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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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schrecklich. Es war ein Glück für Daeng, dass sie nicht ganz weiß war.
    Jetzt aber los, sie wollte endlich hoch auf Daengs Rücken. Ricarda zog sich die Schuhe aus, sie wusste ja schon so in etwa, wie das mit dem Aufsteigenfunktionierte. Doch Kaeo lächelte hinter seiner coolen Sonnenbrille verschmitzt und gab der jungen Elefantin ein Kommando. Ihr Rüssel wand sich um Ricardas Hüfte, fest und unglaublich muskulös, jeder Widerstand war zwecklos. Auf einmal baumelten Ricardas Füße in der Luft.
    »He!«, japste Ricarda, aber da war sie schon auf halbem Weg zu einem Sitzplatz auf Daengs Kopf. Sie krabbelte ganz nach oben, und der Rüssel gab sie frei, schlängelte sich zurück. Klar, dachte Ricarda, wer einen Baumstamm heben kann, der schafft ein Mädchen schon lange!
    Sie machte es sich bequem auf Daengs riesigem warmem Körper. Ihre Beine hingen jetzt zu beiden Seiten von Daengs Kopf herab, manchmal flappte ein Ohr, das sich wie trockenes, staubiges Leder anfühlte, gegen ihr Schienbein. Hier oben saß man gar nicht so schlecht und sicher besser als auf Daengs Rücken, auf dem sich wie bei den anderen Elefanten ein knochiges Rückgrat weit nach oben wölbte.
    Ricarda spürte, dass Daeng abwartete, um zu sehen, was ihre Reiterin vorhatte. Ihr Rüssel ringelte sich nach oben, tastete nach dem Menschen, der auf ihr saß. Leider hatte Ricarda nichts mehr, mit dem sie ihre neue Freundin beschenken konnte.
    »Was soll ich jetzt machen?«, fragte sie unsicher. Ganz schön hoch oben war sie jetzt, der Erdboden schien sehr weit entfernt. Hoffentlich fiel sie nicht runter, hatte Lampang eigentlich ein Krankenhaus?
    »Du sagst ihr mit Füßen und mit Stimme, was sie tun soll«, erklärte Kaeo und schaute zu ihr hoch. » Pai bedeutet vorwärts. Gleichzeitig du drücken sie mit den Zehen hinter dem Ohr.«
    Ricarda probierte es aus. Daeng machte einen Schritt nach vorne, überlegte es sich dann wieder anders und blieb stehen.
    »Fester mit den Zehen, nicht nur stupsen! Du musst das Kommando anders sagen.«
    »Wie denn? Lauter?« Ricarda hatte das Gefühl, sich gerade ziemlich dämlich anzustellen. Und schließlich hatten ihre Eltern es ihr schon tausendmal gesagt. Sprich doch bitte lauter, Ricarda! Es gab kaum etwas, das Ricarda mehr hasste als diesen Spruch.
    Zum Glück überraschte Kaeo sie. »Nein, nicht lauter«, winkte er ab. »Du hast schöne leise Stimme und Elefanten sehr gute Ohren. Aber so sagen, dass Daeng weiß, du meinst es ernst!«
    So bestimmt wie möglich wiederholte Ricarda den Befehl und drückte Daeng die Zehen hinter die Ohren. Und diesmal klappte es, gehorsam setzte sich die junge Elefantin in Bewegung. Ricarda spürte, wie sich Daengs große Schultern bewegten, aber es schaukelte nicht sehr, weich federten ihre runden Füße am Boden ab.
    »Und, wie es sich fühlt an?«, lachte Kaeo.
    Es war der rechte Moment, um die zwei Worte Thai anzubringen, die sie schon konnte. » Sabai sabai – alles prima!«
    Zwei Minuten später fiel Ricarda auf, dass Kaeo vergessen hatte, ihr den Befehl für »Halt!« beizubringen. Daeng marschierte einfach weiter, auf den Pfad zu, der zum Fluss führte. Anscheinend hatte sie Lust, das Bad von heute Morgen fortzusetzen.
    Von irgendwoher hörte sie Kaeo etwas rufen, aber ob es der Befehl war oder ein Fluch oder sonst was, konnte sie nur raten. Daeng ging noch ein bisschen schneller, sie hatte den Kopf gehoben und wirkte jetzt ausgesprochen gut gelaunt.
    »Sag ihr how, drück zusammen die Knie und nimm Zehen weg!«, rief Kaeo ihr jetzt zu.
    Ricarda tat es, und tatsächlich, Daeng wurde langsamer, hielt schließlich an. Puh, Glück gehabt.
    »Braaav«, seufzte Ricarda auf Deutsch und tätschelte ihre Elefantin. Daeng schnaufte, und dann ertönte etwas, was wie ein kleiner Wasserfall ganz in der Nähe klang. Kaeo sprach mit ihr, aber Ricarda konnte ihn nicht hören, weil das plätschernde Geräusch alles übertönte. Fragend drehte sie sich auf ihrem Hochsitz halb um und sah, dass auf der Erde gerade eine riesige gelbliche Pfütze entstand. So, so, das war also der Sturzbach gewesen.
    »Gut gemacht, ihr beiden«, sagte Kaeo und dann durfte Ricarda absteigen. Als sie wieder mit beiden Beinen auf der Erde stand, stellte sie fest, dass ihre Knie zitterten. Außerdem war ihre Wade aufgeschürft von der Haut der Elefantin und ihre Zehen taten weh. Egal! Es war herrlich gewesen. Dankbar strich sieDaeng über die Stirn und die junge Elefantin ringelte zutraulich den Rüssel um Ricardas

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