Der Elbenschlaechter
dunkle, tief eingegrabene Ringe:
»Guten Tag, Herr Ulph«, sagte Hippolit emotionslos. »Ist wohl spät geworden letzte Nacht, wie?«
»Wer … wieso …?« Ulph räusperte sich mehrere Male, um seine misshandelte Kehle freizubekommen. »Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?«
»Oh. Wer wir sind, das wissen Sie doch, oder?« Hippolit ließ geräuschvoll den weiß lackierten Kasten seines thaumaturgischen Miniaturlabors neben sich zu Boden plumpsen; es sollte bei seinem heutigen Vorhaben eine wichtige Rolle spielen. »Sie hatten bereits das Vergnügen, Agent Jorge kennenzulernen. Folglich können Sie sich denken, dass ich ebenfalls Ermittlungsbeamter im Dienst des IAIT bin.« Er hob angelegentlich die Hand mit dem Siegelring, ließ sie jedoch sogleich wieder sinken. »Wissen Sie, Herr Ulph … wir hätten da ein paar Fragen an Sie!«
»Fragen?« Verwirrung spiegelte sich in Ulphs Glupschaugen.
»Ich bin mir nicht sicher, ob Agent Jorge es bei Ihrer letzten Unterredung klar genug zur Sprache gebracht hat …«
Neben ihm machte Jorge ein entrüstetes Gesicht.
»… aber wir würden gerne etwas über einen ganz bestimmten Fahrgast erfahren, den Sie in der Vergangenheit möglicherweise in einem Vulwoog der Firma Norrick {? Borrick chauffiert haben. Möglicherweise mehrfach.« Hippolits Augen verengten sich, als er sein Gegenüber mit eisigem Blick fixierte. »Möglicherweise sechsmal. Möglicherweise auch in der vergangenen Nacht!«
Ulph stieß ein herablassendes Schnauben aus. »Gestern Nacht hatte ich frei«, erklärte er. »Und welche Fahrten ich in den letzten zehn Zeniten gemacht habe, können Sie im Archiv der Firma nachlesen.« Er schob sich mit dem Rücken an der Wand in die Höhe, bis er ansatzweise stand. »Das dürfte es dann wohl gewesen sein, meine Herren? Wenn Sie bitte meine Wohnung verlassen würden?«
»Oh, das dürfte es keineswegs gewesen sein, Ulph, alte Krankheit!« Mit auf dem Rücken verschränkten Armen begann Jorge, in der unordentlichen Kammer auf und ab zu marschieren. »Wie du sehr gut weißt, hat ein gewisser Agent des IAIT nämlich längst Erkundigungen an deinem Arbeitsplatz eingeholt. Und jetzt rate mal!« Glas klirrte unter Jorges Füßen. »Sie waren unbefriedigend!«
Er stoppte und bückte sich nach einer exotisch geformten Flasche, die kaum eine Armeslänge vom Wandschirm des Aborts entfernt auf dem Boden stand. Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn, als er das Etikett inspizierte. Er entkorkte das Gefäß, schnüffelte mit Kennermiene am Inhalt. Als er sich anschließend zu Hippolit umwandte, trug sein Gesicht einen Ausdruck ungläubigen Staunens zur Schau.
»Bei Batardos«, hauchte er beinahe andächtig. »Das ist Ulsky aus der Maetthaus-Destillerie in Blombach! Fassstärke, fünfzig Jahre gelagert! So was Exquisites hab ich nicht mehr gekostet seit der Beerdigung meines Großonkels Jormek, und da auch nur, weil ich mich während der Zeremonie abgesetzt und einen Abstecher in seinen Schnapskeller gemacht habe.« Fassungslos starrte er auf die Flasche in seiner Hand hinab. »Hast du eine Ahnung, was eine Pulle hiervon kostet, M.H.?«
Hippolit hatte eine Ahnung. Mit geschäftsmäßiger Miene wandte er sich wieder an Ulph. »Sie wollen uns nicht zufällig verraten, wie sich jemand von Ihrer Einkommensklasse eine derart kostspielige Spirituose leisten kann?«
Ulphs Froschaugen irrten nervös von einem zum anderen. Kurz spähte er zur Wohnungstür hinüber, schien abzuschätzen, wie es im Falle eines Fluchtversuchs um seine Erfolgsaussichten bestellt war. An seinem zusammensackenden Gesicht war abzulesen, dass er zu einer niederschmetternd realistischen Einschätzung gelangt war.
»Ich … der Uisky ist ein Geschenk … von meiner Tante Ligetia.«
»Ach ja?«, erkundigte sich Hippolit auffallend freundlich.
»Blaak!«, tönte Jorge und walzte mit Riesenschritten heran, wobei er die Uiskyflasche unauffällig in einer Gesäßtasche seiner Hose verschwinden ließ. »Zufällig wissen wir, dass deine Tante seit geraumer Zeit unter der Wirkung eines Letalen Fluches dahinsiecht! Und man muss keine Trollsprichwörter kennen, um zu wissen, dass Leute, die im Koma liegen, einem eher selten alkoholische Präsente zukommen lassen!«
Hippolit schlenderte zum Tisch hinüber und nahm eines der gerahmten Bilder in die Hand, die dort zwischen allerlei Unrat herumstanden. Er betrachtete es kurz, dann hielt er es Ulph hin.
»Ist sie das zufällig, Ihre Tante?«
Im Rahmen klemmte eine
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