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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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dem Kalku­lationsschema willkürlich einen ganzen Schwung Zahlen heraus, kopierte sie, stopfte sie in sein eigenes Umwand­lungsprogramm, das die Zahlen nach seinen eigenen ex­perimentellen Algorithmen aufteilte, filterte und manipu­lierte, fütterte die umgewandelte Datei in
Performer
, ein starkes Sequenzprogramm, ein und überspielte das Ergeb­nis durch beliebige MIDI-Kanäle zu allen Synthesizern, die im Moment zufällig angeschaltet waren.
    Das Resultat war ein kurzer Ausbruch scheußlichster Ka­kophonien, und er stoppte das Ganze.
    Er ließ das Umwandlungsprogramm nochmal durchlau­fen, aber diesmal wies er es an, die Tonwerte nach G-dur zwangszuprojizieren. Das war ein Kniff, auf den er am Ende unbedingt verzichten wollte, weil er ihn für einen Schwindel hielt. Falls es irgendeine Grundlage für seinen unerschütterlichen Glauben gab, daß die Rhythmen und Harmonien der Musik, die für ihn höchst befriedigend waren, in den Rhythmen und Harmonien natürlicher Phäno­mene gefunden oder zumindest aus ihnen abgeleitet wer­den konnten, dann sollten sich befriedigende Ausführungs­und Intonationsformen auch natürlich ergeben und nicht erzwungen werden müssen.
    Im Moment erzwang er sie aber.
    Das Ergebnis war ein kurzer Ausbruch scheußlichster Ka­kophonien in G-dur.
    Soviel zu willkürlichen Abkürzungen.
    Die erste Aufgabe war relativ leicht und bestünde darin, einfach die Wellenform aufzuzeichnen, die von der Flü­gelspitze einer fliegenden Schwalbe beschrieben wird, und diese Wellenform dann in die Synthesizer einzugeben. Auf die Weise käme er zu einem einzigen Ton, was ein guter An­fang wäre, und länger als das Wochenende sollte er dafür nicht brauchen.
    Es sei denn natürlich, daß er kein Wochenende dafür zur Verfügung hätte, weil er irgendwie und irgendwann im Laufe des nächsten Jahres oder »Monats«, wie Gordon das immer nannte, die Version 2 von
Anthem
vom Tisch kriegen mußte.
    Was Richard unausweichlich auf das dritte brachte, wes­wegen er zitterte.
    Es bestand absolut keine Möglichkeit, sich dieses oder das nächste Wochenende Freizunehmen, um das Versprechen zu erfüllen, das er Susans Anrufbeantworter gegeben hatte. Und das würde, wenn es das Debakel dieses Abends nicht schon getan hatte, das unwiderrufliche Ende bedeuten.
    Aber so war's. Die Sache war passiert. Man kann mit einer Mitteilung auf dem Anrufbeantworter von jemand anderem nichts weiter tun, als den Dingen ihren Lauf zu lassen. Es war passiert. Es war nicht ungeschehen zu machen.
    Ein komischer Gedanke schoß ihm plötzlich durch den Kopf. Er überrumpelte ihn ziemlich, aber er konnte wirk­lich nicht erkennen, was falsch dran war.
     
     
    13. Kapitel
     
    Ein Fernglas sucht die nächtliche Londoner Silhouette ab, träge, neugierig, schnüffelnd. Ein kurzer Blick dahin, ein Blick dorthin, einfach um nachzusehen, was geschieht, ir­gend etwas Interessantes, irgend etwas Nützliches.
    Das Fernglas konzentriert sich, von einer leichten Bewe­gung angelockt, auf die Rückseite eines einzelnen Hauses. Einer dieser großen spätviktorianischen Villen. Jede Menge schwarze eiserne Abflußrohre. Mülltonnen aus grünem Pla­stik. Aber dunkel. Nein, nichts.
    Das Fernglas wandert gerade weiter, als es wieder eine leichte Bewegung im Mondlicht wahrnimmt. Das Fernglas stellt sich ein ganz klein wenig schärfer und versucht, ein Detail zu finden, eine scharfe Kante, einen leichten Kontrast in der Dunkelheit. Der Nebel hat sich mittlerweile gelich­tet, und die Dunkelheit glitzert. Das Glas stellt sich noch ein kleines, kleines bißchen schärfer.
    Da ist es. Irgend etwas, zweifellos. Diesmal nur etwas höher, vielleicht einen halben, vielleicht einen Meter. Das Fernglas konzentriert sich auf den Punkt und entspannt sich - ruhig sucht es nach dem scharfen Rand, sucht es nach dem Detail. Da. Das Fernglas konzentriert sich wieder - es hat sein Orientierungszeichen gefunden, das breitbeinig zwischen einem Fensterbrett und einem Abflußrohr hängt.
    Es ist eine dunkle Gestalt, die, flach gegen die Wand ge­preßt, nach unten blickt und nach einem neuen Halt für den Fuß sucht, nach oben blickt, um nach einem Sims zu suchen. Das Fernglas späht aufmerksam.
    Die Gestalt gehört einem großen, schlanken Mann. Seine Kleidung ist der Unternehmung angemessen, dunkle Hose, dunkler Pullover, aber seine Bewegungen sind ungeschickt und eckig. Nervös. Interessant.
    Das Fernglas wartet und überlegt, überlegt und bildet sich ein

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