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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Thronfolger schuldig war, beinahe losgelacht hätte. Um das verräterische Zucken seiner Mundwinkel zu überspielen, fuhr er rasch fort: »Wie wir wissen, versuchte Benktram, der Halter des Wurms, unter anderem auf dem Schwarzmarkt des Flatulgettos, Blut für sein Haustier zu erwerben. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Elbenschlächter bereits dreimal zugeschlagen. Die Öffentlichkeit wusste noch nichts über die genauen Umstände der Morde, möglicherweise aber bereits einige Angehörige der Vampyrrasse …«
    Salm folgte jedem von Hippolits Worten mit verkniffenem Gesicht.
    »Ich vermute«, fuhr dieser fort, »dass ein oder mehrere Bluttrinker bei einem nächtlichen Streifzug durch Foggats Pfuhl auf den Leichnam des Elbs Fokkio stießen, noch bevor dieser von irgendjemand sonst entdeckt worden war. Es war ersichtlich, dass Fokkios Tod von übermäßigem Blutverlust herrührte, weshalb die Vampyre nicht zu Unrecht fürchteten, man könnte die Morde einem Angehörigen ihres Volkes anlasten. Ich vermute weiter, dass darauf einer von ihnen den Leichnam durchsuchte und die besagte Taschenuhr sowie möglicherweise weitere persönliche Besitztümer des Toten an sich nahm. Wann und wo genau die Uhr Benktram später zugespielt wurde, werden wir vermutlich nie zweifelsfrei klären können, möglicherweise wurde sie ihm bei einem seiner Ausflüge ins Getto kurzerhand untergejubelt. Ich bin überzeugt, dass ein Telepathischer Prüfer den Wahrheitsgehalt seiner Aussage, er habe die Uhr nie zuvor gesehen, bestätigen wird.« Er sah auf. »Benktram sollte als menschlicher Sündenbock herhalten, um die Vampyre von jedem Verdacht reinzuwaschen.«
    »Ein totes Gleis«, wiederholte Salm, der Hippolits Ausführung konzentriert gefolgt war. »Genau wie Ihr Besuch bei Baron Nitz!« Er drehte sich um und stiefelte mit auf dem Rücken verschränkten Händen an der monströsen Anrichte entlang. »Und wie g-gedenken Sie, dem Mörder nun auf die Schliche zu kommen, Meister Hippolit? Wie ich die Sache sehe, gibt es damit sozusagen keine einzige handfeste Spur mehr, der Sie und Ihr Assistent nachgehen könnten.«
    Hippolit lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Arme. »Oh, eine handfeste Spur, die uns zum Mörder führen

könnte, haben wir schon noch«, widersprach er, ohne den Prinzen aus den Augen zu lassen. »Sogar in sechsfacher Ausführung. Sozusagen.«
    Salm verlangsamte seine Schritte kaum merklich, bis er vor einer der Jadeskulpturen zum Stehen kam. »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz«, sagte er.
    »Nun …« Hippolit erhob sich seinerseits und goss sich ein halbes Glas Portwein aus einer Karaffe neben dem Sessel ein. Er wusste, er musste aufpassen mit dem Alkohol, aber was er zu sagen hatte, kam mit einem Glas Alkohol in der Hand weitaus besser zur Geltung. »Wir haben die Leichen. Sechs Stück, und wenngleich blutleer, so doch relativ gut erhalten.«
    »Ich verstehe n-noch immer nicht«, gestand Salm, den Blick auf eine nackte Schönheit aus Jade fixiert, die in eine lustvolle Umarmung mit einer überdimensionierten Schlange verstrickt war.
    »Natürlich verstehen Sie nicht, Hoheit.« Hippolit lächelte, nahm einen winzigen Schluck Port. »Zu jener Zeit, da Sie Ihren thaumaturgischen Grad an der Universität erwarben, war die Praktik, deren Einsatz ich zur Klärung unseres Rätsels erwäge, bereits lange in Vergessenheit geraten.«
    Nun drehte sich Salm um. Sein Gesichtsausdruck war als Folge des flackernden Feuerscheins nicht genau auszumachen, jedoch schienen Hippolits Worte seine Neugier geweckt zu haben. »Von welchem Ritual reden Sie?«
    »Im achten Jahrhundert des Ersten Zyklus lebte im Norden Sdooms ein Thaumaturg namens Pogorschal«, hob Hippolit an. »Sein Spezialgebiet würden wir heute als Nekromantie bezeichnen: Er hatte sein Lebenswerk der Erforschung der Toten verschrieben. Schon als Jungspund, der gerade erst seine Versiertheit entdeckt hatte, war Pogorschal fasziniert von dem Gedanken, ehemals Lebendiges, dessen Frist in Lorgons Reich abgelaufen ist, wieder ins Dasein zurückzuholen. Er versuchte, verdorrte Blumen zu neuer Blüte anzuregen, fauliges Obst in essbaren Zustand zurückzuversetzen, den von Wölfen totgebissenen Hofhund seines Vaters auferstehen zu lassen und vieles mehr.« Obwohl Hippolit die Wirkung der bescheidenen Alkoholmenge in seinem jugendlichen Organismus bereits spürte, nahm er einen weiteren kleinen Schluck. Er fand, das verhalf seiner Ausführung wenigstens ansatzweise zu

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