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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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dem Rücken eines Elefanten.
    Nur einmal zögerte Daeng an einer Stelle, und diesmal hörte Ricarda wieder das eigenartige Pochen in der Luft, das ihr schon ganz zu Anfang aufgefallen war. Es klang, als würde irgendwo in der Ferne ein Lastwagen angelassen. Oder als seien schwere Maschinen auf einer Baustelle in Aktion. Aber es waren die Elefanten, die diese Geräusche ausstießen! Daengs ganzer Körper vibrierte.
    Ruang hatte ihre Schwierigkeiten bemerkt und kam mit Mae Suchada zurück, um ihr zu helfen.
    »Was ist das, dieses Geräusch?« fragte Ricarda fasziniert.
    »Sie reden«, erwiderte Ruang. »Mit Tönen, die zu tief für unsere Ohren sind. Für ihre Ohren auch. Sie spüren es mit den Fußsohlen.«
    Verblüfft blickte Ricarda auf Mae Suchada, die Daeng gerade mit einem tiefen Rumpeln Mut zu machen schien. Diese Tiere schafften es doch jeden Tag aufs Neue, sie zu überraschen!
    Mae Suchadas Unterstützung schien zu wirken, Daeng setzte sich wieder in Bewegung und es konnte weitergehen.
    Im Refuge wartete auf die Rückkehrer eine Überraschung – ein wohlhabender Geschäftsmann aus Chiang Mai hatte der Elefantenherde eine Ladung Obst gestiftet. Seven und Djorakhee waren gerade fertig damit, sie abzuladen. Gierig begannen zehn ausgewachsene Elefanten und zwei Kälber sich mit Ananas, Guaven, Mangos und Bananen vollzustopfen.
    Ricarda schaute sich das Spektakel vom Waldrand aus an, um die Elefanten nicht beim Fressen zu stören. Bis auf ihre Geräusche war es still und friedlich im Refuge. Ruang war mit dem roten Toyota in der Stadt, um irgendetwas zu erledigen. Die anderen Mahouts machten Pause und waren nicht in Sicht, nur Seven hielt gerade in der Nähe seinen Mittagsschlaf, die schmalen tätowierten Arme schlaff über der Brust gekreuzt. Er konnte sogar auf einem Stuhl sitzend einnicken und tat das auch regelmäßig, wenn er mal einen Moment Zeit hatte. Am Abend war er dafür richtig munter, dann fuhr er nach Lampang, wo er – wie Sofia über seinen Facebook-Eintrag erfahren hatte – Homepages für Kleinunternehmen entwickelte.
    Sofia und Chanida plauderten in luftiger Höhe auf der Veranda des Haupthauses miteinander.
    »Komm doch rauf!« rief Sofia, doch Ricarda dachte an den Ausflug nach Chiang Mai und winkte ab. Wahrscheinlich würde sie sich wieder fühlen wie ein fünftes Rad am Wagen. Viel lieber war sie in Nuans Nähe. Er saß im Schneidersitz neben Devi, zufrieden beobachte er das Festmahl seiner Elefantin. Devi sahschon etwas besser aus als zum Zeitpunkt ihrer Ankunft. Ihre Stirn wirkte nicht mehr so eingefallen und ihre Rippen waren nicht mehr so stark zu sehen. Das gute Futter im Refuge zeigte Wirkung.
    Noi tollte unter den riesigen Bäuchen der Erwachsenen umher und versuchte sich eine Kokosnuss zu angeln. Sie schaffte es zwar, aber dann musste sie feststellen, dass sie die Nuss nicht knacken konnte. Frustriert trat sie mit den Füßen darauf herum, ohne dass etwas passierte.
    Spontan tauschten Nuan und Ricarda einen amüsierten Blick. Ricarda fühlte, wie ihr Herz zu klopfen begann. Wie vertraut er und sie sich in manchen Momenten waren. Und das, obwohl sie bisher nur ein paar Worte gewechselt hatten.
    Ob sie es wagen konnte, sich zu ihm zu setzen? Wie er wohl reagieren würde?
    Doch bevor sie sich entscheiden konnte, rief ihm jemand etwas in Thai zu, anscheinend einer der Mahouts , und Nuan verschwand in Richtung der Hütten.
    Ricarda träumte vor sich hin, überlegte, wie sie ihre Legende weiterschreiben wollte … und die Wörter, die Sätze flogen ihr zu wie Schwalben auf pfeilschnellen Flügeln.

    Doch dann brach Unheil über das Reich herein. König Arakhar, der über das Nachbarreich Kharos herrschte, versuchte Surin zu erobern und fiel mit seiner Armee über das Land her. Nuan musste schnellstens zumPalast seines Vaters zurückkehren und ihn unterstützen. Als Heerführer sollte er neben seinem Vater in die Schlacht ziehen. Das Herz wurde ihm schwer, weil er die Kriegskunst hasste und das Leid fürchtete, das der Krieg über sein Volk und Ricarda bringen würde. In seiner Verzweiflung bat er seine kluge Elefantin Devi um Rat und hoffte, sie würde noch einmal zu ihm sprechen.
    Und tatsächlich, so geschah es. »Vielleicht kann ich dir helfen«, sprach Devi. »Schreibe dem fremden König einen Brief mit der Bitte um Frieden und lass ihn im Tempel Wat Phra That segnen. Wenn Arakhar den Brief vernichtet, wird ein Fluch über ihn kommen und ihn töten.«
    Nuan tat, wie sie ihn geheißen

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