Der Elbenschlaechter
einen Schwall eisiges Wasser ins Gesicht klatschen und in die Kleidung springen, war eins.
Nur wenige Minuten darauf saß Hippolit in der Passagierkabine eines Vulwoogs, der röhrend vor einer zweigeschossigen Bruchbude im Fassviertel stand – jener zweigeschossigen Bruchbude, in der Jorge seit Ewigkeiten bei einer greisen Vettel namens Yoalitach zur Untermiete hauste und aus der er angeblich schon seit Ewigkeiten baldmöglichst ausziehen wollte.
Nachdem Hippolit den Fahrer eine ganze Weile gegen die Tür hatte hämmern lassen, erschien zunächst die abgerissene Alte, woraufhin der Chauffeur die ihm aufgetragenen Worte vortrug. Prompt verschwand sie wieder im Innern der Ruine.
Hippolit wartete ungeduldig.
Etliche Minuten später taumelte etwas aus der Türöffnung auf die Straße, das man bei schlechteren Lichtverhältnissen für eine unförmige, sehr schlecht gepflegte Vogelscheuche hätte halten können: Reste von Stroh und Erdreich hafteten an ihrer schwarzen Lederjoppe, krümeliges Sägemehl rieselte aus ihren Ärmeln. Am Kragen sowie den notdürftig mit einem Bimsstein abgeschabten Bartstoppeln klebten unbestimmbare Brösel, die Essensreste sein mochten oder getrocknetes Erbrochenes. Eine Frau, die mit einem Einkaufskorb im Arm die Zubergasse entlangkam, wechselte beim Anblick der unansehnlichen Kreatur mit unverhohlenem Ekel die Straßenseite.
Schwer ließ sich Jorge neben seinem Vorgesetzten in den Vulwoog fallen und rammte die Tür hinter sich ins Schloss. »Rechercheanstrengend«, grunzte er unwillig, als er Hippolits fragenden Blick auf sich ruhen spürte. Das war alles, nicht einmal die von Trollen gemeinhin verabscheute Art des Transportmittels wurde kommentiert. Eine Sekunde darauf war Jorge dorthin zurückgekehrt, von wo ihn der unerwartete morgendliche Besuch entführt hatte: in tiefen Schlaf.
Er schnarchte noch immer, als der Vulwoog wenig später an jener Adresse ankam, die IAIT-Sekretärin Mervynia in ihrem Wortwurf durchgegeben hatte. Zu Hippolits Überraschung war die Straße vor dem hässlichen grauen Reihenhaus jedoch nicht leer: Eine dichte Traube von vielen Dutzend Menschen drängte sich vor den Stufen, die zur Tür des Gebäudes emporführten. Mehrere vierschrötige Männer in den blau-weiß karierten Uniformen der Stadtwache hielten die Gaffer mühsam vom Eingang zurück.
Eine nervöse Unruhe lag in der Luft. Menschen reckten die Köpfe, Zwerge reckten die ihren noch weiter und schoben sich die Augengläser zurecht – alles, um nur nichts von dem zu verpassen, was sich jeden Augenblick vor ihren Nasen abspielen mochte.
»Sieht mir nach einem von Glaxikos berüchtigten Geheimeinsätzen aus«, grunzte Jorge, nachdem ihn eine Salve kurzer, schneller Fausthiebe Hippolits aus seinem Schlummer gerissen hatte. Er rieb sich die Augen. »Ich frage mich, wie der Kerl das immer wieder anstellt. Ob er die Einsatzpläne der Stadtwache in der Morgenpost bekannt gibt?«
Hippolit, der es gar nicht wissen wollte, bedeutete dem Fahrer, den Vulwoog neben drei Droschken mit städtischem Wappen zu parken, die am Rande des Geschehens denkbar verkehrswidrig auf der Straße standen. Die angeschirrten Pferde begannen unruhig zu scharren, als sich das Gefährt mit viel Getöse näherte, doch der Chauffeur schaltete den dampfgetriebenen Motor in den Leerlauf und reduzierte so den Lärm auf ein erträgliches Maß.
Die beiden IAIT-Beamten stiegen aus.
Auf offener Straße, außerhalb der gepolsterten Passagierkabine, wirkte der Tumult der Menschenmenge erheblich lauter. Erregte Stimmen forderten Aufklärung, was genau vor sich gehe, andere skandierten rau, man solle den Elbenschlächter – nur die Götter ahnten, woher sie wussten, wen die Wache hier zu verhaften gedachte – hier und jetzt einen Kopf kürzer machen.
Vorsichtig näherte sich Hippolit dem Getümmel von hinten und versuchte, sich einen Weg durch die schlicht gekleideten Männer und Frauen in Richtung Haustür zu bahnen.
Doch die Grauheymer waren offenbar nicht gewillt, einem blassen, weißhaarigen Jungen bei diesem Spektakel einen Logenplatz zuzubilligen. Scheinbar unbeabsichtigt zuckte der Ellenbogen eines buckligen Mannes mitten in Hippolits Gesicht, und sofort schoss ein dicker Blutstrom, unnatürlich rot auf der weißen Haut, aus dessen Nase.
Für einen Augenblick stand der dienstälteste Beamte des IAIT bewegungslos, starrte das Blut auf seinen instinktiv zur Nase geführten Fingern an, während die wurmartige Ader an seiner Schläfe
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