Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
alten Klamotten?«
    »ja. Aber du denkst doch nicht etwa, daß ich so zum Din­ner in St. Cedd's gegangen bin?«
    »Tja, ich weiß nicht mehr, was du als vernünftiges Verhal­ten ansiehst.« Sie seufzte und kramte in einer kleinen Schub­lade herum. »Hier«, sagte sie, »wenn's dir das Leben rettet«, und reichte ihm ein paar Schlüssel an einem Ring. »Ich bin zu müde, um noch wütend zu sein. Ein Abend mit Michaels Gerede hat mir das ausgetrieben.«
    »Hmm, ich werde nie begreifen, warum du dich mit ihm zufriedengibst«, sagte Richard und ging den Kaffee holen.
    »Ich weiß, du magst ihn nicht, aber er ist sehr nett und kann auf seine traurige Art bezaubernd sein. Normaler­weise ist es sehr erholsam, wenn man mit einem dermaßen egozentrischen Menschen zusammen ist, denn er stellt ei­nem keine Fragen. Aber er ist von der Idee besessen, daß ich wegen seiner Zeitschrift etwas unternehmen kann. Das kann ich natürlich nicht. So funktioniert das Leben nicht. Aber er tut mir wirklich leid.«
    »Mir nicht. Er hat es sein ganzes Leben sehr, sehr leicht gehabt. Er hat's immer noch sehr, sehr leicht. Man hat ihm bloß sein Spielzeug weggenommen, das ist alles. Das ist ja wohl kaum ungerecht, oder?«
    »Es ist nicht die Frage, ob es gerecht ist oder nicht. Er tut mir leid, weil er unglücklich ist.«
    »Naja, natürlich ist er unglücklich. Al Ross hat aus Fnthom eine wirklich witzige, intelligente Zeitschrift gemacht, die plötzlich jeder lesen will. Vorher war sie nur ein stümper­haftes Sammelsurium. Ihre einzige wahre Aufgabe war, daß Michael alle Leute, die er wollte, zum Essen einladen und ih­nen Honig ums Maul streichen konnte unter dem Vorwand, daß sie vielleicht mal ein kleines Artikelchen schreiben wür­den. Er hat kaum jemals eine Nummer zustande gebracht. Das ganze Unternehmen war ein Schwindel. Er hat sich sel­ber damit gehätschelt. Ich finde das wirklich weder bezau­bernd noch einnehmend. Entschuldigung, ich rede unaus­gesetzt darüber und wollte es gar nicht.«
    Susan zuckte verlegen die Schultern.
    »Ich glaube, du übertreibst«, sagte sie, »ich denke aber, ich werde ihm aus dem Weg gehen, wenn er nicht locker­läßt, daß ich was tue, was ich einfach nicht tun kann. Das ist mir zu anstrengend. Na, hör zu, jedenfalls bin ich froh, daß du einen schrecklichen Abend hattest. Ich möchte darüber reden, was wir dieses Wochenende machen wollten.«
    »Ah«, sagte Richard, »tja ... «
    »Oh, am besten höre ich erst mal die Anrufe ab.«
    Sie ging an ihm vorbei zu dem Anrufbeantworter, spielte die ersten paar Sekunden von Gordons Anruf ab und ließ plötzlich die Cassette herausspringen.
    »Ich kann mich nicht damit abgeben«, sagte sie und reichte sie ihm. »Könntest du sie einfach morgen direkt Su­san im Büro geben? Spar ihr einen Weg. Wenn irgendwas Wichtiges drauf ist, kann sie's mir ja sagen.«
    Richard machte ein verständnisloses Gesicht, sagte: »Äh, ja«, und steckte das Band in die Tasche, während er vor Schreck über die plötzliche Rettung zu zittern begann.
    »Und sowieso, das Wochenende -«, sagte Susan und setzte sich auf das Sofa.
    Richard fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Susan, ich...«
    »Es tut mir leid, ich muß arbeiten. Nicola ist krank, und ich muß am Freitag in einer Woche im Wigmore für sie ein­springen. Wir spielen was von Vivaldi und was von Mozart, das ich nicht allzu gut kenne, und das bedeutet am Wochen­ende leider zusätzlich viel Üben. Tut mir leid.«
    »Also, wie sich's so trifft«, sagte Richard, »habe ich auch zu tun.« Er setzte sich neben sie.
    »Ich weiß. Gordon liegt mir in den Ohren, daß ich dich drängen soll. Ich wollte, er täte es nicht. Es geht mich nichts an und bringt mich in eine unangenehme Lage. Ich hab's satt, von Leuten unter Druck gesetzt zu werden, Richard. Wenigstens du machst das nicht.«
    Sie trank einen kleinen Schluck von ihrem Kaffee.
    »Aber ich bin sicher«, setzte sie hinzu, »es liegt eine Art Grauzone zwischen dem Umstand, unter Druck gesetzt, und dem, völlig vergessen zu werden, die ich ganz gerne mal näher erforschen würde. Nimm mich in die Arme.«
    Er nahm sie in seine Arme und fühlte, daß er unmäßig und unverdientermaßen glücklich war. Eine Stunde später ging er und stellte fest, daß der Pizza Express zu war.
    Unterdessen begab sich Michael Milton-Innerwoakes zu­rück zu seinem Haus in Chelsea. Im Fond des Taxis sitzend betrachtete er mit leerem Blick die Straßen und trommelte in einem

Weitere Kostenlose Bücher