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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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massive Platte aus grau gestrichener Eiche, an der nichts weiter zu bemer­ken war als ein schmaler Schlitz für Briefe und ein Sicher­heitsschloß, zu dem Reg endlich den Schlüssel fand.
    Er schloß auf und öffnete sie. Dahinter befand sich eine normale weiß-paneelierte Tür mit einem normalen Mes­singdrehknopf.
    »Kommen Sie rein, kommen Sie rein«, wiederholte Reg, während er diese Tür aufmachte und nach dem Lichtschal­ter suchte. Einen Moment lang warf nur die herunterge­brannte Glut eines Feuers in dem steinernen Kamin gei­sterhafte rote Schatten, die im Zimmer herumtanzten, aber dann überflutete das elektrische Licht alles und zerstörte den Zauber. Reg zögerte einen Augenblick merkwürdig angespannt auf der Schwelle, als wolle er sich von etwas überzeugen, ehe er hineinging, dann aber eilte er zumindest mit dem äußeren Anschein von Fröhlichkeit hinein.
    Es war ein großer, getäfelter Raum, den eine Sammlung liebenswert abgenutzter Möbel recht behaglich anfüllte. An der hinteren Wand stand ein großer, abgeschabter alter Ma­hagonitisch mit dicken, häßlichen Beinen, der mit Büchern, Akten, Broschüren und schwankenden Stapeln Papier be­laden war. Auf seinem eigenen Fleckchen stand auf diesem Schreibtisch, wie Richard amüsiert bemerkte, tatsächlich ein abgegriffener alter Abakus.
    Ein kleiner Regency-Schreibtisch stand gleich daneben, der ziemlich wertvoll hätte sein können, wäre er nicht so schlecht behandelt worden, dazu zwei elegante georgiani­sche Stühle, ein ungeheurer viktorianischer Bücherschrank und so weiter. Es war mit einem Wort ein Professoren­zimmer. Es hingen die einem Professor entsprechenden gerahmten Landkarten und Stiche an den Wänden, es lag ein fadenscheiniger, ausgeblichener Professorenteppich auf dem Boden, und es sah aus, als hätte sich darin jahrzehnte­lang nur wenig verändert, was wahrscheinlich der Fall war, weil ein Professor darin wohnte.
    Zwei Türen führten an jedem Ende der gegenüberliegen­den Wand nach draußen, und Richard wußte von früheren Besuchen, daß eine in ein Arbeitszimmer ging, das wie eine kleinere und konzentriertere Version dieses Zimmers aus­sah - noch größere Bücherhaufen, noch höhere Papierstapel in noch unmittelbarerer Gefahr umzukippen, Möbel, die, ganz egal, wie alt und wertvoll, über und über mit Alyria­den von Ringen heißer Tee- oder Kaffeetassen überzogen waren, auf denen in vielen Fällen wahrscheinlich immer noch dieselben Tassen standen.
    Die andere Tür führte in eine kleine, recht bescheiden ein­gerichtete Küche und zu einer gewendelten Innentreppe, an deren oberem Ende das Schlafzimmer und das Bad des Pro­fessors lagen.
    »Versuchen Sie, es sich auf dem Sofa bequem zu machen«, forderte Reg auf, der gastfreundlich herumfuhrwerkte. »Ich weiß nicht, ob Ihnen das gelingen wird. Ich habe immer das Gefühl, es ist mit alten Lappen und Bestecken vollge­stopft.« Er blickte ernst zu Richard rüber. »Haben Sie ein gutes Sofa?« fragte er.
    »Hm, ja.« Richard lachte. Ihn amüsierte die Albernheit dieser Frage.
    »Aha«, sagte Reg würdevoll. »Tja, vielleicht erzählen Sie mir mal, woher Sie's haben. Ich habe endlose Scherereien damit, wirklich endlos. Mein ganzes Leben lang habe ich kein bequemes Sofa aufgetrieben. Wie haben Sie denn Ih­res gefunden?« Er stieß mit leicht erstaunter Miene auf ein kleines Silbertablett, das er übersehen hatte, auf dem eine Karaffe mit Port und drei Gläser standen.
    »Tja, es ist komisch, daß Sie das fragen«, sagte Richard. »Ich habe noch nie drauf gesessen.«
    »Sehr klug«, beteuerte Reg mit ernstem Gesicht, »sehr, sehr klug.« Er führte ein Palaver, das dem vorigen glich, mit seinem Mantel und seiner Mütze.
    »Nicht daß ich es nicht gern täte«, sagte Richard. »Es ist nur so, daß es auf der Hälfte einer langen Treppe, die zu mei­ner Wohnung führt, festklemmt. Soviel ich herausbekom­men habe, haben die Lieferfahrer es ein Stück die Treppe hochgeschafft, kamen nicht weiter, drehten es in alle mögli­chen Richtungen, kriegten es nicht weiter und stellten dann merkwürdigerweise fest, daß sie es auch nicht wieder nach unten bekamen. Aber eigentlich ist das doch unmöglich.«
    »Komisch«, stimmte Reg zu. »Irreversiblen mathemati­schen Berechnungen über Sofas bin ich ganz bestimmt noch nie begegnet. Könnte ein neues Fach sein. Haben Sie mal mit einem Spezialisten auf dem Gebiet der Stereometrie gesprochen?«
    »Ich habe was viel besseres gemacht.

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