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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Bursche, der Glaxikos Worten zufolge auf den Namen Benktram hörte. »Ich bin kein Mörder, das schwöre ich! Ich brauchte das Blut für Unja! Für Unja, hört ihr? Ich würde nie …«
    Weiter kam er nicht, denn einer der Soldaten zückte einen schwarz lackierten, unterarmdicken Knüppel, wie ihn alle Vertreter der Stadtwache am Koppelgürtel trugen. Jeder Bewohner Nophelets wusste um den massiven Bleikern im Innern, und einen Wimpernschlag später hatte die perfekt ausbalancierte Waffe ihre Wirksamkeit anschaulich unter Beweis gestellt: Schlaff sackte Benktram im Griff der Soldaten zusammen, die sich erleichtert anschickten, ihn zu den wartenden Droschken zu schleppen.
    Doch sie hatten die Rechnung ohne die Meute der Schaulustigen gemacht.
    Kaum war der Festgenommene in der Tür des Hauses aufgetaucht, hatte sich die Menschentraube wieder enger um den Stufenaufgang geschart. Lediglich um den Troll und seinen kleinen, blassen Begleiter blieb ein Radius von gut einer Armeslänge frei. Spontane Jubelrufe wurden laut, man freute sich über das Ende der brutalen Mordserie, und einige besonders erleichterte – oder närrische – Grauheymer priesen Glaxiko als Bewahrer von Recht und Ordnung. Der General schien unter dem Lob gleich mehrere Zoll zu wachsen, und Hippolit überlegte ernsthaft, ob er einen Entquäler über seinem Verdauungstrakt wirken sollte, um die Schmerzen des dort entstehenden Magengeschwürs zu lindern.
    Die gelöste Stimmung kippte jedoch unvermittelt, als die Beamten sich mit dem Bewusstlosen den wartenden Droschken näherten. Prompt erhob sich ein Chor verständnisloser, erboster Stimmen.
    »Wozu in den Kerker?«, schrie ein Greis mit einem milchigen Glasauge. »Wenn er schuldig ist, hängt ihn auf, gleich hier und jetzt, an der nächsten Laterne!«
    »Er hat fünf Elben auf dem Gewissen und um ein Haar einen Bürgerkrieg mit den Blutsäufern angezettelt!«, kreischte eine Frau, deren graufleckiges Kopftuch notdürftig eine stoppelige Glatze bedeckte. »Solche Untiere darf es in unserer Mitte nicht geben!«
    »Schneidet ihm die Pulsadern auf und lasst das Schwein ausbluten«, schlug ein fetter Mann mit unverhohlener Gier vor. »Auge um Auge, Zahn um Zahn!«
    »Du, M.H.? Wir Trolle haben da ein Sprichwort …«, flüsterte Jorge leise in Hippolits Richtung.
    »Gute Bürger von Nophelet«, begann General Glaxiko beschwichtigend und hob die Arme in einer sorgfältig einstudierten Geste, die Verständnis und Autorität ausstrahlen sollte.
    »Es geht so«, fuhr der Troll fort. »Wenn der Mob schlecht drauf ist: Obacht!«
    In diesem Moment – noch bevor der General zu einer seiner im Vorfeld ausformulierten Reden ansetzen konnte – flog der erste Stein. Er verfehlte sein eigentliches Ziel, das Gesicht des bewusstlosen Benktram, nur knapp und traf stattdessen einen der Soldaten an der Schulter. Aufheulend ließ der Mann den Arm des Gefangenen los.
    Dem ersten Wurfgeschoss folgten im Handumdrehen weitere. Erzürnt über die Aussicht, dass man offenbar vorhatte, dem Elbenschlächter einen fairen Prozess zu machen, lasen immer mehr Umstehende Kiesel von der Straße auf und schleuderten sie in Richtung des potenziellen Mörders. Verzweifelt versuchten die Soldaten, ihre Gesichter sowie den Kopf des Gefangenen mit den Armen zu schützen. Doch immer mehr Steine prasselten herab, trafen schmerzhaft auf Stoff und Fleisch.
    »Gute Bürger von Nophelet«, hob Glaxiko erneut an. Doch es gelang ihm nicht mehr, sich gegen den Lärm der aufgebrachten Menge durchzusetzen.
    Da übertönte mit einem Mal eine donnernde Explosion den Tumult.
    Ein Augenblick verwirrter Stille schloss sich an. Dutzende Augenpaare suchten erschrocken den Ursprung des Knalls. Auf der Treppe, dicht neben General Glaxiko, wurden sie fündig.
    Einer der Soldaten hatte ein stählernes Rohr von seinem Gürtel gelöst, kaum länger als eine handelsübliche Hartwurst, und es hoch in die Luft gereckt. Daraufhin hatte sich unter ohrenbetäubendem Lärm ein leuchtender Lichtblitz aus dem Schaft gelöst, dicht gefolgt von einer grünlichen Qualmwolke. Die leisen, prasselnden Geräusche, die jetzt in weitem Umkreis auf dem Straßenbelag zu hören waren, ließen erahnen, dass er neben Blitz und Donner auch eine ordentliche Ladung Eisenschrot in die Luft geschossen hatte.
    »Schau an«, murmelte Jorge anerkennend. »Ich wusste gar nicht, dass sie bei der Stadtwache seit Neuestem Versierte beschäftigen?«
    Neben dem Schützen zückte ein zweiter Soldat ein

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