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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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rhythmisch zu pochen begann. Dann trat er einen Schritt zurück – einen ganz kleinen nur – und machte eine beiläufige Handbewegung.
    »Jorge?«
    Schneller, als man es ihm angesichts seiner massigen Erscheinung und seines überdeutlich von einer durchzechten Nacht zeugenden Zustands zugetraut hatte, fuhr der Troll zwischen die Gaffer wie ein Sturmwind in ein Feld kränklicher Weizenähren. Dreschflegelgleich sausten seine Fäuste hierhin und dorthin, trafen mit vernichtender Wucht Kiefer, Nasen und Wangenknochen. Binnen einer Zeitspanne, zu kurz, um ein Stoßgebet an Vamba, die gütige Göttin des Glücks zu schicken, stand Jorge ganz vorne, direkt vor den Soldaten, die den Zugang zum Reihenhaus sicherten. Der Bucklige, der Hippolit seinen Ellenbogen hatte spüren lassen, lag ein gutes Dutzend Schritte entfernt im Rinnstein und betastete stöhnend die ausgekugelte Schulter des Arms, an dem ihn Jorge über den Köpfen der anderen Schaulustigen herumgewirbelt hatte wie eine Flickenpuppe.
    Vor der Haustür gab es mit einem Mal beachtlich viel Platz. Ungehindert konnte Hippolit seinen Assistenten und die Wachmänner erreichen. Er ließ ein blutiges Taschentuch in seinem Gewand verschwinden und hielt den Soldaten seinen I AIT-Ring vor die fragenden Gesichter.
    Zufrieden nahm er ihr Nicken zur Kenntnis, Resultat unzähliger Zusammentreffen mit Vertretern der Stadtwache während der letzten zwei Jahre. Man konnte über General Glaxikos tumbe Garde sagen, was man wollte – wenn seine Männer einmal den Duft staatlich verordneter Autorität geschnuppert hatten, respektierten sie sie, auch wenn das bedeutete, dass sie vor einem halbwüchsigen Albino kuschen mussten.
    Ohne Jorge zu beachten, der mit übertriebenem Stolz seinen eigenen Ring in die Höhe streckte, traten die Soldaten beiseite, um den Weg ins Innere des Hauses freizugeben.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und eine große, schlaksige Gestalt erschien in der Öffnung.
    Einer von Hippolits Kollegen beim IAIT hatte vor vielen Jahren im Scherz geäußert, General Glaxiko müsse der Traum einer jeden Schwiegermutter sein, die sich einen strammen, aufrechten und ehrbaren Ehemann für ihre Tochter erhoffte. Dem war prinzipiell wenig hinzuzufügen – außer vielleicht, dass die betreffende Schwiegermutter dann hoffentlich auch mit einem Schwiegersohn zufrieden war, dessen Intellekt in etwa dem eines der verwitterten Backsteine entsprach, aus denen die Fundamente Grauheyms errichtet waren.
    Der General, groß wie ein nesnilinischer Barbar und schlank wie eine Gerte, trug wie stets die seinem Rang angemessene blau-silberne Uniform. Wie stets saß sie perfekt, betonte aufs Vorteilhafteste seine schmalen Hüften, den V-förmigen Oberkörper und die exakt waagerechten Schultern. Wie stets war die Montur makellos sauber, wie frisch aus der thaumaturgischen Tiefenreinigung: Nicht das kleinste Staubkörnchen verunzierte den scharf gebügelten Stoff, nicht ein fettiger Fingerabdruck minderte den Glanz der achtzehn handpolierten M’Nir-Knöpfe. Das kotbraune, im Nacken ausrasierte Haar des Generals war perfekt frisiert – ebenfalls wie immer – und stand auf der Oberseite seines Kopfes in absurder Verhöhnung der Schwerkraft senkrecht nach oben, das Resultat eines niederen thaumaturgischen Kniffs, der Hippolits Meinung nach verboten gehörte.
    Kaum stand der Anführer der Stadtwache auf der obersten der vier flachen Stufen, warf er sich in eine Pose, bei der noch einem Blinden aufgegangen wäre, dass der General sie in zahllosen einsamen Stunden vor dem Spiegel einstudiert hatte: den rechten Arm leicht abgewinkelt, die Hand leger auf dem Knauf des in einer emaillierten Scheide steckenden Säbels; den linken unerschrocken in die Hüfte gestützt; den Blick forschend, neuer Herausforderungen harrend, in weite Ferne gerichtet.
    Hippolit, dem bei dem Anblick übel wurde, schlug die Augen nieder.
    »Das Volk kann aufatmen! Der Fall ›Elbenschlächter‹ ist gelöst«, verkündete Glaxiko in kippeligem Falsett und tätschelte, wie um seine Worte zu unterstreichen, mit einer Hand geziert die silbernen Epauletten auf seinen Schultern. Erst als Jorge dicht vor ihm ein lautes Räuspern ausstieß, bemerkte der General, dass die Menschenmenge, die er mit seinem Auftritt hatte beeindrucken wollen, zurückgewichen war, um zwei ihm nur zu bekannten Neuankömmlingen Platz zu machen.
    »M-Meister Hippolit?«, stammelte er entgeistert.
    »Nebst Jorge dem Troll«, warf Jorge von der

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