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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Urteil.
    Der Mann ist deutlich ein blutiger Laie.
    Sieh dir sein Gefummel an. Sieh dir seine Ungeschickt­heit an. Seine Füße rutschen auf dem Abflußrohr aus, seine Hände erreichen nicht das Sims. Beinahe fällt er. Er wartet und schöpft Atem. Einen Moment lang klettert er wieder nach unten, scheint das aber noch schwieriger zu finden und hält inne.
    Er angelt wieder nach dem Sims, und diesmal erreicht er es. Sein Fuß schnellt hervor, um einen Halt zu finden, und verfehlt das Rohr beinahe. Hätte sehr eklig werden können, wirklich sehr eklig.
    Doch jetzt ist der Weg einfacher, und der Mann kommt besser voran. Er steigt auf ein anderes Rohr hinüber, erreicht ein Fenstersims im dritten Stock, flirtet kurz mit dem Tod, als er mühsam auf es zukriecht, und macht den Kardinal­fehler und blickt nach unten. Er schwankt kurz und lehnt sich benommen zurück. Er schirmt die Augen ab und späht ins Fenster, um zu kontrollieren, ob das Zimmer dunkel ist, dann macht er sich daran, das Fenster zu öffnen.
    Eines der Dinge, in denen der Laie sich vom Profi unter­scheidet, ist, daß dies der Augenblick ist, wo der Laie denkt, es wäre eine gute Idee gewesen, wenn er was mitgebracht hätte, womit er das Fenster aufbrechen könnte. Zum Glück für diesen Laien ist der Wohnungsinhaber ebenfalls ein Laie, und das Schiebefenster gleitet widerstrebend auf. Der Klet­terer kriecht ziemlich erleichtert hinein.
    Er sollte zu seiner eigenen Sicherheit eingelocht werden, denkt das Fernglas. Eine Hand streckt sich nach dem Tele­fon aus. An dem Fenster blickt ein Gesicht noch mal nach draußen und wird einen Moment lang vom Mondlicht er­faßt, dann taucht es wieder nach drinnen, um in seiner Be­schäftigung fortzufahren.
    Die Hand schwebt ein, zwei Momente lang über dem Te­lefon, während das Fernglas wartet und überlegt, überlegt und sich ein Urteil bildet. Doch dann greift die Hand nach dem Londoner Straßenplan von A – Z.
    Es tritt eine lange, geschäftige Pause ein, dann noch ein bißchen gespannte Arbeit für das Fernglas, und schließ­lich greift die Hand wieder nach dem Telefon, hebt ab und wählt.
     
     
    14. Kapitel
     
    Susans Wohnung war klein, aber geräumig, was ein Trick war, überlegte Richard angespannt, als er das Licht anknip­ste, den nur Frauen zuwege brachten.
    Es war natürlich nicht diese Beobachtung, die ihn so an­spannte - den Gedanken hatte er schon viele Male vorher gehabt. Eigentlich jedesmal, wenn er in ihrer Wohnung ge­wesen war. Er staunte jedesmal darüber, normalerweise, weil er gerade aus seiner eigenen Wohnung kam, die vier­mal so groß und lausig eng war. Er war gerade aus seiner eigenen Wohnung gekommen, nur auf einem ziemlich un­gewöhnlichen Weg, und genau das war es, was seine übliche Beobachtung ungewöhnlich anspannte.
    Trotz der Nachtkühle schwitzte er.
    Er sah noch mal aus dem Fenster, drehte sich um und schlich auf Zehenspitzen durch das Zimmer auf die Stelle zu, wo das Telefon und der Anrufbeantworter auf ihrem ei­genen kleinen Tischchen standen.
    Es gab keinen Grund, sagte er sich, auf Zehenspitzen zu schleichen. Susan war nicht da. Er wüßte nur wirklich allzu gern, wo sie war - genauso wie sie, sagte er sich, wahr­scheinlich nur allzu gerne gewußt hätte, wo er am frühen Abend gewesen war.
    Er bemerkte, daß er immer noch auf Zehenspitzen ging. Er schlug sich aufs Bein, damit er damit aufhörte, machte es aber trotzdem weiter.
    Die Außenwand hochzuklettern war grauenhaft gewe­sen.
    Er wischte sich die Stirn mit dem Ärmel seines ältesten und schmutzigsten Pullovers. Es war ein ekelhafter Augen­blick eingetreten, in dem sein Leben vor seinen Augen blitz­artig vorbeigezogen war, aber er war viel zu sehr mit dem Runterfallen beschäftig gewesen und hatte alle guten Stel­len verpaßt. Viele von den guten Stellen drehten sich um Su­san, wurde ihm klar. Susan oder Computer. Niemals Susan und Computer - das waren weitgehend die schlechten Stel­len gewesen. Weshalb er ja hier war, sagte er sich. Er schien gutes Zureden nötig zu haben und sagte es sich noch ein­mal.
    Er blickte auf seine Uhr. Elf Uhr fünfundvierzig.
    Ihm kam der Gedanke, daß er sich erst einmal die nassen, schmutzigen Hände waschen sollte, ehe er irgend etwas an­faßte. Nicht wegen der Polizei, sondern wegen Susans ent­setzlicher Reinemachefrau. Die würde es merken.
    Er ging ins Bad, drehte am Lichtschalter, wischte ihn ab, und starrte dann in dem hellen, neonbeleuchteten Spiegel in sein

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