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Der Elbenschlaechter

Der Elbenschlaechter

Titel: Der Elbenschlaechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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beflissen.
    »Perfekt.« Hippolit hatte in der Zwischenzeit allerlei thaumaturgische Gerätschaften aus seinem Miniaturlabor geholt, darunter einen Doppeldreifuß, ein Schälchen mit winzigen, in ihrer kristallklaren Transparenz fast unsichtbaren Kristallen sowie einen gut vier Fuß langen Faden aus silbrig glänzendem Material.
    »Was haben Sie vor?« Ulph, der die Vorbereitungen mit glasigem Blick beobachtete, wurde zusehends nervöser. Winzige Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn. »Wenn Sie vorhaben, mich zu foltern, werde ich Anzeige gegen Sie erstatten, bei der Stadtwache! Sie dürfen nicht …«
    »Wohl: Ein Thaumaturg, der die Schlinge der Wahrheit nach eigenem Gutdünken, sozusagen aus Spaß an der Freud, anwendet, macht sich strafbar, erfüllt diese Technik doch nachweislich den Tatbestand menschenunwürdiger Quälerei.« Penibel rückte Hippolit Dreifuß und Kristalle vor dem Stuhl in Position. »Da ich mich jedoch, wie ich bereits ausgeführt habe, im Besitz einer eidesstattlichen Sondergenehmigung befinde, unterschrieben vom Obersten Lenker des IAIT und von Justizminister Arzembolus höchstselbst, kann ich mich ruhigen Gewissens über die gängigen Erlasse hinwegsetzen.« Als er aufsah, blitzten seine blassen Augen kälter als Eis. »Zum letzten Mal, Ulph: Kooperieren Sie mit uns!«
    Ulph starrte unsicher von einem Beamten zum anderen. Aus den Schweißtröpfchen auf seiner Stirn war ein schmierig glänzender Film geworden. Er überlegte angestrengt, schien mit sich zu ringen. Dann erfasste sein flackernder Blick das Bild seiner Tante auf dem nahen Tisch.
    »Leckt mich doch, alle beide!«, stieß er unvermittelt hervor und spuckte Hippolit einen dicken weißen Schleimbatzen ins Gesicht.
    Grunzend riss Jorge die Fäuste in die Höhe, doch Hippolit gebot ihm mit einer raschen Geste Einhalt. Ohne den Blick von Ulph abzuwenden, ging er in die Hocke und entzündete ein Stück Kohle auf der unteren Etage des Doppeldreifußes. Sofort begann eine pulverige braunschwarze Substanz im oberen Schälchen, sich zu erwärmen, wenig später stieg dunkelgrüner Qualm in die Höhe.
    Ohne auf den schaumigen Speichel zu achten, der an seiner Wange hinabrann und auf den Kragen seines Gewandes tropfte, begann Hippolit, knurrende Laute und Silben in der uralten Sprache der Thaumaturgie zu artikulieren. Es klang, wie wenn bei einem verunglückten Wortwurf die Stimme des Absenders versehentlich rückwärts wiedergegeben wurde, gleichzeitig jedoch auch ganz anders. Einige der Befehlszeilen waren so lang, dass sie den Anschein erweckten, als könne ein Mensch sie unmöglich am Stück aussprechen, ohne zwischendurch Atem zu holen. Aber Hippolit konnte.
    Jorge, der Ritualen wie diesem schon unzählige Male beigewohnt hatte, ließ sich unauffällig auf eine Kante des ramponierten zweiten Stuhls sinken. Er vergewisserte sich, dass weder Ulph noch sein Vorgesetzter herüberschauten, fummelte die Uiskyflasche aus seiner Tasche und nahm einen raschen, großen Schluck.
    Auch von dem Schälchen mit den durchsichtigen Kristallen stieg nun, bedingt durch die thaumaturgischen Sentenzen, öliger Qualm auf. In unnatürlich zähen, grauen Schwaden vermischte er sich mit dem grünen Dunst aus dem Dreifuß. Anders als in Madame Gandas Erholungstempel verteilten sich diese Wolken jedoch nicht frei im Raum. Stattdessen stiegen sie, beständig in einem unerklärlichen Strudel um sich selbst tanzend, senkrecht in die Höhe. Hippolit trat hinzu und führte den silbernen, straff zwischen beiden Händen gespannten Faden unter beständigem Murmeln mehrmals schwungvoll durch den Rauchstrom.
    Ulph, der das exotische Schauspiel schwer atmend verfolgte, begann, halbherzig an seinen Fesseln zu zerren. Doch Jorge war, wie die meisten Trolle, ein Meister im Knotenknüpfen. Die Stricke hielten.
    Auf ein kaum merkliches Kopfnicken Hippolits hin erhob sich Jorge und half seinem Vorgesetzten, den dünnen Faden einmal um Ulphs nackten Brustkorb zu schlingen. Unmittelbar oberhalb seiner borstig behaarten Brustwarzen kam er zu liegen. Hippolit zog ihn straff und verknotete ihn so, dass er leicht ins Fleisch schnitt.
    Anschließend richtete er sich auf, sprach einen letzten, etwas lauteren Satz und beendete den Qualmausstoß, indem er den Dreifuß mit dem Schuh beiseite stieß.
    »Was werden Sie …«, begann Ulph kraftlos.
    »Du hältst jetzt die Luft an, Auswurf!«, blaffte Hippolit. »Ab sofort antwortest du nur noch, wenn du gefragt wirst!«
    Jorge, der seinen

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