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Der Elefanten-Tempel

Der Elefanten-Tempel

Titel: Der Elefanten-Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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meckern.
    »Es war gar nicht so schwer, ein Internet-Café zu finden«, erzählte Sofia und berichtete, was es von Marco, Lilly und ihren anderen Freunden Neues gab. »Fabian hat übrigens eine ganz lange Mail geschrieben, er wollte wissen, wie es dir geht – ich habe ihm gemailt, dass du total begeistert von den Elefanten bist. Dass man dich kaum noch von ihnen wegkriegt.« Sofia lachte.
    Das stimmt, dachte Ricarda. Und doch war es so viel mehr als das …
    Am Sonntag wurde nicht trainiert. Sofia zog sich gemütlich in einen Liegestuhl zurück und nahm sich ein Buch von Stephenie Meyer vor, Ricarda hatte einen Fantasyroman dabei und genoss es, auch mal richtig faul sein zu können. Doch dann kam Kaeo vorbei und meinte: »Habt ihr Lust, bei der Fußpflege zu helfen?«
    »Hab mich gerade festgelesen«, winkte Sofia ab.
    Ricarda war hin- und hergerissen, entschied sich dann aber fürs Mithelfen. Kaeo nickte lächelnd, er schien sich zu freuen. Während Ricarda neben ihm herging, dachte sie darüber nach, warum sich Sofia immer weniger für die Elefanten interessierte, obwohl sie so scharf darauf gewesen war, mitzufahren nach Thailand. Vielleicht war der Reiz des Neuen weg. Auch daheim wechselte sie schließlich ihre Hobbys in atemberaubender Geschwindigkeit. Allein im letzten Jahr hatte sie das Gitarrespielen, das Spanischlernen und die Mitarbeit bei den Rettungschwimmern abgehakt.
    Daeng hatte nicht viel Lust auf Fußpflege und ließ sich bitten, bevor sie endlich nacheinander die Füße hob. Kaeo inspizierte sie sorgfältig. »Wenn Elefant sich einen Dorn oder spitzen Stein in den Fuß tritt, dann entzündet sich, wenn du nichts machst«, erklärte er. »Gefährlich außerdem sind Risse im Fuß, das muss weg. Und Nägel müssen schön kurz sein. Normalerweise in Natur nutzen sich ab, aber hier nicht genug.«
    Er begann mit einer Feile an Daengs Nägeln und ihrem Fußbett herumzuraspeln. Zum Glück war Daeng nicht kitzelig wie Mae Suchada, und das Problem bestand eher darin, dass die ganze Prozedur ihr langweilig wurde. Deshalb bekam Ricarda die Aufgabe, sie mit Lob und kleinen Belohnungen abzulenken, während Kaeo sich den riesigen runden Füßen widmete. Ricarda war froh, dass sie nicht selbst alle vier Füße pflegen musste, beim ersten Versuch hielt sie nur zehn Minuten durch, dann wurden ihr die Arme lahm und in der warmen, feuchten Luft lief ihr der Schweiß über Gesicht und Rücken. Ihr T-Shirt hatte schon peinliche Schwitzflecken.
    Wo Nuan wohl gerade war? Sie hatte ihn den ganzen Vormittag über nicht gesehen. Ricarda hatte keine Lust, zu ihrem Roman zurückzukehren, stattdessen schlenderte sie über das Gelände und hielt Ausschau. Dabei kam sie an Laona vorbei. Noch immer verbrachte Ruang einen großen Teil des Tages mit ihr. Immerhin, sie wirkte schon ein wenig ruhiger, ließ sich sogar von Ruang berühren. Angst dagegen hatte Laona vor Dejan, dem Tierarzt des Refuge. Er hatte beinahe kupferfarbene Haut und ein flaches, zerfurchtes Gesicht; Ricarda fand, dass er problemlos in einem Indianerfilm hätte mitspielen können, als weiser Häuptling zum Beispiel oder – noch passender – als Medizinmann. Jeden Tag kam er, um nach der Wunde an Laonas Bein zu sehen.
    »Hat sich gemerkt, dass von mir Spritzenbekommt«, lachte Dejan, als Laona mal wieder mit dicht an den Kopf gepressten Ohren vor ihm zurückwich.
    Ruang reichte der Elefantin einen Klumpen Zuckerrohrbrei, eine begehrte Leckerei. Laona nahm ihn an, zögerte dann aber und steckte ihn nicht ins Maul. Stattdessen legte sie ihn auf den Boden, wühlte mit dem Rüssel darin herum, beförderte ein paar darin versteckte Tabletten heraus und fraß dann den Rest. Ruang und Dejan seufzten.
    »Ist schwer, Elefanten Medizin zu geben, sie wittern einfach alles«, meinte Ruang, als er Ricardas fragenden Blick bemerkte. »Ihr Pech, dann muss sie eben wieder eine Spritze bekommen. Okay?«
    Und Dejan machte seine Ausrüstung bereit.
    Doch so interessant das alles war, schnell kehrten Ricardas Gedanken wieder zu Nuan zurück. Hatte sich Sofia eigentlich schon bei ihm entschuldigt? Nein, das hätte sie mitbekommen. Ärger stieg in Ricarda auf. Es wäre doch wirklich nicht schwer, so ein paar Worte, und sie würde nicht mal einen Übersetzer brauchen, weil Nuan ja Englisch sprach!
    Sie entdeckte Nuan auf einem der Übungsplätze. Außer ihm war niemand hier, die anderen Mahouts waren heute, am Sonntag, bei ihren Familien, Chanida lag in der Hütte und Tao erlebte

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