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Der elektrische Mönch

Der elektrische Mönch

Titel: Der elektrische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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beste, ich suche eben schnell nach deinem Buch und schmeiße dich raus. Ich habe ein bißchen ernstliches Gehopse und Getobe zu erledigen, und ich weiß, wie das deine zarten Nerven angreift.«
    Sie nahm ihm ihren Mantel ab und hängte ihn auf. So­lange er ihn gehalten hatte, hatte es geschienen, als sei er von dieser Aufgabe vollkommen in Anspruch genommen und gegen alles andere blind. Ohne ihn wirkte er ein wenig verloren und nackt und als müsse er sich erst wieder im Leben zurechtfinden. Er wandte seine großen, schweren Augen Richard zu.
    »Richard«, sagte er, »ich, äh, habe deinen Artikel in ... in
Fathom gelesen
. Über Musik und, äh ...«
    »...fraktale Landschaft«, sagte Richard kurz. Er hatte keine Lust, mit Michael zu reden, und vor allem wollte er in kein Gespräch über Michaels jämmerliche Zeitschrift hin­eingezogen werden. Oder vielmehr über die Zeitschrift, die
früher
mal Michael gehörte.
    Das genau war der Aspekt des Gesprächs, in den er nicht hineingezogen werden wollte.
    »Äh, ja. Sehr interessant natürlich«, sagte Michael mit seiner seidenweichen, übermäßig abgerundeten Stimme. »Gebirgsformen und Baumformen und alles mögliche. Re­cycelte Algen.«
    »Rekursive Algorithmen.«
    »Ja, natürlich. Sehr interessant. Aber so falsch, so furcht­bar falsch. Für diese Zeitschrift, meine ich. Es handelt sich ja schließlich um
Kunst
kritik. Ich hätte sowas natürlich nie zu­gelassen. Ross hat sie total heruntergewirtschaftet. Total. Er wird gehen müssen. Das
muß
er. Er hat überhaupt kein Ge­spür und ist ein Dieb.«
    »Er ist kein Dieb, Mittwoch, das ist völlig absurd«, schnauzte Richard, der trotz aller Entschlossenheit, es nicht passieren zu lassen, sich augenblicklich hineinziehen ließ. »Er hatte nichts damit zu tun, daß du rausgeschmissen wurdest. Das war allein dein Fehler, und du ... «
    Es wurde angespannt Atem geholt.
    »Richard«, sagte Michael mit seiner sanftesten, gelassen­sten Stimme - sich mit ihm zu streiten war, als wenn man sich in Fallschirmseide verhedderte -, »ich glaube, du be­greifst nicht, wie wichtig ... «
    »Michael«, sagte Susan freundlich, aber bestimmt, und hielt die Tür auf. Michael Milton-Innerwoakes nickte schwach und schien zu schrumpfen.
    »Dein Buch«, setzte Susan hinzu und hielt ihm ein schma­les, ziemlich angejahrtes Buch über die Kirchenarchitektur der Grafschaft Kent hin. Er nahm es, murmelte irgendwel­che vagen Dankeschöns, blickte sich einen Moment lang um, als bemerke er plötzlich was ziemlich Seltsames, raffte sich dann wieder zusammen, nickte zum Abschied und verschwand.
    Richard hatte gar nicht wahrgenommen, wie sehr er sich verkrampft hatte, bis Michael ging und er sich plötzlich ent­spannen konnte. Er hatte sich schon immer über die nach­sichtige Schwäche geärgert, die Susan für Michael hatte, auch wenn sie sie zu verbergen versuchte, indem sie immer wahnsinnig ruppig zu ihm war. Vielleicht sogar deshalb.
    »Susan, was soll ich dir sagen ...?« begann er lahm.
    »Du könntest zu allererst mal >Autsch< sagen. Selbst diese Genugtuung hast du mir nicht gegönnt, als ich dir eine ge­klebt habe, und ich dachte schon, es wäre ziemlich derb ge­wesen. Gott, ist das kalt hier drin. Wieso ist denn das Fenster sperrangelweit offen?«
    Sie ging es zumachen.
    »Ich hab's dir doch erzählt. So bin ich reingekommen«, sagte Richard.
    Er hörte sich ganz so an, als wolle er erreichen, daß sie sich überrascht zu ihm umdrehte.
    »Wirklich«, sagte er, »wie in der Schokoladenreklame, nur daß ich das Konfekt vergessen habe ... « Er zuckte schüch­tern mit den Achseln.
    Sie starrte ihn verwundert an.
    »Was um alles auf der Welt hat dich denn geritten, daß du das gemacht hast?« fragte sie. Sie steckte den Kopf zum Fenster hinaus und schaute nach unten. »Du hättest dir den Hals brechen können«, sagte sie, als sie sich zu ihm um­drehte.
    »Hm, äh, ja ...«, sagte er. »Es schien nur der einzige Weg ... ich weiß nicht.« Er fing sich wieder. »Du hast deinen Schlüssel wiederhaben wollen, erinnerst du dich?«
    »Ja. Ich hatte genug davon, daß du immer kamst und meine Speisekammer plündertest, wenn du keine Lust hattest, selber was einzukaufen. Richard, bist du wirklich die Außenwand hochgeklettert?«
    »Naja, ich wollte hier sein, wenn du nach Hause kommst.«
    Sie schüttelte verdutzt den Kopf. »Es wäre sehr viel bes­ser gewesen, wenn du hier gewesen wärst, als ich wegging. Trägst du deshalb diese dreckigen

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