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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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annehmen. Sag ihm, dass du versiert bist und wiederhole noch einmal – na ja, Blaak, zumindest Hippolits Drecksnamen.«
    »Ich wiederhole Hippolits Drecksnamen.«
    »Alles Weitere ergibt sich. Ich habe dir vorhin gesagt, dass ich es dir überlasse, ob du auf meine Forderung eingehst oder nicht.«
    »Ja, aber …«
    »Das war gelogen. Wenn du Meister Lurentz nicht aufsuchst, brech ich dir sämtliche Knochen, Vier. Glaub mir, ich finde dich! Sofern dich der Elbenschlächter nicht vorher findet. Hast du das verstanden, Elbenjunge?«
    Der Elb nickte hysterisch. »Ich …«
    »Nichts weiter. Ich muss morgen arbeiten, deswegen verziehe ich mich jetzt.« Er fixierte den Elb mit zu Schlitzen verengten Augen. »Hüte dich vor Vulwoogs. Geh direkt nach Hause. Und morgen Früh begibst du dich zu Meister Lurentz. Er wird dir helfen.«
    Der Elb schluckte. »Das soll meine Gegenleistung dafür sein, dass ich noch viel mehr Geld von dir annehme?«
    »Tja, sieht ganz so aus, Vier.«
    »Aber warum? Warum tun Sie so etwas? Sie sind ein Troll, bei Yremio!«
    »Mir stand der Sinn danach, Junge. Wir Trolle sind bekannt für unsere Spontaneität. Und jetzt verpiss dich, eigentlich kann ich Elben nämlich nicht ausstehen.«
    Der Elb erhob sich. »D-Danke. Ich weiß nicht, wie …«
    »Halt die Fresse und verpiss dich.«
    Einen Moment lang stand der Elb verwirrt da, dann streckte er eine Hand aus. Jorge ließ sie in der Luft hängen.
    »Vielen Dank, Herr Jorge. Ich heiße übrigens …«
    »Ich will deinen beschissenen Namen nicht wissen, Vier. Und jetzt schieb endlich ab, sonst passiert was. Wenn ich mit dir fertig bin, wäre es leichter, geschnetzelte Leber in ihren Urzustand zurückzuverwandeln, als dich wieder zusammenzusetzen, Kleiner. Wenn du noch einmal zwinkerst, zwinkere ich mit den Fäusten.«
    Das saß. Der Elb verstaute das Säckchen mit den Silberkaunaps in seiner Toga, drehte sich um und floh.
    Erst als er zur Tür hinaus war, blickte Jorge wieder auf. »Ein Edelvulwoog«, murmelte er. »Wer hätte das gedacht? Da fällt mir doch ein altes Trollsprichwort ein, das geht so: Hoffentlich ist es nicht (loch Graf Sloterdinkh.« Er wandte sich in Richtung Theke, wo die letzten Besucher versuchten, unter Einsatz sämtlicher Extremitäten ihr durch den Genuss von allzu viel Alkohol abhandengekommenes Gleichgewicht zurückzuerlangen. »Wirt!«, brüllte er. »Wie wäre es noch rasch mit vier allerletzten Humpen?«

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    R ECH T ER T AG
     
9
     
     
    Grauheym war hässlich. Etwas anderes zu behaupten, wäre wahrlich niemandem in den Sinn gekommen, der je auf eigenen Füßen zwischen den verwinkelten kastenförmigen Backsteingebäuden des ältesten Arbeiterviertels von Nophelet einhergeschritten war.
    Hier, im südwestlichsten der unzähligen Tentakel, die Nophelet in seiner amorphen Gesamtheit ausmachten, wohnten überwiegend Menschen und Zwerge. Tagsüber, wenn sie in den Fabriken und Werkstätten von Schmieden, Radberg oder am Hafen schufteten, war dieser Stadtteil wie ausgestorben. Nicht einmal Kindergeschrei hallte dann durch die engen Straßen. Wo Kaunaps so knapp waren wie hier, da musste auch der Nachwuchs Geld heranschaffen, selbst wenn dies bedeutete, dass man minderjährige Mädchen und Jungen zum Betteln ins Zentrum oder ins Marktviertel schicken musste.
    Um die neunte Morgenstunde eines gewöhnlichen Wochentags traf man in Grauheym selten mehr Leben an als einen streunenden Hund oder eine Ratte, die sich desillusioniert durch die nur spärlich gefüllten Mülltonnen am Straßenrand wühlte und dabei möglicherweise über einen alten Ausspruch des Volksmunds nachgrübelte, der besagte, die Grauheymer seien so arm, dass sie ihre Abfälle lieber verzehrten als sie fortzuwerfen.
    Was Hippolit und Jorge am Morgen eines gewöhnlichen Rechtertags in Grauheym ganz gewiss nicht vorzufinden erwartet hatten, war ein Menschenauflauf wie jener, der sie am Ziel einer überstürzten, unkomfortablen Vulwoogfahrt empfing.
    Der Wortwurf hatte Hippolit am frühen Morgen in seinem Schlafgemach unter dem Dach erreicht. Er bewohnte die oberen drei Etagen eines gedrungenen Mietturms in Hammeln, einem ruhigen Viertel auf der anderen Seite des Stadtzentrums. Der Inhalt der Botschaft war ebenso unmissverständlich wie überraschend gewesen:
    »General Glaxiko hat den Elbenschlächter aufgespürt! Er ist soeben mit einer Sondereingreiftruppe der Stadtwache nach Grauheym ausgerückt, um ihn festzunehmen.«
    Aus dem Bett hochfahren, sich

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