn eine ganze Weile ausdruckslos an, dann begann er zu nicken. »Das hört sich wie ein guter Plan an. Falls es

klappt!« Er schlenderte von Neuem an der Anrichte entlang, wobei seine Finger behutsam über die Oberfläche der Jadeskulpturen glitten. »Ja, das könnte die Lösung sein. Ein Hoch auf Ihre u-umfassende thaumaturgische Bildung, Meister Hippolit!« Er strich einer Nackten, die sich lustvoll unter dem Ansturm eines halben Dutzends Männer mit senkrecht erigierten Penissen wand, sachte über die detailreich nachgebildete Haarmähne. »Und wo gedenken Sie das Ritual abzuhalten?«
    Hippolit senkte den Blick. »Das, Hoheit, stellt mit Verlaub ein gewisses Problem dar. Zwar gibt es in einem Untergeschoss des Instituts einen Gewölbekeller, dessen Nutzung den Beamten im Rahmen thaumaturgischer Ermittlungsverfahren gestattet ist. Ich müsste dafür jedoch zuerst einen Antrag stellen, dessen Bearbeitung gewiss einiges an Zeit verschlingen würde. Darüber hinaus ist der Raum baulich nicht unbedingt geeignet für die technischen Vorkehrungen, die die Finale Stunde erfordert. Ich müsste …«
    »Es war ein weiser Entschluss, mich in Ihre Pläne einzuweihen«, sagte Salm bedeutend lauter und wandte sich um. »Denn n-natürlich werde ich Ihnen unter die Arme greifen!« Er legte einen Zeigefinger an die rechte Schläfe, schien konzentriert nachzudenken. »Im Keller des Westflügels dieses Palastes existiert ein Saal, den mein Urgroßvater, Kraninger V, einst für seinen Hofthaumaturgen errichten ließ, den großen Meister Marobru. Es wurde mit Bedacht so konstruiert, dass das Muster der Kreuzrippen des D-Deckengewölbes kosmische Energien zu bündeln vermag. Das Resultat ist eine Verstärkung jedwedes thaumaturgischen Rituals, das in diesen Mauern gewirkt wird.« Er öffnete die Arme, als wolle er Hippolit umarmen. »Ich gestatte Ihnen, die Finale Stunde dort ins Werk zu setzen, noch heute Nacht! Sie werden ausreichend Platz und Abgeschiedenheit f-finden, um diesen wichtigen Ermittlungsschritt in Ruhe durchzuführen. Und sollten Sie die Identität des Täters tatsächlich lüften, können Sie mir im Anschluss direkt Bescheid geben. Ich werde dann ohne Zeitverlust einen T-Trupp ausgewählter Palastwächter aussenden, um den Mann zu fassen!« Er sah Hippolit begeisterungsheischend an. »Ist das ein Angebot?«
    Hippolit blickte zu Boden. »Untertänigsten Dank, Hoheit. Das ist ein Angebot! Ein Angebot, von dem ich, unter uns gesagt, insgeheim gehofft hatte, dass Sie es mir unterbreiten würden. Denn natürlich weiß ich um das historische Ritualgewölbe Marobrus und seine thaumaturgischen Vorzüge …«
    Salm trat neben ihn und legte ihm mit einem jovialem Lächeln eine Hand auf die Schulter. »Ihnen bleibt wirklich nichts verborgen, Meister! Und nun senden Sie einen W-Wortwurf ins Klinikum, damit Ihr Assistent den Leichnam direkt hierher bringt.« Unter sanftem Druck schob er Hippolit in Richtung Tür. »Ich werde unterdessen die Diener anweisen, das Gewölbe für Sie v-vorzubereiten.«
    »Sehr wohl, Hoheit. Und nochmals: Dank!«
    Als Hippolit die Tür des Rauchsalons erreichte, lag ein kaum merkliches, zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen.

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    »Und es ist wirklich notwendig, dass du mir mit den Fingern im Gesicht herumfuhrwerkst, M.H.? Versteh mich nicht falsch, es ist nichts Persönliches! Aber wir sind nun mal beide Männer, und irgendwie hab ich ein komisches Gefühl bei der Sache …«
    Hippolit antwortete nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit wurde davon in Anspruch genommen, die thaumaturgischen Silben des Revalisierungsrituals korrekt zu rezitieren und synchron mit spitzen Fingern die entsprechenden Striche auf Jorges Wangen und Schläfen auszuführen. Hinzu kam, dass er das silberne, etliche Pfund schwere Pendel nicht aus den Augen lassen durfte, das, von einem mehr als mannshohen Dreibein hängend, über dem Gesicht des Trolls hin- und herschwang. Die kleinste Unachtsamkeit konnte nicht nur über Erfolg und Misserfolg der Finalen Stunde entscheiden, sondern sich darüber hinaus als ausgesprochen

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