Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
alle zweck­dienlichen Fakten richtig ordnet und analysiert, so daß sie dann wie von selbst auf die richtige Lösung deuten. Der Ha­ken daran ist, daß die Lösung, auf die alle richtig geordneten und analysierten Fakten deuten, nicht unbedingt die Lösung ist, die man haben will.«
    »Jaaaaa ...«, hörte er Regs Stimme aus der Küche.
    »Also, Gordons wunderbarer Einfall war, ein Programm zu entwickeln, das es einem erlaubte, schon vorher ge­nau anzugeben, zu welcher Lösung man gelangen möchte, und ihm erst dann alle Fakten einzugeben. Die Aufgabe des Programms, die es mit absoluter Leichtigkeit zu lösen vermochte, war schlicht die, plausible Reihen logisch klin­gender Schritte zu vollziehen, um die Voraussetzungen mit der Schlußfolgerung zu verbinden.
    Und ich muß sagen, es funktionierte prächtig. Gordon konnte sich fast sofort einen Porsche kaufen, obwohl er vollkommen pleite und ein saumäßiger Fahrer war. Selbst sein Bankmann fand an seinen Argumenten nichts auszu­setzen. Auch als Gordon den Wagen drei Wochen später zu Schrott fuhr.«
    »Großer Gott. Und hat sich das Programm gut verkauft?«
    »Nein. Wir haben nie auch nur ein Stück verkauft.«
    »Sie erstaunen mich. Für mich klingt die Sache nach einem großen Knüller.«
    »War sie auch«, sagte Richard langsam. »Das ganze Pro­gramm wurde mit Sack und Pack vom Pentagon aufgekauft. Durch das Geschäft erhielt WayForward ein sehr gesundes finanzielles Fundament. Sein moralisches Fundament dage­gen ist etwas, wofür ich meine Hand nicht ins Feuer legen möchte. Ich habe neulich eine ganze Reihe der Argumente analysiert, die zugunsten des Star Wars-Projekts vorge­bracht werden, und wenn man weiß, wonach man suchen muß, ist das Algorithmenschema völlig klar.
    Und zwar dermaßen klar, daß, wenn ich einen Blick auf die amerikanische Verteidigungspolitik der letzten paar Jahre werfe, ich glaube, ziemlich sicher sagen zu können, daß die US Navy die 2.oo Version des Programms benutzt, während die Air Force aus irgendeinem Grund nur die Beta-Test-Version von 1.5 besitzt. Komisch, wirklich.«
    »Haben Sie eine Kopie davon?«
    »Natürlich nicht«, sagte Richard, »ich möchte nichts da­mit zu tun haben. Und als das Pentagon alles kaufte, kaufte es wirklich alles. Jedes Codeschnipselchen, jede Diskette, je­des Notizbuch. Ich war froh, als wir's los waren. Falls wir's wirklich los sind. Ich beschäftige mich jetzt nur mit meinen eigenen Projekten.«
    Er stocherte wieder in dem Feuer herum und überlegte, was er hier eigentlich tue, wo er doch so viel Arbeit hatte. Gordon lag ihm ständig in den Ohren, die neue Super­version von
Anthem
fertigzustellen, damit sie aus Macin­tosh II Vorteile ziehen konnten, und er war damit ziem­lich im Rückstand. Und was das geplante Modul anging, mit dem einlaufende Informationen über den Dow Jones­Aktienindex in Echtzeit in MIDI-Daten umgesetzt werden sollten, so hatte er damit nur einen Spaß machen wollen, aber Gordon war über die Idee natürlich völlig ausgeflippt und bestand auf ihrer Ausführung. Auch das sollte eigent­lich schon fertig sein und war's nicht. Plötzlich wußte er genau, warum er hier war.
    Nun, es war ein angenehmer Abend gewesen, auch wenn er nicht erkennen konnte, warum Reg so sehr erpicht drauf war, ihn wiederzusehen. Er nahm ein paar Bücher vom Tisch, der offensichtlich zugleich als Eßtisch diente, denn obwohl die Bücherstapel so aussahen, als lägen sie schon Wochen da, bewies das Fehlen von Staub unmittelbar um sie herum, daß sie erst vor kurzem bewegt worden waren.
    Vielleicht, dachte er, kann das Bedürfnis nach einem freundlichen Plausch mit jemand anderem so dringend werden wie alle anderen Bedürfnisse, wenn man in einer so abgeschlossenen Gemeinschaft lebt, wie es ein Cambridger College auch heute noch war. Er war ein liebenswerter al­ter Kauz, aber während des Abendessens war Richard klar geworden, daß viele von seinen Kollegen fanden, seine überspannten Einfälle bildeten eher eine schwerverdauli­che Dauerdiät - zumal sie selber so viele hatten, gegen die sie ankämpfen mußten. Ein Gedanke an Susan nagte an ihm, aber daran war er gewöhnt. Er blätterte in den beiden Büchern herum, zu denen er gegriffen hatte.
    Das eine, ein älteres, war ein Bericht über die Geisterer­scheinungen im Pfarrhaus von Borley, dem verwunschen­sten Haus in England. Der Rücken des Buches fiel langsam auseinander, und die Fototafeln waren so grau und un­scharf, daß man

Weitere Kostenlose Bücher