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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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als ihm klar war, was er tat. Er hielt das Telefon an sein Ohr und wagte kaum zu atmen.
    »Regel Eins bei Einbrüchen«, sagte eine Stimme. »Geh nie ans Telefon, wenn du mitten in der Arbeit bist. Wie willst du dich denn melden, Herrgott nochmal?«
    Richard erstarrte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er wußte, wo er seine Stimme hingetan hatte.
    »Wer ist dort?« fragte er schließlich flüsternd.
    »Regel Zwei«, fuhr die Stimme fort. »Vorbereitung. Bringe die richtigen Werkzeuge mit. Handschuhe. Versuche, den leisesten Schimmer einer Idee davon zu haben, was du vor­hast, ehe du mitten in der Nacht von Fensterbrettern herun­terbaumelst.
    Regel Drei.
Niemals
Regel Zwei außer acht lassen.«
    »Wer ist dort?« rief Richard wieder.
    Die Stimme blieb gelassen. »Nachbarschaftswachdienst«,
    sagte sie. »Wenn du mal aus dem Hinterfenster guckst, siehst du ... «
    Richard nahm das Telefon, eilte hinüber ans Fenster und sah hinaus. Ein Blitz in der Ferne erschreckte ihn.
    »Regel Vier. Halte dich nie dort auf, wo du fotografiert werden kannst.
    Regel Fünf ... Hörst du mir zu, MacDuff?«
    »Was? Ja ...«, sagte Richard verblüfft. »Woher kennen Sie mich?«
    »Regel Fünf. Gib
nie
deinen Namen an.«
    Richard stand schweigend da und atmete heftig.
    »Ich halte einen kleinen Lehrgang ab«, sagte die Stimme, »wenn du interessiert bist ... «
    Richard sagte keinen Ton.
    »Du lernst bereits«, fuhr die Stimme fort, »langsam, aber du lernst. Wenn du rasch lerntest, hättest du mittlerweile längst aufgelegt. Aber du bist neugierig - und unfähig-, des­halb legst du nicht auf. Ich halte zufällig keinen Lehrgang für Einbrecherneulinge ab, so verlockend der Gedanke auch ist. Ich bin sicher, es gäbe Stipendien.
    Aber wenn ich so einen Lehrgang abhielte, würde ich dich gratis aufnehmen, denn auch ich bin neugierig. Neugierig darauf, warum Mr. Richard MacDuff, der, wie ich höre, jetzt ein wohlhabender junger Mann ist, etwas in der Computerindustrie, glaube ich, es plötzlich nötig haben sollte, auf Wohnungseinbrüche zurückzugreifen.«
    »Wer -?«
    »Ich ziehe also ein paar kleine Erkundigungen ein, rufe die Auskunft an und stelle fest, daß die Wohnung, in die er gerade einbricht, einer Miss S. Way gehört. Ich weiß, daß Mr. Richard MacDuffs Chef der berühmte Mr. G.Way ist, und frage mich, ob sie rein zufällig irgendwie miteinander verwandt sein könnten.«
    »Wer -?«
    »Du sprichst mit Svlad, allgemein als >Dirk< Cjelli be­kannt, der momentan unter dem Namen Gently firmiert, und das aus Gründen, die aufzuzählen in diesem Augen­blick müßig wäre. Ich wünsche dir einen wunderschönen guten Abend. Wenn du mehr wissen willst, bin ich in zehn Minuten im Pizza Express in der Upper Street. Bring ein bißchen Geld mit.«
    »Dirk?« rief Richard. »Du ... Willst du mich etwa erpres­sen?«
    »Nein, du Dummkopf, nur für die Pizzen.« Man hörte ein Klicken. Dirk Gently hatte aufgelegt.
    Richard stand eine Weile wie versteinert da, wischte sich noch einmal die Stirn und legte den Hörer vorsichtig auf, als wäre er ein verletzter Hamster. Sein Gehirn fing an, leise zu summen und am Daumen zu lutschen. Viele, viele kleine Synapsen tief unter seiner Großhirnrinde faßten sich bei den Händen und begannen herumzutanzen und Kinderlieder zu singen. Er schüttelte den Kopf, um sie vielleicht daran zu hindern, dann setzte er sich schnell wieder vor den An­rufbeantworter.
    Er kämpfte mit sich, ob er den Abspielknopf noch mal drücken sollte oder nicht, und dann machte er es einfach, ehe er zu einem Entschluß gekommen war. Kaum vier Sekunden leichter Orchestermusik waren sanft vorbeigeströmt, als man draußen in der Diele einen Schlüssel sich kratzend im Schloß drehen hörte.
    Voller Panik drückte Richard auf den Auswerf-Knopf, ließ die Cassette herausspringen, rammte sie sich in seine Jeanstasche und legte von dem Stapel frischer Cassetten, die neben dem Apparat lagen, eine ein. Neben seinem An­rufbeantworter zu Hause lag auch so ein Stapel. Susan aus dem Büro sorgte dafür - die arme, geduldige Susan aus dem Büro. Er mußte irgendwann mal daran denken, am Morgen Mitleid für sie zu empfinden, wenn er die Zeit und Sammlung dafür hatte.
    Plötzlich und ohne selber zu bemerken, daß er's tat, be­sann er sich anders. Blitzschnell holte er die Ersatzcassette wieder aus dem Apparat, legte die, die er eben an sich genommen hatte, an ihren Platz zurück, drückte auf den Rückspulknopf und machte einen Hechtsprung

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