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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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und langjähriger Berater der Königin, um sie sogleich durch endlose, von schwer bewaffneten Soldaten bewachte Gänge zum Thronsaal zu führen, zur Herrscherin über ganz Sdoom!

»Wir sind beunruhigt«, wiederholte Lislott 11. »Dinge sind in Bewegung geraten. Und sie bewegen sich nicht in eine Richtung, die Uns angenehm ist!«
    Nach einer förmlichen Vorstellung sowie den gängigen, vom Protokoll vorgeschriebenen Ehrbezeugungen (Hippolit hatte innerlich aufgeatmet, als er sah, dass auch Jorge das traditionelle Ritual aus Knien und Verbeugen beherrschte) hatte sich rasch abgezeichnet, dass die Königin über die Morde in Foggats Pfuhl bestens informiert war.
    »Selbstverständlich wird sich das Institut bemühen, den Täter schnellstmöglich dingfest zu machen«, verkündete Hippolit, wobei er sich bemühte, sich seine anhaltende Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Welches Interesse mochte der Königshof an der Aufklärung einer profanen Mordserie haben? Bei den Opfern hatte es sich um Elben gehandelt, Angehörige eines einst noblen, heute jedoch aufgrund seiner bevorzugten Wirkungsfelder in Regionen unterhalb der Gürtellinie in der Öffentlichkeit eher minder geschätzten Volkes. Auch die nachweisliche Verwendung von Thaumaturgie erklärte noch nicht, warum …
    »Sie fragen sich vielleicht« – Lislott II. bedachte Hippolit mit einem schwer zu deutenden Blick ihrer elefantösen Augen -»welches Interesse der Königshof an der Aufklärung einer profanen Mordserie haben mag?«
    Hippolit zuckte innerlich zusammen. Konnte die Königin Gedanken lesen? Nach allem, was man wusste, war sie nicht versiert, obwohl diese Gabe im Stammbaum derer von Klattubart nicht selten vorgekommen war. Hatte Meister Arnolt, selbst Thaumaturg der achten Stufe, einen telepathischen Kontrollbann über ihn und Jorge gewirkt, um ihre Gedanken während der Audienz zu überwachen?
    Nein, das schien doch etwas übertrieben. Zudem hätte der Minister seiner Herrin die Resultate einer solchen Abtastung nicht ohne Zeitverlust telepathisch einflüstern können, achte Stufe hin oder her.
    Hippolit entschied sich für ein diplomatisches Kopfnicken.
    Erneut sah ihn die Königin sonderbar ausdruckslos an, dann sagte sie: »Sind Sie über die aktuellen Entwicklungen in der Stadt informiert?«
    Wieder nickte er. Auf dem Weg zum Palast hatte er den Kutscher kurz anhalten lassen, um einem der wie schwachsinnig plärrenden Zeitungsjungen ein Exemplar der Spätpost abzukaufen.
    »D ER E LBENSCHLÄCHTER – EIN V AMPYR ?«, titelte das Blatt auf der ersten Seite. Der folgende Artikel, abgefasst von einem für seinen aufwiegelnden Stil bekannten Schreiber namens Mannawat, berichtete von Unruhen in den Grenzgebieten des Flatulgettos: Gruppen aufgebrachter Menschen und Elben, überzeugt, bei dem blutraubenden Serienmörder in Foggats Pfuhl könne es sich nur um einen Vampyr handeln, hatten sich zwei Nächte zuvor zusammengerottet, um Bewohner des besagten Stadtteils beim Verlassen ihrer unterirdischen Domizile zu beschimpfen und mit Steinen zu bewerfen. Auch von einer versuchten Spontanpfählung war die Rede, aber Hippolit schrieb diesen Teil der Erzählung der blühenden Phantasie Mannawats zu.
    Nichtsdestotrotz war es in der folgenden Nacht zu einem Protestmarsch der Vampyre gekommen, die sich zu Unrecht beschuldigt und verfolgt sahen. Im Zuge ihrer lautstarken Prozession durch Grauheym, Schmieden und Teile des Stadtzentrums kam es zu erheblichen Sachbeschädigungen. Darüber hinaus beklagten sich viele Einwohner über die unverhüllt zur Schau gestellten Trankopfer aus den Kehlen lebender Tiere, mit denen die Vampyre ihre strikte Einhaltung der Regeln des Zodiuc-Programms demonstrieren wollten.

Hippolit wiegte nachdenklich den Kopf. Rassenunruhen waren in einer Großstadt wie Nophelet, wo unterschiedlichste Völker und Mentalitäten Tag und Nacht auf engem Raum zusammengepfercht waren, nichts Ungewöhnliches. Dennoch begann er zu ahnen, worauf die Königin hinauswollte.
    Er erwiderte ihren trüben Blick mit gehobenen Brauen. »Sie fürchten einen neuen Blutigen Born, Majestät?«
    Neben ihm ertönte ein fragendes Grunzen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Jorge ihm neugierig den Kopf zuwandte.
    Der Blutige Born im Jahre 1983 des Dritten Zyklus war ein Datum, an das man sich in Nophelet nur ungern zurückerinnerte. Das Massaker war die Folge einer Verkettung unglücklicher politischer Verquickungen gewesen und hatte den Tod von annähernd tausend Menschen und

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