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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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man ganz schön Muskeln für, oder?«
    Chanida lachte begeistert, packte Sofia an einer Hand und zog sie mit sich, in Richtung einer friedlich fressenden Elefantin. Etwas langsamer folgte Ricarda. Sie fragte sich, welches der vielen Tiere Daeng sein mochte. Nein, sie waren nicht einfach groß und grau,Ricarda konnte sie schon ein wenig unterscheiden. Die Elefantin, an deren Seite die kleine Noi immer wieder zurückkehrte, hatte längere Beine als die anderen und eine herunterhängende Unterlippe. Ein anderes Tier hatte einen besonders stark gewölbten Kopf und sein Rüssel war auffällig rosa gesprenkelt. Auch die Ohrform sah bei jedem unterschiedlich aus, bei manchen Tieren – wahrscheinlich den älteren – war der obere Rand ein bisschen eingerollt. Nur zwei der Elefanten hatten Stoßzähne; Ricarda schätzte, dass es sich dabei um die Bullen handelte.
    Sofia und Chanida waren schon ein Stück voraus und lachten gerade über einen Witz. Die kleine Noi trabte hinter ihnen her und fing an, sich mit einem jüngeren Kalb zu balgen. Ein Tauziehen um einen Zweig begann, und dann, als das langweilig wurde, eine Rangelei mit verschlungenen Rüsseln.
    Mae Jai Di nahm die Ananas wohlwollend entgegen. Dann befahl Chanida der Elefantin, in die Knie zu gehen, und Sofia, die Schuhe auszuziehen. Sofia strengte sich an, um mit bloßen Füßen die Schulter ihres neuen Schützlings hochzuklettern und sich in ihren Nacken zu hieven. Geduldig ließ Mae Jai Di es sich gefallen, dass Sofia sie am Rand des grauen Ohrs packte, um sich hochzuziehen. Schließlich thronte Sofia oben und winkte stolz. Ricarda ließ die Mango fallen, wischte sich die Hände an der Hose ab und zückte die Digitalkamera – Sofia hoch auf dem Elefanten, das musste für die Nachwelt festgehalten werden!Vielleicht gab es hier sogar Internet, dann konnten sie das Foto an Lilly, Fabian und die anderen mailen.
    Als sie das nächste Mal hinschaute, angelte ein Rüssel nach der Mango, Sekunden später verschwand die Frucht in Mae Jai Dis Maul.
    » Nong , kleiner Bruder, holst du bitte eine neue?«, bat Chanida Tao, und der flitzte sofort los zur Obstkiste – gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass der Inhalt von einem Rüsseltier geplündert wurde.
    »Nächstes Mal kannst du bestimmt schon aufsteigen, während Mae Jai Di steht«, erklärte Chanida Sofia. »Der Befehl lautet song suung. Sie hebt dann ein bisschen das Vorderbein und du kletterst daran hoch nach oben. Wenn du wieder nach unten willst, sagst du hab suung. «
    Ricarda wurde immer zappeliger. Wann war sie endlich dran? Zum Glück kam kurz darauf Kaeo vorbei und schien zu erraten, was sie dachte, denn er nahm sie mit zu »ihrer« Elefantin Daeng. Sie war etwas kleiner als die anderen erwachsenen Tiere der Herde und wirkte zurückhaltender, aber freundlich. Wie ähnlich wir uns sind, dachte Ricarda mit einem schiefen Grinsen und fütterte ihre neuen Freundin mit einer Mango. Daengs Rüsselspitze schloss sich geschickt um die Frucht und beförderte sie zum Maul. Ricarda ertappte sich dabei, dass sie immer darauf schaute, was Daengs tastende, schnuppernde, greifende Rüsselspitze gerade machte; ihre neue Freundin zu füttern und ihr gleichzeitig in die Augen zu sehen ging nicht.
    »Wieso heißt sie Daeng, was bedeutet das?«
    »Rötliche Haut«, erklärte Kaeo und zeigte auf die vielen rosa Sommersprossen, die sich über Daengs Rüssel, Ohren und Körper zogen. »Leider ist es noch nicht genug, sonst könnte man sie weiß nennen. Ganz weiße Elefanten – Chang Phueak – haben davon noch viel mehr. Und sie haben auch ganz helle Augen.«
    »Weiße Elefanten sind gar nicht weiß, sondern rosa?« Ricarda war enttäuscht, als Kaeo nickte. Ein rosa Elefant, das sah bestimmt nicht sehr würdevoll aus, sondern eher so wie Sofias Schmuseschwein. Aber diesen Vergleich behielt sie wohl besser für sich.
    »Ist es eigentlich immer noch so, dass weiße Elefanten dem König gehören?«
    Kaeo nickte respektvoll. »Ja, soweit ich weiß, hat Seine Majestät im Moment zehn von ihnen in den königlichen Ställen.« Plötzlich grinste er. »Aber weißt du, was lustig ist? Wilde Elefanten selbst mögen weiße nicht, die stoßen sie aus ihren Herden. Manchmal hat man Chang-Phueak -Babys allein im Wald gefunden, über und über mit Matsch beschmiert. Wahrscheinlich ihre grauen Mamas hatten versucht sie zu tarnen, um sie zu schützen. Hat aber nichts genützt.«
    Ricarda war erschüttert. Sie fand das nicht lustig, sondern

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