Der elektrische Mönch
glauben, daß es sowas wie Privatdetektive gab.
Was waren das überhaupt für Leute? Wie sahen sie aus, wo arbeiteten sie?
Was für einen Schlips würde man tragen, wenn man Privatdetektiv wäre? Wahrscheinlich müßte es genau die Sorte Schlipse sein, von denen die Leute nicht erwarteten, daß Privatdetektive sie trügen. Man stelle sich vor, so ein Problem zu klären, wenn man gerade aufgestanden ist!
Bloß aus reiner Neugier, und weil die einzige Alternative dazu war, sich an das
Anthem
- Programm zu setzen, blätterte er plötzlich in den Gelben Seiten herum.
Privatdetektive - siehe Detekteien.
In so einem soliden, nüchternen Zusammenhang wirkten die Wörter fast drollig. Er blätterte in dem Buch zurück. Drogerien, Drachen, Dolmetscher, Diskjockeys, Detekteien...
In dem Moment klingelte das Telefon und er meldete sich ein bißchen kurz angebunden. Er mochte es nicht, unterbrochen zu werden.
»Irgendwas nicht in Ordnung, Richard?«
»Oh, hi, Kate, 'tschuldige, nein. Ich war ... mit meinen Gedanken woanders.«
Kate Anselm war eine andere Starprogrammiererin bei WayForward Technologies. Sie arbeitete an einem langfristigen Projekt über Künstliche Intelligenz, so einem Ding, das sich wie ein absurdes Hirngespinst anhörte, bis man sie darüber reden hörte. Gordon mußte sie ziemlich regelmäßig darüber reden hören, teils weil er wegen der Summen, die es kostete, nervös war, teils weil, naja, es wenig Zweifel gab, daß Gordon Kate sowieso gern reden hörte.
»Ich wollte dich nicht stören«, sagte sie. »Es ist nur, daß ich andauernd versuche, Gordon zu erreichen, und kriege ihn nicht. Er meldet sich weder in London noch im Landhaus, nicht in seinem Wagen und auch nicht über den Pieper. Es ist nur so, daß für jemanden so Kontaktwütigen wie Gordon es ein bißchen merkwürdig ist. Weißt du, ob er Telefon in seinem Isoliertank hat? Sicher.«
»Ich habe ihn seit gestern nicht gesprochen«, sagte Richard. Plötzlich fiel ihm das Band wieder ein, das er aus Susans Anrufbeantworter genommen hatte, und hoffte zu Gott, daß es nichts Wichtigeres in Gordons Anruf gebe als das Gequatsche über Kaninchen. Er sagte: »Ich weiß, daß er ins Landhaus fahren wollte. Äh, ich weiß nicht, wo er ist. Hast du mal versucht -« Richard konnte sich nicht denken, wo man's sonst noch versuchen konnte -»...äh. Großer Gott.«
»Richard?«
»Wie merkwürdig ... «
»Richard, was ist denn los?«
»Nichts, Kate. Äh, ich habe nur gerade was ganz Erstaunliches gelesen.«
»Wirklich? Was liest du denn gerade?«
»Tja, das Telefonbuch, tatsächlich ... «
»Wirklich? Da muß ich gleich los und mir auch eins besorgen. Sind die Filmrechte schon vergeben?«
»Hör zu, entschuldige, Kate, kann ich zurückrufen? Ich weiß nicht, wo Gordon im Augenblick ist, und ..«
»Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, wie es ist, wenn man's nicht erwarten kann, endlich umzublättern. Sie spannen einen immer bis ganz zum Schluß auf die Folter, stimmt's? Da muß Zbigniew dahinterstecken. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.« Sie legte auf.
Auch Richard legte auf und starrte auf die gerahmte Anzeige, die er in den Gelben Seiten vor sich liegen hatte.
DIRK GENTLY'S
HOLISTISCHE DETEKTEI
Wir klären das
ganze
Verbrechen auf
Wir finden die
ganze
Person
Rufen Sie heute an,
und Ihr Problem wird
ganz
gelöst
Unsere Spezialität:
entlaufene Katzen und verwickelte Scheidungen
33a Peckender St., London N1, 01-354 9112
Die Peckender Street war nur wenige Minuten zu Fuß entfernt. Richard schrieb sich die Adresse auf, zog seinen Mantel an und trabte die Treppe runter, wobei er kurz stehenblieb, um nochmal rasch das Sofa zu inspizieren. Es müsse, dachte er, etwas schrecklich Naheliegendes sein, das er einfach übersah. Das Sofa saß in einer leichten Windung des langen, schmalen Treppenhauses fest. An dieser Stelle befand sich statt der Stufen ein Treppenabsatz von ein paar Metern Länge, der in seiner Position mit dem Absatz direkt unter Richards Wohnung übereinstimmte. Doch seine Untersuchung brachte keine neuen Erkenntnisse, und er kletterte schließlich über das Sofa weg und trat aus der Haustür.
In Islington kann man kaum mit einem Backstein schmeißen, ohne drei Antiquitätenläden, einen Grundstücksmakler und ein Buchgeschäft zu treffen.
Auch wenn man sie nicht wirklich trifft, löst man sicher ihre Alarmanlagen aus, die nicht vor Ablauf des Wochenendes
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